Am letzten Samstag fand wieder ein Modul unseres Saatgutlehrgangs „Samengärtnerei für den Hausgarten“ statt. Behandelt wurden im Seminar die Geschichte unserer Nutzpflanzen von der Entstehung bis zu moderner Hybridzüchtung und Saatgutgesetzgebung, der Samenbau verschiedener samenfester Vermehrungskulturen und die praktische Saatgutreinigung anhand trockener Samenstände von Kohlgewächsen.

Ein Teilnehmerin hat auf ihrer Website einen tollen Blogbeitrag dazu verfasst, für den wir uns sehr bedanken: „Samengärtnerei im Garten des Lebens“. Auch unabhängig vom Beitrag über unser Seminar ist „Traum Selbstversorger“ eine schöne Seite zum Thema Selbstversorgung und wie man damit anfangen kann. Durch den angenehmen und teils humorvollen Schreibstil der Autorin Kirsten Loesch wird das Lesen zum Genuss!

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Unser Saatgutseminar findet einmal jährlich bei uns statt. Weitere Informationen zu Terminen, Inhalten und Anmeldung gibt es auf den Seminarseiten.

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Der blühende Gemüsegarten – das hört sich erst mal wie ein Widerspruch an. Schließlich soll ja Gemüse geerntet werden, und das meist in Form von Blättern, Wurzeln und Knollen.

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Blühender Gemüsegarten

 

 

 

Der Gemüsegarten, in dem das eine oder andere Gemüse auch für die Saatgutgewinnung kultiviert und das Erntegemüse mit essbaren Blüten und Kräutern kombiniert wird, erfreut uns dagegen mit einer herrlicher Blütenpracht.

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Blühender Kohl

Saatgutgewinnung im Gemüsegarten
Im Frühling blühen als erstes zweijährige Vermehrungskulturen wie Kohlgewächse und verschiedene Wurzelgemüse.

Besonders imposant sind dabei die großen gelben Blütenwolken verschiedener Kopf- und Palmkohle, die auch bei Insekten sehr beliebt sind und eine besondere Bienenweide darstellen.

Etwas unauffälliger, aber nicht weniger schön, geben sich einige andere Kreuzblütler wie Garten- und Knoblauchrauke oder auch der Feldsalat, der den frühsommerlichen Garten mit einem feinen weißen Blütenflor überzieht. Dazu ein Tipp: Wenn die Samen des Feldsalats auszureifen beginnen, die Pflanzen ausreißen und als Mulch zwischen anderen Kulturen verwenden. Im Herbst keimt dann an diesen Stellen wieder Feldsalat und muss nur noch etwas ausgedünnt werden.

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Blühende Schwarzwurzel

Auch Schwarz- und Haferwurzel geben mit ihren schönen Blüten in gelb und violett kontrastreiche Farbtupfer im Gemüsebeet.

Ebenso wunderschön sind die großen Blütenkugeln vieler Zwiebelgewächse.

Karotten und vor allem Pastinaken wachsen mit ihren Blütenständen zu sehr beeindruckenden Pflanzen heran, wobei hier der Platzbedarf zu berücksichtigen ist und sie daher in Blüte nicht für jeden Garten geeignet sind.

Essbare Blüten
Viele blühende Gemüse können gleichzeitig als essbare Blüten verwendet werden. So bereichern z. B. die Blüten von Rapunzel, Winterportulak und Schnittlauch unseren Salat durch Farbe und Aroma.

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Blühender Feldsalat

Werden zwischen die Gemüsekulturen noch weitere essbare Blüten und blühende Kräuter gepflanzt, verwandelt sich der Gemüsegarten in eine essbare Blühlandschaft.

Besonders geeignet sind Ringelblumen, die auch die Bodengesundheit unterstützen sowie bspw. Borretsch, Goldmelisse, Kapuzinerkresse, Sonnenblume und Königskerze, die auch wichtige Futterpflanzen für Insekten und Vögel darstellen.

