Regelmäßig erreichen uns Anfragen bezüglich der Keimung von Saatgut. Im Folgenden haben wir die aus unserer Erfahrung wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Aussaat und Jungpflanzenanzucht zusammengefasst.

Lichtbedingungen und Feuchtigkeit für die Keimung

Dunkelkeimer
Die meisten Gemüsesorten sind Dunkelkeimer. Dies bedeutet, dass die Samen bei der Aussaat mit Erde bedeckt werden. Als Faustregel gilt eine Saattiefe, die etwa 2- bis 3-mal dem Durchmesser des Samenkorns entspricht. Beispielweise bei Tomaten wäre das eine Saattiefe von 0,5 bis maximal 1 cm. Bei Bohnen (ausgenommen Ackerbohnen) ist die Saattiefe sogar eher noch geringer. Nach einer alten Bauernregel mögen „Bohnen die Glocken läuten hören“. Später können die Pflanzen bei Bedarf für einen festen Stand und ein kräftiges Wachstum angehäufelt werden.

Die Ansaaten werden mit einem Blumensprüher befeuchtet, oder es kann in die Unterschalen der Aussaatgefäße gegossen werden. Die Erde saugt das Wasser auf. Stehendes Wasser sollte jedoch vermieden werden. Bei zu viel Nässe können die Samen faulen oder es können später die Sämlinge absterben.

Lichtkeimer
Bei Lichtkeimern werden Samen nur auf das Aussaatsubstrat gestreut, leicht angedrückt und nur mit wenig oder gar nicht mit Erde bedeckt. Lichtkeimer sind unter anderem Salate, wie Kopf- und Pflücksalat, manche Kräuter wie beispielsweise Basilikum und viele Blumen, vor allem Wildblumen. Die Saaten werden mit einem Blumensprüher großzügig befeuchtet. Um ein Austrocknen der Samen währen der Keimzeit zu vermeiden kann eine Klarsichtfolie / Frischhaltefolie aus dem Haushalt über die Aussaatschalen gespannt werden. Bei Saaten direkt ins Beet muss vor allem in Trockenperioden regelmäßig vorsichtig gegossen werden, damit die Samen für die Keimung genügend Feuchtigkeit erhalten. Die Aussaatschalen werden an ein helles Fenster gestellt.

Temperaturbedingungen für die Keimung

Kaltkeimer / Frostkeimer
Manche Gemüsearten und viele Blumen und Wildpflanzen benötigen einen Kältereiz um zu keimen. Oft sind niedrige Temperaturen ausreichend, manche Pflanzen benötigen jedoch Frost für das Auslösen der Keimung. Typische Kaltkeimer sind beispielsweise die Kerbelrübe, der Gute Heinrich oder die Gartenakelei. Die Samen solcher Pflanzen werden bereits im Spätherbst, im Winter oder sehr früh im Frühjahr gesät. Andere Samen wie beispielsweise Feldsalat und manche Salatsorten gehen bei zu hohen Temperaturen in eine Keimruhe, eine Keimung erfolgt erst bei niedrigeren Temperaturen meist unter 20 Grad. Daher lassen Sommersaaten von Feldsalat sortenabhängig oft lange auf sich warten.

Eng gesäte Sämlinge von Salat, die bald pikiert werden können

Eng gesäte Sämlinge von Salat, die bald pikiert werden können

Hohe Keimtemperaturen für wärmeliebende Gemüsearten
Andere Gemüsearten benötigen dagegen besonders hohe Keimtemperaturen von etwa 22 – 28 Grad. Dies betrifft viele der wärmeliebenden Gemüsearten wie Tomaten und vor allem Paprika, Chili und Auberginen. Die notwendigen Keimtemperaturen werden erreicht, wenn die Aussaatschalen über einer Heizung oder auf einer Wärmematte aus dem Gartenhandel stehen. Auch in diesem Fall empfiehlt es sich die Aussaatschalen mit Klarsichtfolie abzudecken, um ein Austrocknen der Saaten zu vermeiden. Stimmt die Keimtemperatur keimen die Samen dieser wärmeliebenden Pflanzen artabhängig in der Regel zwischen 5 und 10 Tagen.

