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Wildtomate Humboldtii

Jetzt – Anfang Oktober – steht sie noch in großen Büschen mit gesundem, dunkelgrünem Laub und Trauben voller Früchte ohne die übliche Tomaten- abdeckung im Garten: Die Wildtomate Humboldtii. Die langen Triebe haben wir an Spalieren oder „Heumandl’n“ hochgelegt, ansonsten durfte sie ohne Ausgeizen wachsen. In der Hoffnung auf einen goldenen Oktober wird sie uns hoffentlich bis zum Frost noch eine Menge wohlschmeckender Tomaten bescheren.

Aufmerksam geworden bin ich auf diese robuste und schöne Tomate durch eine Abhandlung von Gerhard Bohl zum Anbau Braunfäule widerstandsfähiger Tomatensorten.

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Humboldtii Fruchtstand

Er beschreibt Humboldtii als Sorte, die
„… hinsichtlich Wuchskraft und Gesundheit nur so strotzt. Auffällig ist der lachsfarbene Einschlag der Früchte, die überdies noch wesentlich größer sind
(als die anderen Wildformen) … An gegabelten Fruchtständen wachsen etwa 6 bis 9 Früchte mit einem Durchmesser von 3 cm … Humboldtii neigt zu starker Verzweigung. Unter Glas sollte man diese Wildart nicht anbauen, dazu wächst sie einfach zu stark. Dies hat sie aber auch nicht nötig, denn Humboldtii erhält bezüglich der Widerstandsfähigkeit gegen Braunfäule die Note 1.“

Dabei kann Humboldtii auch geschmacklich durchaus überzeugen.

Der Anbau von Wildtomaten
Insgesamt ist der Anbau von Wildformen durchaus empfehlenswert. Auch wenn die Früchte meist relativ klein sind, wird dies durch guten Ertrag und Robustheit wett gemacht. Vor allem in regnerischen Jahren und wenn man über kein Gewächshaus verfügt, erhält man mit Wildtomaten eine relativ sichere Ernte.

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In dem Sonderdruck „Wildtomaten – mehr als eine Spielerei?“ aus Saaten & Taten bestätigen dies Ludwig Watschong und Bernd Horneburg vom Dreschflegel e.V.. Die Publikation beschäftigt sich mit den Wildtomaten Rote Murmel und Golden Currant und deren Anbau. Dabei wird ein trichterförmiges Pflanzgerüst für die buschig wachsenden Pflanzen vorgestellt, das einfach selbst anzufertigen ist. Ebenso wird gezeigt wie die Pflanzen entgeizt werden können, um die Besonnung der inneren Bereiche zu gewährleisten.

Samen der Wildtomate Humboldtii und weitere Samen alter und robuster Tomatensorten können über unsere Saatgutliste bestellt werden >

 


Seit 1998 lobt der VEN (Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt) ein „Gemüse des Jahres“ aus.  Ziel ist es – neben der Informationsarbeit zu Nutzungs- und Kulturgeschichte und zu botanischen und sortenkundlichen Merkmalen – alte, im Handel nicht mehr erhältliche Sorten aufzuspüren und wieder in die Vermehrungsarbeit zu bringen. Für das kommende Jahr 2013/2014 fiel die Wahl für das Gemüse des Jahres auf die Zwiebel.

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Küchenzwiebeln

Als eine der ältesten Kulturpflanzen wird die Zwiebel schon seit mehr als 5000 Jahren als Heil-, Gewürz- und Gemüse- pflanze angebaut.

Dabei ging die Bedeutung der Zwiebel in einigen Kulturen über die Nutzung als Lebensmittel hinaus. Bei den alten Ägyptern wurden Zwiebeln den Göttern als Opfergabe angeboten, sie waren eine Art Zahlungsmittel und wurden den Toten für die Reise ins Jenseits beigelegt.

Auch bei den Römern zählten Zwiebeln zu den Grundnahrungsmitteln und durch römische Legionäre wurde die Zwiebel „cepula“ in Mitteleuropa eingeführt, wo sie sich zu einer der bedeutendsten Gemüsearten entwickelte.

Zwiebelgewächse (Alliacea)
Die wichtigste Gattung der Zwiebelgewächse ist Allium wozu u.a. die Küchenzwiebel, Lauch und Knoblauch gehören. In der Küche ist die Zwiebel als Gewürz und Gemüse geradezu unabkömmlich.

