Eine der ersten Gemüsepflanzen, die im Haus vorgezogen wird ist die Aubergine. Sie ist nicht die Einfachste in der Kultur, auch nicht bei allen beliebt, es lohnt jedoch ihr ein wenig Aufmerksamkeit zu zollen und für die eine oder andere Auberginen-Sorte einen passenden Platz im Garten einzuplanen.

Weiße Aubergine Dourga

Aubergine, Melanzane, Eierfrucht, im englischen Eggplant und botanisch Solanum melongena … verschiedene Namen für ein Fruchtgemüse aus der Familie der Nachtschattengewächse, das ursprünglich aus Südostasien stammt. In ihrer Heimat in verschiedensten Varietäten angebaut, fristet die Aubergine in unseren Supermärkten ein einseitiges Dasein in Form einheitlicher violettfarbiger, keulenförmiger Früchte. Dass sich Gemüse-Liebhaber davon kaum überzeugen lassen, liegt wohl auch an einer gewissen Geschmacklosigkeit dieser modernen Züchtungen.

Ganz anders die vielfältigen Auberginen, die über den Erdball verteilt in vielen Ländern zu finden sind. Und die alten Auberginen-Sorten, die schon viele Jahrzehnte oder sogar das eine oder andere Jahrhundert in Europa kultiviert werden. Sorten, die verschiedenste Formen und Farben aufweisen, geschmacklich variieren und bereits manche Auberginenverweigernde davon überzeugt haben, welch wunderbares Gemüse die Aubergine ist.
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Ein Hoch auf die Eierfrucht

Ein Hoch auf die Eierfrucht hat der Schweizer Züchter Zollinger auf die Auberginenvielfalt ausgebracht und 42 Auberginen-Sorten im Test angebaut. Es sind die Früchte eines wissenschaftlichen Versuchs, der im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft durchgeführt wurde. Das Projekt soll auch Gastronomen auf den Geschmack bringen.

Schließlich muss Erhaltenswertes gegessen werden: „Damit sich Sortenvielfalt lohnt“, sagt Zollinger, „müssen wir sie auf dem Teller sehen.“

In der Zeitschrift Salz & Pfeffer, einer Publikation für die Gastronomie, wurden Ergebnisse des Anbaus und die Verwendung verschiedener Auberginen-Sorten in der Gourmet-Küche veröffentlicht. Zusammen mit den wunderschönen Fotos der Auberginen eine einzigartige Hommage an die Eierfrucht.

Zum Artikel: Ein Hoch auf die Eierfrucht >

Aubergine Frühviolette und Rotonda Sfumata di Rosa

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Bewährte Auberginensorten für den Hausgarten

Auf Grund der Herkunft der Aubergine und der damit verbundenen Wärmebedürftigkeit ist sie leider nur bedingt für den Anbau in unseren Breiten geeignet. Die meisten Sorten sollten im Gewächshaus kultiviert werden und nur einzelne in unserer Klimaregion gezüchtete Auberginen eignen sich für den Anbau im Freiland.

Wer unseren Blog schon länger verfolgt kennt vermutlich unsere Freiland-Favoritin „Frühviolette“, eine Auberginensorte die ursprünglich vermutlich aus Tschechien stammt und heute auf der Roten Liste der gefährdeten Nutzpflanzen steht. Wir bauen die „Frühviolette“ seit etwa 10 Jahren im Freiland an und vermehren sie. Durch ihre Robustheit, den frühen Ertrag und guten Geschmack hat sie sich einen festen Platz in unserem Garten erobert. Eine weitere unserer liebsten Auberginen-Sorten ist „Rotonda Bianca Sfumata di Rosa“, eine Züchtung aus Italien. Im Gewächshaus kultiviert und bei guter Nährstoff- und Wasserversorgung bringt sie sehr große, ovale Früchte hervor, die ihrem Namen entsprechend weiß und rosa überhaucht sind. Eine wahre Schönheit und geschmacklich vielleicht die beste Aubergine die wir kennen.