Lichtangebot und Temperaturen nach der Keimung

Pflanzen, die auf der Fensterbank vorgezogen werden, benötigen nach der Keimung einen sehr hellen, sonnigen und eher kühleren Platz. Dafür werden die Aussaatgefäße von der Wärmequelle genommen und die Folie wird entfernt. Besonders Tomaten müssen eher kühler stehen, da sie ansonsten zu Geilwuchs neigen. Die Pflanzen werden dann auf der Suche nach Licht lang und dünn, und oft auch gelblich. Als Faustregel vor allem für Tomatensämlinge gilt daher: Je geringer das Lichtangebot, desto kühler müssen die Pflanzen stehen. Gemüsearten wie Kohl oder Salat, die ohnehin mit kühleren Temperaturen gut zurechtkommen, müssen nach der Keimung für eine kompakte Entwicklung der Jungpflanzen sehr hell und kühl gestellt werden. Meist ist der Schutz und die Wärmeentwicklung in einem Gewächshaus oder Frühbeet auch in den Frühjahrsmonaten ausreichend. Lediglich bei Minustemperaturen sollten die Pflänzchen vorübergehend ins Haus geholt werden.

Vorziehen oder Direktsaat

Vorziehen von frostempfindlichen Kulturen
Viele der frostempfindlichen Gemüsearten müssen auf Grund ihrer Kulturdauer im Haus vorgezogen werden. Eine Aussaat erst in der bei uns warmen Jahreszeit würde kaum mehr eine Ernte bringen. Dafür ist die Sommersaison bei uns zu kurz.

Bewährte Aussaatzeiten sind:

  • Auberginen, Paprika und Chili Ende Januar bis Ende Februar
  • Tomaten Mitte Februar bis Mitte März (bei schlechten Lichtverhältnissen lieber etwas später säen, wenn die Tage wieder länger werden)
  • Kürbisse und Zucchini Mitte April und Gurken Ende April (in der Regel ist dieser Zeitpunkt ausreichend, frühere Saaten werden  leicht überständig. Überalterte Pflanzen benötigen nach dem Pflanzen an den endgültigen Standort oft länger, um einzuwurzeln und zügig weiter zu wachsen.)
  • Stangenbohnen Mitte bis Ende April.
Sämlinge von Paprika

Sämlinge von Paprika

Zu beachten: Auspflanzen erst etwa Mitte Mai nach den letzten Frösten, den Eisheiligen. Dabei die Wetterprognosen im Blick behalten! Außerdem sollten die Pflanzen vorab abgehärtet werden, indem man sie zwischendurch schon nach draußen stellt. So können sich die Jungpflanzen an die Witterung, also an Sonne, Regen, Wind, kühlere Temperaturen, etc. gewöhnen. Ein Kälteschock oder Sonnenbrand nach dem Auspflanzen wird dadurch vermieden.

Vorziehen zum Schutz vor Schädlingen
Ein Vorziehen von Jungpflanzen kann auch bei Gemüsearten, die man direkt säen könnte, von Vorteil sein. Frische Keimlinge sind stärker von Schädlingen gefährdet, daher kann ein Vorziehen beispielsweise von Salat, Kohlrabi, usw. durchaus sinnvoll sein. Zudem lässt sich bei vorgezogenen Jungpflanzen der Pflanzabstand besser einschätzen. Ein Auspflanzen an den endgültigen Standort ist in der Regel im Laufe des April möglich. Bei kalter Witterung können die Jungpflanzen vorübergehend mit Gartenvlies geschützt werden.

Pikieren und Pflanzen

Vorgezogene Sämlinge pikieren
Kulturen wie Tomaten, Paprika und Salate, die vorgezogen werden, können in Aussaatschalen gesät und nach der Bildung des 2. Blattpaars in Töpfchen oder Pflanzpaletten pikiert werden. Das heißt die Sämlinge werden vereinzelt und für eine gute Entwicklung verpflanzt. Vor allem bei Tomaten bietet diese Methode den zusätzlichen Vorteil, dass bereits zu lang geschossene Pflanzen tiefer gesetzt, also zu lange Stiele bis zu den Keimblättern eingetopft werden können. Die Stiele treiben Seitenwurzeln und ein guter Stand und ein kompaktes Wachstum werden unterstützt.

