Essbare einheimische Wiesen- und Wildkräuter für den naturnahen Garten
Unsere einheimischen Wildkräuter erscheinen meist bereits sehr früh im Jahr. Witterungsabhängig sprießen die ersten „jungen Wilden“ bereits ab Februar oder März. Somit verfügen Wildkräuter über einen nicht zu verachtenden Vorsprung gegenüber den meisten kultivierten Kräutern und Gemüsen und stellen früh im Jahr eine gesunde Ernährungsergänzung in dieser erntearmen Zeit dar.

Im naturnahen Garten siedeln sich viele Wildkräuter in Rasenbereichen, an Heckenrändern und in wenig kultivierten Bereichen im Garten von alleine an, bzw. sind sie ohnehin einfach vorhanden. Man könnte auch sagen „Wildkräuter sind einfach da, ohne unser Zutun und ohne unsere Pflege“, solange wir sie zulassen und nicht versuchen sie zu bekämpfen. Zu diesen einfach verfügbaren Kräutern zählen beispielsweise Löwenzahn, Brennnessel, Gänseblümchen, Girsch oder Spitzwegerich. Abhängig von den Standortbedingungen lassen sich verschiedene andere Wildkräuter wie Bärlauch oder Bachminze ebenfalls im Garten ansiedeln.

Wer seinen „englischen Rasen“ artenreich umgestalten möchte, kann über verschiedene Saatgutanbieter Wild- und Rasenkräutermischungen erstehen und nach Anleitung aussäen. Ebenso haben einige Kräutergärtnereien  Wildkräuterpflanzen im Angebot. Für einen dauerhaften Bestand der Wildkräuter sollte im Garten ein Aussamen ermöglicht werden, indem erst nach der ersten Blüte und Samenbildung gemäht bzw. zurückgeschnitten wird. Neben dem ersten frischen Grün aus dem Garten für uns Menschen bieten auf diese Weise viele Wildkräuter gleichermaßen Nahrung für Schmetterlinge und Insekten.

Eine oft unbeliebte, jedoch sehr gesunde und ergiebige Wildpflanze ist der Giersch, dem wir heute Wildkräuterportrait widmen möchten.
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Wildkräuterportrait Giersch
(Aegopodium podagraria)
Synonyme Geißfuß, Ziegenkraut, Wiesenholler, …

Giersch ist den meisten Gärtnerinnen und Gärtnern als unbeliebtes Unkraut bekannt, das sich vorrangig über unterirdische Wurzelausläufer vermehrt und große Flächen besiedeln kann. Ein Ausjäten ist beinahe unmöglich. Es lohnt sich jedoch aus der Not eine Tugend zu machen und die jungen Blätter des Giersch in der Küche zu verwenden. Also Aufessen anstatt zu bekämpfen.

Geschmack: herb-frisch, leicht pfeffrig und an Petersilie erinnernd.

Ernte: ab März erscheinen Teppiche der jungen Austriebe mit glänzenden Blättern, die bis etwa Mai geerntet werden können. Ältere Blätter sollten nicht mehr verwendet werden. Die Pflanzen gehen dann in Blüte und bilden filigrane weiße Dolden.

Verwendung: Wildspinat, Kräutersuppen, Risotto, als Rohkost in Pesto, Dips, Kräuterbutter und Smoothies.

Vorkommen: Heckenränder und lichte Standorte unter Bäumen und Sträuchern.

Inhaltsstoffe: Giersch ist ein sehr gesundes Wildkraut und enthält viele Vitamine, vor allem Vitamin C (etwa mehr als 15-mal so viel wie Kopfsalat) sowie wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium.

Heilwirkung: alte Heilpflanze, die bei Hildegard von Bingen schon erwähnt wurde. Lindert Beschwerden wie Rheuma, Arthritis und Gicht durch die Ausleitung von Harnsäure. Hans-Dieter Storl schwört auf Giersch-Wickel bei Gicht.

Ansiedeln im Garten: Wenn nicht ohnehin im Garten vorhanden, können in gut sortieren Wildkräutergärtnereien Pflanzen erworben werden. Meist lassen sich bei Freunden oder Nachbarn Wurzelteile für die Pflanzung ausstechen. Nur abseits der Gemüse- und Staudenbeete pflanzen! Gedeiht gut im Halbschatten, durch Mähen kann die Ausbreitung eingegrenzt werden. Gemähte Teilflächen treiben wieder aus und können auch im Sommer beerntet werden.