Samen unserer Auberginen-Sorten im Garten des Lebens Online-Shop >

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Ausaat- und Anbautipps für die Aubergine

Jetzt ist Aussaatzeit für die Aubergine. Die Samen sollten ab Ende Januar bis Ende Februar in Aussaatschalen gesät werden. Für eine zügige Keimung benötigen Auberginen eine Keimtemperatur von mindestens 25 bis 28 Grad. Um diese Temperatur zu erreichen, können die Aussaatschalen über eine Heizung oder auf eine Wärmematte gestellt werden.

Nach der Keimung bleiben die Auberginen-Sämlinge in einem Raum mit Zimmertemperatur und sollten an einem möglichst hellen und sonnigen Fenster stehen. Nach einigen Wochen werden die kleinen Auberginen-Pflanzen in Töpfchen vereinzelt und in eine nährstoffreiche Gemüseerde gepflanzt. An ihren endgültigen Standort im Garten kommen die Auberginen erst ab Mitte Mai, nach den letzten Frösten und bei anhaltend warmer Witterung.

Auberginen benötigen reichlich Wasser und mögen es luftfeucht. Sie können vor allem bei großer Hitze über Kopf gegossen werden. Das Gießwasser darf jedoch nicht kalt aus der Leitung kommen. Temperiertes Regenwasser, zum Beispiel aus Regentonnen, ist gut geeignet. Außerdem müssen die Pflanzen wieder abtrocknen können. Ein Zuviel an Nässe kann zu Schimmelbildung an den Blüten führen, die in der Folge abfallen und keine Früchte mehr ausbilden.

Die Früchte der Auberginen werden unreif geerntet, bevor sie Samen bilden. Dann haben sie auch den besten Geschmack. Die Früchte haben zu diesem Zeitpunkt die sortentypische Größe und eine meist glänzende Schale. Gehen sie in Reife wird die Schale matt und die Farbe schlägt nach und nach ins gelbliche um.

Weitere Tipps für die Voranzucht wärmeliebender Gemüsesorten >
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Saisonrückblick 2023
Die vergangene Gartensaison in Frühling und Sommer hat für die meisten von uns Gärtnerinnen und Gärtnern eine besondere Herausforderung dargestellt.

Ein kaltes Frühjahr gefolgt von ungewöhnlicher Hitze und Trockenheit im Frühsommer. All die frisch gepflanzten Jungpflanzen ausreichend zu wässern, war kaum möglich. Dann ein Temperatursturz im Hochsommer und in der Folge wieder extreme Wärme, gekoppelt mit Starkregen. Ende August haben bei uns eine Überschwemmung und tagelanger Starkregen dazu geführt, dass die anhaltende Nässe bei verschiedenen Kulturen zu Fäulnis der Früchte und zum Absterben ganzer Pflanzen geführt hat.

Dafür war die Ernte in den langen warmen Spätsommer hinein bei verschiedenen Tomaten und bei Paprika durchaus rekordverdächtig.

Tomate Gezahnte Bührer Keel und Kipflerbohne Gelbe aus Österreich

Vorbereitung auf kommende Wetterereignisse?
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich jede Gartensaison unterschiedlich gestaltet und die Wetterereignisse nicht planbar sind. In den Medien werden auf Grund der Dürrephasen trockenheitsresistente Nutzpflanzen beschworen. Doch was nützt die trockenheitsresistente Pflanze, wenn auf die Hitzeperiode Starkregen und damit einhergehend Staunässe folgt?

Andere Empfehlungen lauten, sich Pflanzen aus wärmeren Klimazonen anzuschaffen. Jedoch haben wir keine Verlässlichkeit auf warme und trockene Sommer. 2021 mit einem kühlen und nassen Sommer sowie der kalte Spätsommer 2022 (zumindest bei uns in Süddeutschland) haben kaum mehr die Trockenbohnen einer gewöhnlichen Stangenbohne ausreifen lassen, geschweige denn Sojabohnen oder Kichererbsen.