Wie ein Besucher unseres Gartens letzten Sommer sagte: „Man denkt, man kommt in einen Blumengarten – doch wenn man genau hin sieht wächst überall Gemüse…“

 


2014 veranstalten wir wieder unsere Saatgutkurse „Samengärtnerei im Hausgarten“, diesmal mit einem dritten neuen Modul. Folgend die aktuellen Termine mit Schwerpunktthemen:

Samstag, 24. Mai 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Salat, Gänsefuß- und Zwiebelgewächse, vegetative Vermehrung

Samstag, 12. Juli 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Kohl- und Kürbisgewächse, Erbsen, Saatguternte

Samstag, 6. September 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Tomaten, Paprika und Bohnen, Überwinterungskulturen, Selektion

Programmdetails und Anmeldung >
Weitere Informationen zu Samengärtnerei >

Wer sich zuerst einen Überblick über das Thema Samengärtnerei und alte Gemüsesorten verschaffen willl, ist herzlich zu unserem Vortrag „Samengärtnerei in der Permakultur“ mit anschließendem Saatguttausch eingeladen.

Weitere Informationen und Anmeldung >

 


verkreuzung-bohnen-kipflerJe nach Klimaregion und Witterung werden jetzt noch die letzten Trockenbohnen für Verzehr und / oder für die Saatgutgewinnung aus dem Garten geholt, nachgetrocknet und enthülst. Was für den Verzehr keine Rolle spielt, ist für die Vermehrung umso wichtiger: die Ernte von sortenreinem Saatgut.

Botanische Zuordnung und Bestäubungsbiologie
Zur Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) gehören sowohl die Busch- (var. nanus) als auch die Stangenbohnen (var. vulgaris). Bei Gartenbohnen ist die Gefahr einer Verkreuzung – also Saatgut, das aus zwei verschiedenen Bohnensorten hervorgegangen ist – eher selten, da Gartenbohnen Selbstbefruchter sind und die Befruchtung bereits in der geschlossenen Blüte erfolgt.

Dennoch kommen immer wieder Verkreuzungen und Sortenabweichungen bei Gartenbohnen vor. Vereinzelt auftretende Fremdbefruchtungen werden von Hummeln oder Wildbienen hervorgerufen, indem sie die Blütenknospen aufbeißen und bis zum Griffel vordringen. (Ein reichhaltiges anderweitiges Blühangebot für Hummeln und Bienen wirkt dem entgegen.)

Aussortieren von verkreuzten Bohnensamen
Hat eine Fremdbefruchtung und somit eine Verkreuzung stattgefunden, ist dies im selben Jahr der Körnerernte sichtbar und verkreuztes Saatgut kann aussortiert werden. Dies bestätigen u. a. Berichte von Dreschflegel „… Einkreuzungen unterschiedlich gefärbter Bohnen sind an der Samenfarbe im Nachbau gut sichtbar und können leicht aussortiert werden …“, ebenso wie verschiedene Vermehrer, die in Internetforen dazu Stellung nehmen: „… Wenn eine Bohne verkreuzt und nicht mehr sortenrein ist erkennt man das schon im 1. Jahr des Anbaus, die Kerne sehen anders aus (Farbe, Form), so kann man die gleich aussortieren …“ / „… ob eine Kreuzung statt gefunden hat, da es sofort am Bohnenkern erkenntlich ist …“.

So ist zumindest bei verschiedenfarbigen Bohnen das Aussortieren der verkreuzten Kerne einfach möglich und das restliche Saatgut bleibt durchaus sortenrein erhalten – was auch meiner Erfahrung entspricht. Auch bei uns traten in seltenen Fällen bei nah zusammen angebauten Sorten Verkreuzungen auf, jedoch selbst bei ähnlich aussehenden Sorten ist die Einkreuzung in der Regel gut ersichtlich:

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Einkreuzung mit Feuerbohnen

Eine Ausnahme bildet die Feuerbohne, auch Prunk- oder Käferbohne genannt (Phaseolus coccineus). Bei ihr handelt sich um einen Fremdbefruchter und Verkreuzungen zwischen verschiedenen Sorten können nur über einen ausreichenden Pflanzabstand / Isolierung vermieden werden. Darüber hinaus kann die Feuerbohne, obwohl sie zu einer anderen Art gehört, zu Einkreuzungen bei der Gartenbohne führen.

verkreuzung-bohnen-feuerbohIm Handbuch der Samengärtnerei ist dazu folgendes zu finden: „… Verkreuzungen zwischen Feuerbohnen als männlichem Partner und Gartenbohnen als weiblichem Partner sollen in seltenen Fällen möglich sein. Für die Feuerbohnen besteht durch Gartenbohnen also keine Verkreuzungsgefahr, aber umgekehrt …“ Im Falle einer Verkreuzung gilt es auch hier das eingekreuzte Saatgut auszusortieren.