Überblick über die artenreiche Allium-Familie:

  • Küchen- und Speisezwiebel (cepa L.)
  • Familienzwiebel, Schalotte und Kartoffelzwiebel (var. ascolonicum / var. aggregtum)
  • Etagenzwiebel, Luftzwiebel, Johanniszwiebel (x proliferum)
  • Winterheckenzwiebel, Stängelzwiebel, Lauchzwiebel (fistolosum)
  • Lauch/Porree, Perlzwiebel (ampeloprasum)
  • Schnittlauch (schoenoprasum)
  • Knoblauch (sativum)
  • Knolau, Schnittknoblauch, Chinesischer Knoblauch (ramosum L., tuberosum)
  • Bärlauch (ursinum)


Die botanische Sortenzugehörigkeit ist wichtig, wenn man Zwiebeln vermehren möchte. Zwiebeln sind Fremdbefruchter und Vertreter derselben Art verkreuzen sich untereinander. Die schönen Blüten der Zwiebelgewächse ziehen viele Insekten an, die die Bestäubung übernehmen.

Vermehrung über Samen
Küchenzwiebeln, Lauch und Porree lassen sich nur über Samen vermehren. Dabei ist zu beachten, dass Zwiebeln zweijährig zu vermehren sind. Im ersten Jahr bilden sie Steckzwiebeln bzw. Speiselauch/Lauchzwiebeln aus, die überwintert werden und im Folgejahr zur Blüte kommen. Für die Vermehrung benötigt man ca. 20 schöne, spätschossende Exemplare.

Vegetative Vermehrung
Einige Zwiebelgewächse können über Samen und vegetativ vermehrt werden, bzw. entwickeln einige Arten keine Blüten und werden nur über Brutknöllchen oder Teilzwiebeln/Zehen vermehrt. Dazu gehören z. b. Etagenzwiebeln, Schalotten und Knoblauch.

Schnittlauch und Winterheckenzwiebel können neben Samen auch über die Teilung der Stöcke vermehrt werden.

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Auf Grund des großen Interesses an der Gartenmelde stellen wir nun neben unserem Artikel Gartenspinat und Gartenmelde mit allgemeinen Informationen und Rezepten nun auch eine Kulturanleitung für die Gartenmelde ein.

Arche Noah hat die Gartenmelde übrigens mit 18 verschiedenen Sorten im Vergleichsanbau kultiviert sowie Keimtests und Verkostungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind im Arche Noah Magazin vom Juli 2012 beschrieben. Die Ausgabe steht auf der Arche Noah Website als PDF zur Verfügung.

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Samenstand der Gartenmelde Opera

Die Gartenmelde ist eine historische Spinatpflanze, die es in verschiedenfarbigen Sorten, von hellgrün über rot bis tief violett-braun gibt. Sorten im Handel sind beispielsweise die Rote und die Grüne Gartenmelde oder die hellgrüne Gartenmelde Mondseer. Weitere Sorten sind über Saatgutarchive und private Erhalter erhältlich.

Anbau:
Melden können ab April in Reihen, breitwürfig oder einzeln zwischen anderen Kulturen direkt im Freiland gesät werden. Die einjährigen Pflanzen sind anspruchslos und leicht zu kultivieren, brauchen jedoch volle Sonne. Lässt man die Pflanzen blühen und die Samenstände ausreifen säen sie sich bereitwillig selbst aus.

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Grüne Gartenmelde

Wuchsform:
Hochwachsend, viele Sorten werden mit Samenstand über zwei Meter. Zur Beerntung regelmäßig schneiden, es wachsen dann wieder junge Blätter nach.

Vermehrung:
Melden sind Fremdbestäuber und werden durch den Wind bestäubt. Die verschiedenen Meldesorten verkreuzen sich untereinander. Daher immer nur eine Sorte blühen lassen. Auch bei sortenreiner Vermehrung kann es immer wieder zu „Ausreißern“ kommen, die man entfernen sollte. Wird die Pflanze nicht geschnitten bildet sie bis zum Herbst hohe Samenstände mit vielen Samen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Blütentypen: Die vertikalen Blüten sind von zwei Vorblättern umschlossen, der horizontale Blütentyp bildet keine Hüllblätter aus. Die Samen können schwarz oder hellbraun sein. Tests haben gezeigt, dass die hellen Samen schnell keimen wogegen die schwarzen Samen lange im Boden verbleiben können. Sie keimen teilweise erst nach Jahren, wenn sich die passenden Bedingungen ergeben und im Garten erscheinen plötzlich Pflänzchen mit denen man gar nicht mehr gerechnet hat.