Zudem bieten viele Pflanzen aus anderen Klimazonen – und dies gilt besonders für den Zierpflanzenbereich – keine Nahrung für unsere einheimischen Bienen, Schmetterlinge und anderen Insekten.

Vielfalt für Ertragssicherheit
Nehmen wir an, Sie haben eine Tomate die Ihnen außerordentlich gut schmeckt und sie bauen davon 20 Pflanzen an. Die Tomate ist leider nicht sonderlich gut Freiland geeignet und in einem Jahr wie 2021 sterben die Tomaten selbst im Tomatenhaus an der Braunfäule ohne nennenswerte Ernte dahin.

Stellen wir uns vor, Sie haben 20 verschiedene Tomatensorten. Bunt gemischt, von Ihrer Lieblingstomate über Tomaten mit guter Freilandeignung wie De Berao, Galinas Sibirian Cherry, Tomaten aus der Züchtung für kühlere Klimazonen wie Alaska, Wildtomaten wie Humboldtii und besonders wärmebedürftige Tomaten mit hohem Ertrag wie Landshuter Riese, Beuteltomate. Dies ist nur eine kleine Auswahl und beliebig erweiterbar … Egal wie sich das Wetter gestaltet, Sie werden keinen totalen Ernteausfall erleben. Egal ob es kühl und nass ist oder extreme Hitze und Trockenheit herrscht – ein Teil der Tomaten wird jedes Jahr eine nicht zu verachtende Ernte bringen.

Vielfaltsgärtnerei mit samenfesten Sorten
Dieses Beispiel der Tomaten lässt sich auf viele beliebte Gartengemüse und andere Pflanzen im Garten übertragen. Je vielfältiger der Anbau, umso eher ist ein befriedigender Ernteertrag zu erwarten. Eine besondere Rolle spielen dabei die alten und samenfesten Gemüsesorten, die sich an einem Standort immer wieder vermehrt, an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen können.

Robuste Gemüsearten in Mischkultur

Ebenso sind für die Selbstversorgung grundsätzlich robuste Gemüsearten und mehrjährige Kulturen interessant. Mischkulturen sind zusätzlich wichtig, da durch die Wetterkapriolen auch ein erhöhter Schädlingsdruck zu beobachten war.

Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur
In meinem 2022 erschienen Buch werden viele Sortenempfehlungen vorgestellt, die aus unserer Erfahrung auch mit wechselnden Wetterereignissen gut zurechtkommen. Zudem werden alternative Methoden zur Bewirtschaftung von Gärten, unter anderem in Bezug auf Mulchwirtschaft, Wassermanagement, Humusaufbau und Ansiedlung von Nützlingen aufgezeigt.

Hier gehts zum Buch „Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur“>
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Milpa bezeichnet ein landwirtschaftliches System, das von den Maya in Mittelamerika Jahrhundertelang betrieben wurde und auch heute noch besteht. Verschiedene Nutzpflanzen werden im Milpa-System in Mischkultur angebaut.

Kern der Milpa ist dabei der Mais, ein Grundnahrungsmittel in den mittelamerikanischen Ländern. Meist wird der Mais von Bohnen und Kürbis begleitet, zusammen werden sie die drei himmlischen Schwestern genannt.

Die drei Schwestern bieten notwendige Komponenten für eine ausgewogene Ernährung: Kohlehydrate sind vorrangig im Mais enthalten, Bohnen sind reich an pflanzlichem Eiweiß und der Kürbis liefert Mineralstoffe und Vitamine.

Gleichzeitig unterstützen sich diese drei Nutzpflanzen gegenseitig. Der Mais dient der Bohne als Rankhilfe, die Bohne kann mit Hilfe von Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln (wie andere Leguminosen auch) Stickstoff aus der Luft in bodenverfügbaren Stickstoff umwandeln und der Kürbis bedeckt den Boden und schützt vor Austrocknung, Erosion und übermäßigem Beikrautbewuchs. Durch die Mischkultur wird eine einseitige Ausnutzung des Bodens vermieden und zusammen mit weiteren Nutzpflanzenarten, Kräutern und Blütenpflanzen bietet die Milpa Lebensraum für Nützlinge.