In Aussaattabletts pikierte Kohlpflanzen

In Aussaattabletts pikierte Kohlpflanzen

Jungpflanzenanzucht ohne Pikieren
Auf Grund ihrer empfindlichen Wurzeln sollten Gurken, Melonen, Kürbisse und Zucchini nicht pikiert werden. Wir säen sortenabhängig einen oder mehrere Samen in einen Topf, wo die Pflänzchen bis zum Auspflanzen an den endgültigen Standort verbleiben. Mehrere Sämlinge werden dabei nicht mehr geteilt, sondern gemeinsam gesetzt. Auf diese Weise verfahren wir auch mit vorgezogenen Stangenbohnen. Gesät werden 5 bis 7 Korn in einen Topf und die Jungpflanzen werden Mitte Mai zusammen an jeweils eine Bohnenstange gesetzt.

Gurkenjungpflanzen im Topf

Gurkenjungpflanzen im Topf

Direktsaaten ohne Voranzucht
Nicht alle Gemüsearten sind zum Vorziehen geeignet. Viele Wurzelgemüse (Radieschen, Pastinaken, Karotten, …) und Gemüsekulturen für die eine hohe Anzahl an Sämlingen benötigt wird (Spinat, Gartenmelde, Erbsen, Asia-Salate für Baby-Leaf, …)  sowie viele Blumen und Kräuter sollten direkt ins Gartenbeet gesät werden.

Aussaaterde und Gemüseerde

Für die Aussaat kann nährstoffarme Aussaaterde oder Kokossubstrat und Ähnliches aus dem Gartenhandel verwendet werden. Bei einer Aussaat in solche Erden muss jedoch frühzeitig in eine reichhaltige Gemüseerde pikiert werden, damit die Sämlinge genügend Nährstoffe erhalten und sich gut entwickeln können. Für ein Vorziehen ohne Pikieren ist die nährstoffarme Aussaaterde nicht geeignet. Die Pflanzen blieben dann klein und unterentwickelt. Bei uns säen wir direkt in ausgereifte Komposterde, gewonnen aus unserem Gartenkompost. Die Aussaat gelingt darin prächtig und die Sämlinge entwickeln sich kräftig, auch wenn sie aus Zeitgründen mal länger in den Aussaatschalen verbleiben müssen. Komposterde aus Kompostieranlagen ist dagegen für die Aussaat meist nicht geeignet.


Die Solawi Gartencoop Freiburg baut für ihre Mitglieder einen samenfesten Überwinterungs-Blumenkohl an. Der Blumenkohl mit der frühen Ernte ist beliebt und als Überwinterungssorte ein wertvolles Gemüse früh im Jahr. Die Gärtnerinnen und Gärtner mussten jedoch vor einigen Jahren feststellen, dass das Saatgut dafür nirgendwo mehr nachgebaut wird. Die Pflanzen auf ihren Äckern waren möglicherweise die letzten existierenden Pflanzen der Blumenkohlsorte Wainfleet.

Es beginnt eine Initiative und Zusammenarbeit mit der Organisation ProSpecieRara Deutschland, um den Überwinterungs-Blumenkohl Wainfleet zu retten. Der folgende Film zeigt die Stationen im Anbauleben des Blumenkohls Wainfleet bis zur Samenernte. Gleichzeitig wird eine erfolgreiche Geschichte des kleinbäuerlichen Engagements für den Erhalt samenfester Sorten und einer ökologischen solidarischen Landwirtschaft erzählt, die den marktwirtschaftlichen Zwängen trotzt.
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Überwinterungsanbau von Salaten und bestimmten Gemüsesorten war lange Zeit eine wichtige Methode, um früh im Jahr eine frische Ernte zu erhalten.
Heute ist der Überwinterungsanbau „aus der Mode gekommen“. Geheizter Gewächshausanbau und Gemüseimporte haben sich etabliert und viele alte Sorten für den Überwinterungsanbau sind verloren gegangen oder stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Nutzpflanzen.