Zu beachten: Bei Wildsammlung unbedingt sicher als Giersch identifizieren, da Verwechslungen mit giftigen Wildpflanzen möglich sind.

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Vor einem Jahr ging unser Shop von Garten des Lebens mit samenfestem Saatgut und unseren Gartenbüchern online. Wir möchten uns heute für die Treue unserer Kunden, die bereits aus der früheren Saatgutliste bestellt hatten und für das Vertrauen vieler neuer Kunden herzlichst bedanken.

Wir wünschen allen unseren Lesern, Kunden, Freunden und Partnern einen glücklichen Start ins neue Jahr und in eine freudvolle und erfolgreiche Gartensaison.

Das neue Gartenjahr startet ja bereits im Laufe des Januars, wenn die ersten Chili-, Paprika- und Auberginensamen ins Aussaattöpfchen kommen. Tipps für die Aussaat und Jungpflanzenanzucht sowie viele Sortenempfehlungen sind in unserem Garten-Blog beispielsweise unter dem Tag „Gemüseanbau“ zu finden.

Viel Spaß beim Schmökern und Planen in diesen besinnlichen Wintertagen bis die ersten Pflänzchen zu sprießen beginnen!


Obwohl es bereits November geworden ist, stecken wir noch mitten in der Chili-Ernte. Die frühen Sorten, wie Hot Banana oder Piment d’Espelette sind abgeerntet und teils konserviert oder für Chili-Pulver getrocknet. Spätere Sorten wie Lemon Drop wurden vor dem ersten Frost mit den Töpfen ins Haus geholt, damit noch viele Chili ausreifen und wir sie möglichst lange frisch genießen können.

Der scharfe Inhaltsstoff in Chili, das Capsaicin, kommt um diese Jahreszeit genau richtig. Schließlich soll Capsaicin antibakteriell und entzündungshemmend wirken, den Stoffwechsel anregen und die Blutzucker- und Blutfettwerte verbessern. Zusammen mit dem enthaltenen Vitamin C stärken frische Chili das Immunsystem.  

Chili und ihre Schärfegrade
Baut man Chili selbst an, steht eine riesige Auswahl an Chili-Sorten mit unterschiedlichen Schärfegraden zur Verfügung. Eingeteilt wird die Schärfe in einer Skala von 0 bis 10 in sogenannte Scoville-Einheiten, die ein gleichnamiger Apotheker entwickelt hat. 0 steht dabei für milde Gemüsepaprika und 10 für den höchsten Schärfegrad. Wobei es seit Scoville neue Chili-Züchtungen gibt, die inzwischen weit über den Schärfegrad 10 hinausgehen. Will man frische Chili verzehren, ist zu beachten, dass Chilis spätestens ab einem Schärfegrad von 7 nur noch als Gewürz verwendet werden sollten, da die Schärfe nicht mehr genießbar ist. Dies zumindest für die meisten Menschen in unseren Breiten.

Snack-Chili mit wenig Schärfe zum Rohverzehr
Wer es nicht so scharf mag, kann die Samenkerne und Mittelwände der Chili-Schoten entfernen, da hier die meiste Schärfe enthalten ist. Außerdem können weniger scharfe Sorten auswählt werden. Bei uns im Anbau haben wir den sehr milden Mulato-Ancho-Mix und ganz neu die weiße Lampion-Chili mit einem Schärfegrad von etwa 2 bis 4. Letztere lässt sich gut roh zur Brotzeit verzehren oder mit Schafskäse gefüllt in Olivenöl kurz im Ofen backen.

Gesunde Chili-Küche in Rohkostqualität
In den folgenden Rezepten werden Chili zusammen mit anderen Zutaten ungekocht zubereitet. Das Chili-Pesto ist angelehnt an ein Rezept von den Kanaren. Hier wird die Chili-Soße Mojo Rojo zu den traditionellen Papas Arrugadas, den Schrumpelkartoffeln in Salzkruste, gereicht. Entsprechend passt das Rezept auch zu Ofenkartoffeln und Grillgemüse.