Milpa in der Vergangenheit
Der Erfolg der Milpa mit ihren fruchtbaren Böden dürfte in der Vergangenheit zusätzlich daher rühren, dass das Milpa-System einige Jahre in Folge angebaut wurde und die Fläche dann wieder als Brache der Natur überlassen wurde. Für die spätere erneute Nutzung wurde der entstandene Wildwuchs mittels Brandrodung entfernt und verkohlte Pflanzenreste und Asche dienten der Anreicherung des Bodens.

Milpa im Hausgarten
Das Milpa-System lässt sich ebenso auf den Hausgarten übertragen, auch wenn wir hier nicht von Feldern, sondern von Beeten sprechen. Ein einfaches Milpa-Beet vereint die drei Schwestern Mais, Bohne und Kürbis.

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Für den Anbau in unseren Breiten ist dabei folgendes zu beachten:

  • Mais und Bohne müssen in ihren Wachstumseigenschaften auf einander abgestimmt sein. Üppig wuchernde Bohnensorten mit starker Belaubung würden auch hohe Maispflanzen quasi ersticken. Spezielle Maisbohnen und Bohnensorten mit mäßigem Wachstum passen zu hohen Maissorten. Für kleinere Maissorten eignen sich auch Reiserbohnen mit einer Höhe von etwa 1,50 m bis maximal 1,80 m.
  • Die Pflanzabstände müssen weiter bemessen sein, als bei Einzelkultur der jeweiligen Gemüsearten. Schließlich muss der Kürbis noch genügend Licht erhalten und auch die Bohne benötigt ihren Freiraum zwischen den Maispflanzen.
  • In unseren Breiten sind die Temperaturen zur Pflanzzeit oft noch recht niedrig, sodass sich der Mais nur zögerlich entwickelt. Werden Mais und Bohne gemeinsam gesät, ist es möglich, dass die Bohne den Mais überwuchert, bevor er stark genug ist und als Rankhilfe dienen kann. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, den Mais ab Mitte April vorzuziehen und nach dem Auspflanzen Mitte Mai jeweils eine Bohne zu den Maisjungpflanzen zu stecken.
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Milpa-Kombinationen ausprobieren
Neben der klassischen Variante des Milpa-Beets haben wir unterschiedliche Kombinationen ausprobiert. So haben wir ein neues Mulchbeet mit Kürbis und wuchtigeren Stangenbohnen ohne Mais bepflanzt. Die Bohnen erhielten selbstverständlich eine Rankstange.

Oder es wurden Sonnenblumen in die Mischkultur integriert und wir ließen Reiserbohnen and den Sonnenblumen hochranken. Eine andere Variante sind Bohnentipis im Wechsel mit mehreren Maispflanzen und gesäumt von Zucchini. Allgemein können die Randbereiche des Milpa-Beets unterschiedlich mit Blumen, Kräutern wie Koriander, Spinat-Amaranth oder Freilandpaprika bepflanzt werden.

In den meisten Jahren hatten wir sehr gute Erfolge mit diesen Mischkulturen. Wobei vor allem in Kombinationen mit Kürbis, darauf zu achten ist, dass der Kürbis die weiteren Kulturen nicht überwuchert. Auch hier kann gegebenenfalls auf mäßig rankende Sorten zurückgegriffen werden.