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Rote Gartenmelde

Verwendung:
Ernte der jungen Blätter am besten vor der Blüte (danach werden die Blätter leicht bitter). Verwendung wie Spinat, für Strudel- und Brotfüllungen oder als Salatbeigabe. Das farbenfrohe Gemüse eignet sich auch gut zur Dekoration z. B. für Büfetts. Rotlaubige Sorten können zum Färben anderer Speisen verwendet werden.

Geschichte:
Melden sind alte Gemüsepflanzen mit weltweiter Verbreitung. Die Kulturform der Gartenmelde kam vermutlich mit den Römern nach Mitteleuropa. Wie andere historische Gemüsepflanzen geriet die Melde mit der Einführung von Kulturpflanzen aus anderen Teilen der Welt immer mehr in Vergessenheit. Vor allem der Spinat hat die Melde weitest gehend ersetzt. VEN (Verein zur Erhaltung der Nutpflanzenvielfalt) ernannte die Melde zum Gemüse des Jahres 2000.

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Gartenspinat (Spinacia oleracea) gehört zu den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) und kommt als Kulturform vermutlich aus Südwestasien.

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Rote Gartenmelde

In Mitteleuropa wird der Spinat im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt und verdrängte als Gemüsepflanze in der Folge rasch die im Mittelalter beliebte und verwandte Gartenmelde (Artiplex hortensis).

Lange Zeit als Unkraut behandelt erlebt die Melde heute mit verschiedenen farbigen Kulturformen vor allem in den Hausgärten wieder eine Renaissance.

Mai ist Spinatzeit
Die ersten sind die überwinterten Spinatsorten mit Aussaat im Spätsommer und Herbst, die je nach Witterung auch schon ab Februar erntebereit sind. Im Mai folgt der Frühlingsspinat, der gesät werden kann sobald der Boden frostfrei ist.

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Spinat mit Blütenansatz

Bei Sommeraussaat geht der Spinat als Langtagpflanze schnell in Blüte. Dasselbe gilt für die Melde, die sich im Garten auch leicht selbst wieder aussät und ebenfalls ab Mai geerntet werden kann.

Variantenreichtum in der Küche
Die wohl bekannteste Zubereitungsvariante ist frischer Blattspinat, kurz mit Knoblauch in Butter gedünstet. Hervorragend geeignet sind junge Spinat- und Meldeblätter außerdem als schmackhafte und je nach Sorte farbenfrohe Salatbeigabe. Und auch in Kombination mit Pasta oder als Füllung für Quiche und Brote kann das Blattgemüse in den unterschiedlichsten Zubereitungen glänzen.

In den folgenden beiden Rezepten bieten Spinat und rote Melde gebettet in Hefeteig einen kulinarischen Hochgenuss.

Grundrezept Hefeteig
500g helles Dinkelmehl (z. B. 630)
1 TL Salz
1 Päckchen Trockenhefe
4 EL Olivenöl
ca. 350 ml Wasser

Mehl, Trockenhefe und Salz in einer Schüssel gut vermischen und gleichmäßig mit dem Olivenöl beträufeln. Von der Mitte her nach und nach Wasser zugießen und zu einem glatten Teig verarbeiten. Den Teig mit bemehlten Händen gut durchkneten und an einem warmen Ort gehen lassen bis er sich etwa verdoppelt hat.
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Gefülltes Brot mit Roter Melde

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Brot mit Füllung aus roter Melde

Hefeteig nach Grundrezept
2 – 3 Händevoll roter Melde
1 Handvoll gemischter Garten- und Wildkräuter
2 EL Olivenöl
Salz
1 Kugel Büffelmozzarella
100 g geriebener Käse (z. B. Butterkäse oder junger Bergkäse)

Rote Melde und Kräuter in feine Streifen schneiden und in eine Schüssel geben. Mozzarella würfeln und mit den restlichen Zutaten dazu geben und gut vermischen.