Wir haben bei uns gute Erfahrungen mit Überwinterungssorten gemacht und bauen jährlich im Herbst verschiedene Salate wie Brauner Winter oder Zimska Salata Zupanja an. Ebenso seit vielen Jahren den Brokkoli Purple Sprouting, der wie Blumenkohl Wainfleet eine Ernte in der eher Gemüsearmen Zeit bietet. Ein kaltes Gewächshaus leistet dabei zusätzlich gute Dienste.

Mit Hilfe der Bingenheimer Saatgut AG will die Gartencoop genügend Samen produzieren, so dass auch auf anderen Äckern Wainfleet angebaut werden kann. Allerdings befindet sich das Wainfleet-Projekt noch in der Erprobungsphase und es ist noch nicht klar, wann Samen von Überwinterungs-Blumenkohl Wainfleet erhältlich sein könnten.

 


Auch wenn wir im Juli nicht wirklich an den Winter mit Kälte und kurzen Tagen denken mögen, ist jetzt die richtige Zeit um für die Herbst- und Winterernte vorzusorgen. Von Juli bis in den Oktober hinein können noch eine ganze Reihe an Gemüsen und Salaten gesät und gepflanzt werden.

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Salatpflanzen für die Ernte in der kalten Jahreszeit

Während einige Kulturpflanzen wie Kürbisse oder Paprika die volle sommerliche Wachstumsperiode benötigen, gedeihen andere Gemüse und viele Salate in den zunehmend kürzer werdenden Tagen nach der Sommersonnwende.

Mit der richtigen Pflanzenauswahl lassen sich bis in den Winter hinein Salat und frisches Gemüse ernten. Wichtig dafür ist neben der Sortenauswahl der passende Aussaattermin.

Mit einem Kaltgewächshaus, einem großen Folientunnel oder einem Frühbeet kann die Saison zudem verlängert und frisches Grün für eine Ernte über den ganzen Winter kultiviert werden. Ebenso sorgt ein Überwinterungsanbau für die erste Ernte im folgenden Frühjahr.
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SÄEN UND PFLANZEN IM JULI

Bis Mitte Juli können noch Karotten für die Herbst- und Winterernte gesät werden. Vor allem einige der rot-violetten Sorten sollten ohnehin erst relativ spät gesät werden, da sie bei zu früher Aussaat zu einjährigen Schossern ohne Wurzelbildung neigen. Eine empfehlenswerte samenfeste violette Sorte mit orangefarbenem Herz ist beispielsweise Karotte „Lila Lu“.

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Herbsternte mit Chinakohl und Asia-Salat Mizuna

Kopfkohl wie Weiß- und Rotkraut oder auch Rosenkohl müssen bereits im Frühling gesät werden. In der Jahresmitte kann dafür noch schnell wachsender Kohl wie Chinakohl und Pak Choi vorgezogen und etwa Anfang bis Mitte August gepflanzt werden. Ebenso ist bis Anfang Juli noch eine Aussaat von Überwinterungsbrokkoli  „Purple Sprouting“ und verschiedenen Grün- und Palmkohlsorten möglich. Gute Erfahrungen haben wir vor allem mit dem Sibirischen Kohl „Red Russian“ mit einer späten Aussaat im Laufe des Julis gemacht.

Für die Spätsommerernte können noch viele Salate wie Romanasalate, schossfeste Sommerkopfsalate und Zichorien- bzw. Endiviensalate gesät und gepflanzt werden.