Als gute Kombinationen haben sich bei uns im Anbau erwiesen:

  • Hoher Mais, wie Rainbow Inca, zusammen mit Maisbohne Cherokee Trail of Tears (voraussichtlich ab Herbst 2022 bei uns wieder erhältlich) oder mit Maisbohne Chester. Dazu ein beliebiger, eher mäßig rankender Kürbis, der auch aus dem Beet rauswachsen darf.
  • Niedriger Mais, wie Jade Green, zusammen mit Sonnenblumen von mittlerer Wüchsigkeit und mit Reiserbohnen wie Alte Aldeiner (hier sind ganz besonders wichtig weite Pflanzabstände). Dazu Zucchini sozusagen als Beeteinfassung.
  • Eine Kombination aus am Boden rankenden Kürbissen verschiedener Sorten Stangenbohnen und der wüchsigen und robusten Wildtomate Humboldtii hochgeleitet an „Heumandln“.
  • Kürbis, hochwachsende Erbsen und Koriander. Die Erbsen sorgen für die Stickstoffversorgung und durch die kürzeren Vegetationsperioden von Erbse und Koriander übernimmt der Kürbis im Laufe des Sommers das Beet. Wobei wir auch hier gerne zusätzlich mit Sonnenblumen kombinieren.
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Sicherlich lassen sich noch die unterschiedlichsten Kombinationen einer Mischkultur nach Milpa-Vorbild erproben. Insgesamt eignet sich das Milpa-System gut für den biologischen Anbau und passt perfekt in die Permakultur.


Klimagerecht anbauen, Boden schützen und Vielfalt erhalten
Das neue Buch von Annette Holländer „Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur“ ist vor einigen Tagen erschienen!

Das Buch befasst sich mit den Herausforderungen des sich verändernden Klimas, insbesondere für den Haus- und Selbstversorgergarten. Wie kann man am besten auf Trockenheit reagieren? Wie lässt sich klimaangepasst wirtschaften? Welche Möglichkeiten gibt es auf großen und kleinen Flächen einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen ohne Ressourcen zu verschwenden? Wie lässt sich Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt erhalten? Eine Antwort auf all diese Fragen liegt in der Permakultur:

Permakultur als Lösungsansatz für klimaangepasstes Gärtnern
Hintergründe kompakt zusammengefasst zu Klima, Boden und Nachhaltigem gärtnern
Praktische Anwendungstipps rund um Permakultur im eigenen Garten
Standortangepasste Gemüsesorten und Wildobst im Portrait

Weitere Informationen, Inhaltsverzeichnis und ausgewählte Inhalte bei uns im Online-Shop. Und selbstverständlich kann das Buch im Shop auch erworben werden:

Buch „Der Garten im Klimawandel – Besser Gärtnern mit Permakultur“ >


Seit die mediterrane Küche in unseren Breiten immer beliebter geworden ist, hat Rucola zunehmend an Popularität gewonnen. Sie gilt als Zutat für viele italienische Speisen und für Salate. Gleichzeitig ist die Gartenrauke eine alte Gemüsepflanze, die bei uns zwischenzeitlich eher in Vergessenheit geraten war. Und damit haben wir zwei Bezeichnungen, nämlich Rucola und Rauke. Obwohl Rauke eine Übersetzung für die italienische Rucola ist, haben wir es nicht immer mit derselben Pflanze zu tun. Aber wie unterscheiden sich diese nun und wie kann man für den Anbau im eigenen Garten das gewünschte Saatgut erkennen?

Dem botanischen Namen folgen
Wie so oft, ist der richtige Wegweiser der botanische Name der Arten und Sorten. Allerdings lassen sich selten so unterschiedliche und teils widersprüchliche Aussagen finden wie zu Rucola und Rauke. Auf Grund der Erfahrungen aus dem eigenen Anbau, Gesprächen mit anderen Hausgärtnerinnen und Hausgärtnern sowie diversen Recherchen ist dieser Artikel entstanden.

Links die Blätter der Rucola oder Wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia) und rechts die Blätter der Gartenrauke (Eruca sativa)

Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnen Rucola und Rauke genau genommen zwei verschiedene Pflanzen aus der Gattung der Kreuzblütengewächse. Dies ist einmal Rucola, nämlich die Wilde Rauke, manchmal auch Würzrauke genannt (bot.: Diplotaxis tenuifolia, Schmalblättriger Doppelsame) und zum anderen die Garten-, Salat- oder Ölrauke (bot.: Eruca sativa).