Den Hefeteig auf einer bemehlten Fläche ca. 1 cm dick ausrollen und mit der Kräuter-Käse-Masse bestreichen. Den Teig mit der Masse einrollen und die Enden gut festdrücken. Sichelförmig auf ein mit Backpapier versehenes Backblech legen und im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad ca. 45 Minuten backen.
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Spinatpizza mit Ziegenkäse

Hefeteig nach Grundrezept (reicht für 3 Pizze)
500 ml passierte Tomaten
Knoblauch
Olivenöl
500 g gewaschenen und gut abgetropften Spinat
2 Kugeln Mozzarella
200 g Ziegenbrie oder Ziegenrolle
Salz, Pfeffer

Den Hefeteig ausrollen und auf geölte Pizzableche legen. Mit den passierten Tomaten bestreichen und salzen. Den Knoblauch in Olivenöl andünsten den Spinat zugeben. Weiterdünsten bis der Spinat zusammenfällt und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eventuell überschüssige Flüssigkeit abdampfen lassen. Den Mozzarella und den Ziegenkäse in dünne Scheiben schneiden und die Pizze damit belegen. Den Spinat darauf verteilen. Die Pizze im vorgeheizten Backofen (Ober-/Unterhitze) bei 230 Grad ca. 15 Minuten backen, bis der Rand knusprig ist.

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Brokkoli Purple Sprouting

Brokkoli Purple Sprouting (Brassica oleracea var. italica) ist ein Winterbrokkoli und dürfte das erste Gemüse sein, das wir neben Überwinterungssalaten im Frühling ernten können. Im Juni bis Mitte Juli gesät, überwintern die Pflanzen ohne im Sommer noch Knospen zu entwickeln und es treiben mit den ersten warmen Tagen die Brokkoli-Röschen. Je nach Temperatur kann ab März, spätestens im April geerntet werden. In milden Wintern ist sogar eine Winterernte möglich.

Purple Sprouting entwickelt nur eine kleine zentrale Brokkoli-Rose, dafür aber viele Seitentriebe mit kleinen Röschen von wunderbar zartem und delikatem Geschmack. Die rötliche bis violette Färbung ist zudem eine besondere Zierde im Gemüsebeet.

Anbau:
Aussaat im Juni/Juli für die Überwinterung im Freiland oder kaltem Gewächshaus. Purple Sprouting ist frosthart, wobei im Freien vor Kahlfrost geschützt werden muss. Im zeitigen Frühjahr treiben die Brokkoli-Röschen. Die Kultur im Kaltgewächshaus bringt dabei einen zeitlichen Vorsprung. Kohl ist ein Starkzehrer und benötigt Düngergaben am besten in Form von Mistkompost im vorbereiteten Beet.

Wuchsform:
Bildet lockere Pflanzen mit vielen bleistiftstarken Seitentrieben und kleinen Röschen.

Brokkoli Purple Sprouting Seitentriebe

Vermehrung:
Kohl ist ein Fremdbefruchter und wird über Insekten bestäubt. Verschiedene Kohlsorten wie Weißkohl, Brokkoli, Blaukraut, Wirsing, … (Brassica oleracea) verkreuzen sich. Daher für die Vermehrung nur eine Kohlsorte überwintern. Die Pflanzen blühen im Frühling wunderschön gelb und dienen auch als Bienenweide.

Für die Vermehrung von Kohl sollte ein großer Pflanzenbestand von mindestens 20 Pflanzen angebaut werden. Selektiert werden kann z. B. auf die violette Färbung oder starke Mittelrosen. Dabei wird das Saatgut nur von den besten Pflanzen genommen. Die anderen Pflanzen dienen zur Bestäubung und können auch teilweise beerntet werden.

Verwendung:
Brokkoli Purple Sprouting wird wie Brokkoli zubereitet, wobei Stiele und kleine Blätter mit verzehrt werden. Da Purple Sprouting sehr zart ist, bietet sich das Garen der ganzen Triebe über Dampf an. Lauwarm mit Vinaigrette angemacht ist dieser Frühlingsbrokkoli ein kulinarisches Erlebnis.

Geschichte:
Brokkoli Purple Sprouting wurde ursprünglich von den Römern kultiviert und wird in Großbritannien seit dem frühen 18. Jahrhundert angebaut. Dort ist es auch heute noch ein relativ bekanntes Gemüse und vor allem für Hobbygärtner und Selbstversorger interessant, bei uns hingegen so gut wie unbekannt. In Italien werden ähnliche Brokkoli-Arten, wie z. b. Broccoletto oder Cime di Rapa kultiviert, wobei diese zur Brassica rapa Familie gehören.

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