Sortenabweichungen und Aufspaltung
Unabhängig von den beschriebenen Einkreuzungen treten bei Gartenbohnen offenbar spontane Sortenabweichungen auf. Kerne aus demselben Saatgut haben in der nächsten Generation eine andere Farbe oder eine Stangenbohne wird plötzlich zur Buschbohne, obwohl kein Verkreuzungspartner zu Verfügung stand.

Gerhard Bohl, der ein Samenarchiv mit hunderten von Bohnensorten betreibt, bestätigt diese Beobachtung in seiner Beschreibung verschiedener Bohnensorten:

„… Ganz selten kommt es vor, dass Gartenbohnen aufspalten … erhielten wir von mehreren Vermehrern einen Typ von ‚Gelbe aus Siebenbürgen‘ mit rein weißen (statt graubraunen) und auch etwas kleineren Samen….“
„…  Eine Form, die bei … aufgetaucht ist. Die etwas nierenförmigen Samen haben eine graublaue (selten) oder braune (häufiger) Grundfarbe mit dunklen Streifen wie eine Wachtelbohne. Teilweise zeigen sich auch cremefarbene Aufhellungen. Offenbar spalten die Pflanzen auf …“
„… Diese Form spaltet offenbar – bei identischem Korn – in eine kletternde und eine buschige Form auf. Daher finden Sie die schöne ‚Graurosa aus Budapest‘ auch unter den Buschbohnen …“

Bedenkt man die unglaubliche Vielzahl an Bohnensorten weltweit, liegt die Möglichkeit einer Aufspaltung eigentlich nahe. Wie sollten ansonsten im Laufe der Zeit bei Selbstbefruchtern tausende von unterschiedlichen Sorten entstanden sein?

Unter Umständen mag eine Verkreuzung oder Aufspaltung auf den ersten Blick ärgerlich erscheinen. Anderseits können dadurch neue Formen und Farben entstehen, die oft wunderschön sind. Mit etwas Geduld kann man daraus sogar eine eigene stabile Haussorte vermehren.

Ich freue mich über jeden Beitrag mit Erfahrungsberichten zu diesem Thema!

 


HerbstJetzt ist es doch recht unversehens Herbst geworden. Der goldene Oktober mag sich jedoch bei uns im Voralpenland nicht so recht einstellen.

Der erste Frost ist glücklicherweise an uns vorüber gegangen, sodass viele Herbst- und Wintergemüse wie Karotten und Rote Beete noch die Gelegenheit haben zuzulegen und Kulturen für die Samenernte noch ausreifen können.

Immer noch wacker halten sich die Freilandtomaten, allen voran Humboldtii, die aber ebenso wie De Berao und Cuban Pink durch die Feuchtigkeit leiden und aufzuplatzen beginnen. So ist Einkochen zu Soße und Trocknen angesagt, damit die Früchte nicht verderben. Für die winterliche Bevorratung werden außerdem bereits frostgefährdete Blattgemüse wie Neuseeländer Spinat und bunter Mangold blanchiert und eingefroren ebenso wie Kräuter und letzte Blüten, die in Kräuterbutter tiefgekühlt verwahrt oder als Pesto und Würzkräuter in Öl eingelegt werden.

Samenstände SalatBohnenhülsenSamenstände, Hülsen und Schoten liegen für die Saatgutgewinnung Kistenweise zum Nachtrocknen im Haus und warten auf trockenes Wetter, um ausge- droschen, gereinigt und gelagert zu werden.

Durch die lange Kälte im Frühjahr sind besonders bei den vielen Bohnen, die wir für Erhaltung und Vermehrung angebaut haben, noch einige Sorten wie z. B. die Kipflerbohnen nicht ausgereift.

Hierfür und auch für schöne Tage im Garten und lange Freilandernten wünschen wir uns noch möglichst viele  sonnige und trockene Herbsttage.