Die gebräuchlichen deutschen Namen sind jedoch nicht auf die italienische Bezeichnung für die Gartenrauke zu übertragen. Hier ist die Gartenrauke ebenfalls eine Rucola, nämlich die Rucola dell’Orto, also die Rucola des Gemüsegartens.

Blüte der Wilden Rauke

Unterschiede in Kultur und Geschmack
Die Wilde Rauke ist im Geschmack intensiver, leicht bitter und verfügt über einen verzweigten Wuchs und schmale Blätter. In der Kultur ist sie zwei- bis mehrjährig. Ihre Blüten sind eher klein, wenig auffällig und einfarbig gelb. Die winterharten Pflanzen versamen sich bereitwillig.

Die Garten- oder Salatrauke ist milder im Geschmack und bildet breitere Blätter mit höherem Ertrag aus. Im Anbau ist sie ein- oder zweijährig. Ihre Blüten sind gegenüber der Wilden Rauke größer und eher cremegelb mit beiger Zeichnung. Auch die Gartenrauke ist winterhart und einfach zu vermehren, soweit die Samenstände zur Ausreife kommen dürfen.

Blüte der Gartenrauke

Wild und kultiviert
Eigentlich wäre diese Unterscheidung der beiden Arten ganz einfach, würden nicht weitere Bezeichnungen verwendet. Dies liegt daran, dass es zum einen Zuchtformen teils auch aus Kreuzungen und zudem weitere nah verwandte Arten gibt. So werden Züchtungen und Auslesen der Wilden Rauke im Samenhandel oft als Rucola selvatica bezeichnet. Dies entspricht in der Regel oben genannter Diplotaxis tenuifolia. Zuchtformen der Gartenrauke und sowie Kreuzungen aus Wilder Rauke und Gartenrauke (beispielsweise „Runway“, „Skyrocket“, …) werden dagegen oft als Rucola coltivata geführt, was wiederum in der Regel Eruca sativa entspricht.

Enge verwandte der beschriebenen Rauken, die ebenfalls ab und an im Samenhandel auftauchen sind eine weitere Rucola-Art (Diplotaxis muralis, Mauer-Doppelsame) oder die Senfrauke (Eruca vesicaria).

Nach meinen Recherchen werden leider all die genannten Bezeichnungen nicht immer einheitlich verwendet und deutsche, italienische wie botanische Namen purzeln das eine oder andere Mal durcheinander.

Dazu gibt es weitere wilde und kultivierte Raukengewächse, die essbar sind. Beispielsweise die bei uns beheimatete und wildwachsende Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), die Türkische Rauke (Bunias orientalis) auch Zackenschötchen genannt oder die Wasabi-Rauke (Diplotaxis erucoides), die alle im Garten kultiviert werden können.

Wie eingangs erwähnt, soll dieser Artikel die gewünschte Samenauswahl erleichtern. Ein Anspruch auf Vollständigkeit der Arten und Sorten sowie absoluter Richtigkeit im botanischen Sinne besteht nicht.

Die Kultur der Gartenrauke
Wir bauen seit vielen Jahren die Gartenrauke, Eruca sativa bei uns an und vermehren sie. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos und einfach zu kultivieren. Wird der Vegetationspunkt nicht verletzt, sind mehrere Schnitte bzw. eine Einzelernte der Blätter über Wochen möglich. Wir säen Mitte August bis Anfang September und witterungsabhängig bilden die Pflanzen noch viel erntefähige Blattmasse. Im Folgejahr kann im Frühjahr noch einmal geerntet werden, bevor die Pflanzen in Blüte und Samenbildung gehen. Wir verwenden die Gartenrauke und wie auch die wilde Rucola unter anderem für Salate, auf Pizza oder für die Zubereitung als Pesto.

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