Mitte bis Ende Juli ist dann Aussaatzeit für verschiedene Sorten von Herbstrübchen und Winterrettichen, die durch ihre gute Lagerfähigkeit auch nach stärkeren Frösten den winterlichen Speiseplan weiterhin bereichern. Unser Favorit unter den Rettichen ist der violettschalige Winterrettich „Blauer Herbst und Winter“ mit seinem milden Geschmack. Außerdem ist es Zeit für die Aussaat von Herbst- und Lagerkohlrabi wie „Superschmelz“ oder „Dyna“..
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SÄEN UND PFLANZEN IM AUGUST

Im August können Spinat und Feldsalat für die Herbsternte gesät werden. Vorgezogene Herbstsalate und Endivien werden jetzt gepflanzt. Dazu ist Anfang August Aussaattermin für weitere Salate für die Ernte etwa bis zum Jahresende. Dazu gehören beispielsweise die wohlschmeckende, alte und seltene Salatsorte „Schwarzsämiger Winterkrachsalat“ oder Kopfsalat „Wunder der vier Jahreszeiten“. Beide können dann im September an freiwerdende Plätze im Gewächshaus oder Frühbeet gepflanzt werden.

Mitte August lässt sich noch Schnittmangold für die Herbsternte als Baby-Leaf säen. Eine Sorte mit feinem Geschmack und hoher Kälteverträglichkeit ist  „Mangold Gelber Schnitt“, die bei uns in keinem Jahr für die Herbsternte fehlen darf. Ende August ist außerdem die Zeit um im geschützten Anbau Winterportulak zu säen, der im Winter und im kommenden Frühjahr eine willkommene und gesunde Salatbeigabe sowie ein frisches Gemüse darstellt.
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Gartenrauke

SÄEN UND PFLANZEN IM SEPTEMBER

Auch der September bietet noch eine Reihe interessanter Ansaaten. So können Gartenrauke und verschiedene Sorten winterharter Asia-Salate am besten in Reihen ausgesät werden. Freiland und geschützter Anbau sind möglich, wobei der Anbau im Gewächshaus oder Frühbeet die Erntesaison erheblich verlängern kann. Die Ernte erfolgt je nach Witterung bis in den Winter hinein sowie im frühen Frühjahr als Baby-Leaf. Dasselbe gilt für Winterspinat, wie unsere Lieblingssorte „Eli Peter“, der nun gesät und in milden Wintern bereits im November und Dezember oder ansonsten im nächsten Frühjahr geerntet wird.

Ein besonderes Augenmerk gilt im September den Überwinterungssalaten. Empfehlenswerte Sorten sind beispielsweise die Kopfsalate „Brauner Winter“, der auf der Roten Liste der gefährdeten Nutzpflanzen steht und „Zimska Salata Zupanja“, der ursprünglich aus Kroatien kommt. Beides alte Sorten, die wir jedes Jahr im Überwinterungsanbau haben und sozusagen bereits zu Haussorten geworden sind. Bei Aussaat bis Mitte September und Pflanzung im Oktober im geschützten Anbau bilden die Überwinterungssalate im Herbst noch eine kleine Blattrosette. Im kommenden Frühjahr bei steigenden Temperaturen und höherer Lichtverfügbarkeit beginnen die kleinen Salate rasch zu wachsen und schenken uns eine besonders frühe Salaternte.

Der Anbau von Überwinterungssalaten ist übrigens eine alte Tradition, die fast in Vergessenheit geraten ist. Es lohnt sich auch mit anderen Salatsorten dazu zu experimentieren. Außerdem handelt es sich bei diesen Salaten um samenfeste Sorten, die auch selbst wieder vermehrt werden können.
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Viele weitere Tipps und Sortenempfehlungen für die Versorgung in der kalten Jahreszeit gibt es im Buch „Von der grünen Wiese zum Selbstversorgergarten“ >

 


Eines meiner Lieblingsgemüse, vor allem im Frühling, ist der Spinat. Er ist einfach anzubauen, schnellwüchsig und mit einem gestaffelten Anbau verschiedener Sorten erreicht man eine beinahe nahtlose Herbst-, Winter- und Frühlingsversorgung.

Überwinterungsspinat Eli Peter

Einige alte Spinatsorten sind dabei besonders erwähnenswert, da sie neben einer ausgeprägten Winterhärte über einen besonders guten Geschmack verfügen. Unser Favorit ist die Archivsorte „Eli Peter“, die wir über die Saatgutarche Franken vor Jahren bekommen haben und seitdem auch erhalten und vermehren.