Die Thai-Curry-Paste kann ebenfalls wie ein Dip oder zum Würzen von roten Currys verwendet werden. Die Zutaten sind bewusst so gewählt, dass sie in den meisten Lebensmittelmärkten problemlos erhältlich sind. Die Schärfe kann über die Menge und Schärfegrade der verwendeten Chilis variiert werden.
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Chili-Pesto

4 rote, mittelscharfe und dickfleischige Chili, z. B. Hot Banana oder Santa Fe Grande
2 rote Spitzpaprika
3 Knoblauchzehen
1 TL süßes Paprikapulver
1 Prise braunen Zucker
Salz nach Geschmack
100 ml hochwertiges Olivenöl

Chili und Paprika entkernen und in Stücke schneiden. Knoblauch schälen und grob würfeln. Zusammen mit dem Paprikapulver, 1/2 TL Salz und dem Zucker in einen Mixer geben und fein pürieren. Mit dem Olivenöl aufschlagen und nach Geschmack mit Salz abschmecken. Gekühlt mehrere Tage haltbar.
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Rote Thai-Curry-Paste

8 rote Chili
4 Knoblauchzehen
1 Stück Ingwer, etwa 2 cm lang
1/4 TL Zitronengraspulver oder ein Zitronengrasstängel
1 TL Koriandersamen
1 TL Kreuzkümmelsamen
1 TL grüne Pfefferkörner, getrocknet
1 EL Limettensaft
Salz
2 EL hochwertiges Pflanzenöl

Chili entkernen und in Stücke schneiden, Knoblauch und Ingwer schälen und grob würfeln. Zitronengrasstängel putzen und klein schneiden. Die getrockneten Gewürzsamen im Mixer mahlen, dann alle weiteren Zutaten hinzugeben bis auf das Öl hinzugeben und grob pürieren. Mit Salz abschmecken und das Öl unterrühren. Vor dem Verzehr mindestens 2 Stunden ziehen lassen, damit sich die Geschmacksnoten entfalten. Zur Aufbewahrung in hohe Gläser füllen und mit Öl abdecken. Hält gekühlt 2 bis 3 Wochen und kann portionsweise verwendet werden.

Chili selbst anbauen
Samenfestes Saatgut der genannten Chili-Sorten ist über unseren Online-Shop erhältlich.
Zu Paprika und Chili-Samen im Shop >
Aussaathinweise zu Paprika und Chili >

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Bei 3sat wurde im Oktober 2020 „Das Saatgut-Kartell“ ausgestrahlt und ist nun in der ZDF-Mediathek abrufbar. Der Film befasst sich mit modernen Züchtungen, insbesondere bei Tomaten, die den Anforderungen langer Transportwege und Vermarktungsketten entsprechen müssen.

Dabei schlägt der Film einen Bogen von Züchtungszielen wie Ertrag, Haltbarkeit und optischer Makellosigkeit im Verhältnis zu Aroma und Nährstoffgehalt über die Konzentration weniger Großkonzerne auf dem Saatgutmarkt und dem Verlust der Kulturpflanzenvielfalt bis hin zu Kinderarbeit und Ausbeutung in der Saatgutproduktion.

Ein sehenswerter Film, der verschiedenste Problematiken beleuchtet vom Samen bis zum Gemüse auf unserem Teller.

Leider ist der Film aktuell nicht mehr verfügbar. Sobald wir die Möglichkeit einer erneuten Verlinkung gefunden haben, stellen wir den Film an dieser Stelle wieder ein.

Film „Das Saatgut-Kartell“
Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, Obst und Gemüse für den internationalen Markt zu züchten und genetisch zu verändern. Wie gesund, natürlich und fair ist das, was wir essen?

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Seit die mediterrane Küche in unseren Breiten immer beliebter geworden ist, hat Rucola zunehmend an Popularität gewonnen. Sie gilt als Zutat für viele italienische Speisen und für Salate. Gleichzeitig ist die Gartenrauke eine alte Gemüsepflanze, die bei uns zwischenzeitlich eher in Vergessenheit geraten war. Und damit haben wir zwei Bezeichnungen, nämlich Rucola und Rauke. Obwohl Rauke eine Übersetzung für die italienische Rucola ist, haben wir es nicht immer mit derselben Pflanze zu tun. Aber wie unterscheiden sich diese nun und wie kann man für den Anbau im eigenen Garten das gewünschte Saatgut erkennen?

Dem botanischen Namen folgen
Wie so oft, ist der richtige Wegweiser der botanische Name der Arten und Sorten. Allerdings lassen sich selten so unterschiedliche und teils widersprüchliche Aussagen finden wie zu Rucola und Rauke. Auf Grund der Erfahrungen aus dem eigenen Anbau, Gesprächen mit anderen Hausgärtnerinnen und Hausgärtnern sowie diversen Recherchen ist dieser Artikel entstanden.