Vergleichsanbau Spinat mit samenfesten Sorten
Vor einigen Jahren haben wir im Spätsommer und Herbst drei Spinatsorten zum Vergleich angebaut. Anfang August und vorrangig für die Herbsternte „Epinard America“ und „Verdil Winterriesen“. Der Amerikaner erzielte bei einem weichen und geschmackvollen Blatt sowohl im Herbst als auch im Frühling eine frühere und auch reichere Ernte, als die bekannte Vergleichssorte. Im Oktober wurde „Eli Peter“ im Freiland gesät und hat uns ab März mit vielen feinen Spinatblättern versorgt. Geschmacklich die beste Sorte. Bei einer Aussaat im September / Oktober im geschützten Anbau konnten wir schon mehrmals an Weihnachten Baby-Spinat von dieser kältetoleranten Sorte ernten.

Eine weitere empfehlenswerte Sorte ist der Spinat „Frühes Riesenblatt“, geeignet für den Überwinterungsanbau und vor allem für den frühen Anbau. Im kalten Gewächshaus ab Januar und im Freiland ab Februar sind bei moderaten Witterungsverhältnissen erste Saaten möglich. Bei späteren Kälteeinbrüchen sollte vorübergehend mit Gartenflies abgedeckt werden.

Alte scharfsamige Spinatsorten
Beide Spinatsorten, „Eli Peter“ und „Frühes Riesenblatt“ sind alte Sorten, was auch an der Form der Samen zu erkennen ist. Gegenüber den moderneren Züchtungen mit runden Samen verfügen die alten Spinatsorten über spitzsamiges Saatgut. Im Laufe der Züchtung wurden die scharfkantigen Spitzen an den Samen weggezüchtet. Möglicherweise ging dabei leider auch das weiche Blatt und der feine Geschmack verloren.

Scharf- bzw. spitzsamige Samen von alten Spinatsorten

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Ein einfaches Spinatrezept – nicht nur für den Osterbrunch

Spinat lässt sich äußerst vielseitig zubereiten. Bei den Mengen an Spinat, die wir so manches Mal im Frühjahr ernten können, ist auch Kreativität in der Küche gefragt um keine „Spinatlangeweile“ aufkommen zu lassen. Ein einfaches Rezept, das lauwarm oder auch kalt zu genießen und unser Favorit beim Osterbrunch gewesen ist, möchten wir hier gerne vorstellen.
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Spinat mit Knoblauch und Walnüssen

500 g Spinat
4 -5 Knoblauchzehen
Olivenöl
Salz
3 EL Walnüsse in Stückchen

Spinat waschen und gegebenenfalls größere Stiele aussortieren. Knoblauch in feine Scheiben scheiden. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und portionsweise den Knoblauch glasig andünsten und die noch nassen, jedoch abgetropften Spinatblätter zugeben. Etwas salzen und den Spinat bei kleiner Flamme zusammenfallen lassen bis er eine weiche und geschmackvolle Konsistenz hat. Den fertig gegarten Spinat in eine vorgewärmte flache Schüssel geben. Den Vorgang wiederholen bis der gesamte Spinat und Knoblauch aufgebraucht ist. Die Walnüsse in wenig Olivenöl unter Zugabe von etwas Salz vorsichtig rösten, bis sie einen süßlichen Geschmack annehmen. Die Nüsse auf dem Spinatgemüse anrichten.

An Ostern wurde der Spinat bei uns mit gekochten Eiern und Burrata serviert. Guten Appetit!

Weitere Rezepte und Infos zu Spinat >

Samen der Spinatsorten „Eli Peter“ und „Frühes Riesenblatt“ sind über unseren Online-Shop für samenfestes Saatgut erhältlich >

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Saisonrückblick 2023
Die vergangene Gartensaison in Frühling und Sommer hat für die meisten von uns Gärtnerinnen und Gärtnern eine besondere Herausforderung dargestellt.

Ein kaltes Frühjahr gefolgt von ungewöhnlicher Hitze und Trockenheit im Frühsommer. All die frisch gepflanzten Jungpflanzen ausreichend zu wässern, war kaum möglich. Dann ein Temperatursturz im Hochsommer und in der Folge wieder extreme Wärme, gekoppelt mit Starkregen. Ende August haben bei uns eine Überschwemmung und tagelanger Starkregen dazu geführt, dass die anhaltende Nässe bei verschiedenen Kulturen zu Fäulnis der Früchte und zum Absterben ganzer Pflanzen geführt hat.

Dafür war die Ernte in den langen warmen Spätsommer hinein bei verschiedenen Tomaten und bei Paprika durchaus rekordverdächtig.

Tomate Gezahnte Bührer Keel und Kipflerbohne Gelbe aus Österreich

Vorbereitung auf kommende Wetterereignisse?
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich jede Gartensaison unterschiedlich gestaltet und die Wetterereignisse nicht planbar sind. In den Medien werden auf Grund der Dürrephasen trockenheitsresistente Nutzpflanzen beschworen. Doch was nützt die trockenheitsresistente Pflanze, wenn auf die Hitzeperiode Starkregen und damit einhergehend Staunässe folgt?

Andere Empfehlungen lauten, sich Pflanzen aus wärmeren Klimazonen anzuschaffen. Jedoch haben wir keine Verlässlichkeit auf warme und trockene Sommer. 2021 mit einem kühlen und nassen Sommer sowie der kalte Spätsommer 2022 (zumindest bei uns in Süddeutschland) haben kaum mehr die Trockenbohnen einer gewöhnlichen Stangenbohne ausreifen lassen, geschweige denn Sojabohnen oder Kichererbsen.

Zudem bieten viele Pflanzen aus anderen Klimazonen – und dies gilt besonders für den Zierpflanzenbereich – keine Nahrung für unsere einheimischen Bienen, Schmetterlinge und anderen Insekten.

Vielfalt für Ertragssicherheit
Nehmen wir an, Sie haben eine Tomate die Ihnen außerordentlich gut schmeckt und sie bauen davon 20 Pflanzen an. Die Tomate ist leider nicht sonderlich gut Freiland geeignet und in einem Jahr wie 2021 sterben die Tomaten selbst im Tomatenhaus an der Braunfäule ohne nennenswerte Ernte dahin.

Stellen wir uns vor, Sie haben 20 verschiedene Tomatensorten. Bunt gemischt, von Ihrer Lieblingstomate über Tomaten mit guter Freilandeignung wie De Berao, Galinas Sibirian Cherry, Tomaten aus der Züchtung für kühlere Klimazonen wie Alaska, Wildtomaten wie Humboldtii und besonders wärmebedürftige Tomaten mit hohem Ertrag wie Landshuter Riese, Beuteltomate. Dies ist nur eine kleine Auswahl und beliebig erweiterbar … Egal wie sich das Wetter gestaltet, Sie werden keinen totalen Ernteausfall erleben. Egal ob es kühl und nass ist oder extreme Hitze und Trockenheit herrscht – ein Teil der Tomaten wird jedes Jahr eine nicht zu verachtende Ernte bringen.

Vielfaltsgärtnerei mit samenfesten Sorten
Dieses Beispiel der Tomaten lässt sich auf viele beliebte Gartengemüse und andere Pflanzen im Garten übertragen. Je vielfältiger der Anbau, umso eher ist ein befriedigender Ernteertrag zu erwarten. Eine besondere Rolle spielen dabei die alten und samenfesten Gemüsesorten, die sich an einem Standort immer wieder vermehrt, an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen können.

Robuste Gemüsearten in Mischkultur

Ebenso sind für die Selbstversorgung grundsätzlich robuste Gemüsearten und mehrjährige Kulturen interessant. Mischkulturen sind zusätzlich wichtig, da durch die Wetterkapriolen auch ein erhöhter Schädlingsdruck zu beobachten war.

Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur
In meinem 2022 erschienen Buch werden viele Sortenempfehlungen vorgestellt, die aus unserer Erfahrung auch mit wechselnden Wetterereignissen gut zurechtkommen. Zudem werden alternative Methoden zur Bewirtschaftung von Gärten, unter anderem in Bezug auf Mulchwirtschaft, Wassermanagement, Humusaufbau und Ansiedlung von Nützlingen aufgezeigt.

Hier gehts zum Buch „Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur“>
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