Links die Blätter der Rucola oder Wilden Rauke (Diplotaxis tenuifolia) und rechts die Blätter der Gartenrauke (Eruca sativa)

Im deutschen Sprachgebrauch bezeichnen Rucola und Rauke genau genommen zwei verschiedene Pflanzen aus der Gattung der Kreuzblütengewächse. Dies ist einmal Rucola, nämlich die Wilde Rauke, manchmal auch Würzrauke genannt (bot.: Diplotaxis tenuifolia, Schmalblättriger Doppelsame) und zum anderen die Garten-, Salat- oder Ölrauke (bot.: Eruca sativa).

Die gebräuchlichen deutschen Namen sind jedoch nicht auf die italienische Bezeichnung für die Gartenrauke zu übertragen. Hier ist die Gartenrauke ebenfalls eine Rucola, nämlich die Rucola dell’Orto, also die Rucola des Gemüsegartens.

Blüte der Wilden Rauke

Unterschiede in Kultur und Geschmack
Die Wilde Rauke ist im Geschmack intensiver, leicht bitter und verfügt über einen verzweigten Wuchs und schmale Blätter. In der Kultur ist sie zwei- bis mehrjährig. Ihre Blüten sind eher klein, wenig auffällig und einfarbig gelb. Die winterharten Pflanzen versamen sich bereitwillig.

Die Garten- oder Salatrauke ist milder im Geschmack und bildet breitere Blätter mit höherem Ertrag aus. Im Anbau ist sie ein- oder zweijährig. Ihre Blüten sind gegenüber der Wilden Rauke größer und eher cremegelb mit beiger Zeichnung. Auch die Gartenrauke ist winterhart und einfach zu vermehren, soweit die Samenstände zur Ausreife kommen dürfen.

Blüte der Gartenrauke

Wild und kultiviert
Eigentlich wäre diese Unterscheidung der beiden Arten ganz einfach, würden nicht weitere Bezeichnungen verwendet. Dies liegt daran, dass es zum einen Zuchtformen teils auch aus Kreuzungen und zudem weitere nah verwandte Arten gibt. So werden Züchtungen und Auslesen der Wilden Rauke im Samenhandel oft als Rucola selvatica bezeichnet. Dies entspricht in der Regel oben genannter Diplotaxis tenuifolia. Zuchtformen der Gartenrauke und sowie Kreuzungen aus Wilder Rauke und Gartenrauke (beispielsweise „Runway“, „Skyrocket“, …) werden dagegen oft als Rucola coltivata geführt, was wiederum in der Regel Eruca sativa entspricht.

Enge verwandte der beschriebenen Rauken, die ebenfalls ab und an im Samenhandel auftauchen sind eine weitere Rucola-Art (Diplotaxis muralis, Mauer-Doppelsame) oder die Senfrauke (Eruca vesicaria).

Nach meinen Recherchen werden leider all die genannten Bezeichnungen nicht immer einheitlich verwendet und deutsche, italienische wie botanische Namen purzeln das eine oder andere Mal durcheinander.

Dazu gibt es weitere wilde und kultivierte Raukengewächse, die essbar sind. Beispielsweise die bei uns beheimatete und wildwachsende Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), die Türkische Rauke (Bunias orientalis) auch Zackenschötchen genannt oder die Wasabi-Rauke (Diplotaxis erucoides), die alle im Garten kultiviert werden können.

Wie eingangs erwähnt, soll dieser Artikel die gewünschte Samenauswahl erleichtern. Ein Anspruch auf Vollständigkeit der Arten und Sorten sowie absoluter Richtigkeit im botanischen Sinne besteht nicht.

Die Kultur der Gartenrauke
Wir bauen seit vielen Jahren die Gartenrauke, Eruca sativa bei uns an und vermehren sie. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos und einfach zu kultivieren. Wird der Vegetationspunkt nicht verletzt, sind mehrere Schnitte bzw. eine Einzelernte der Blätter über Wochen möglich. Wir säen Mitte August bis Anfang September und witterungsabhängig bilden die Pflanzen noch viel erntefähige Blattmasse. Im Folgejahr kann im Frühjahr noch einmal geerntet werden, bevor die Pflanzen in Blüte und Samenbildung gehen. Wir verwenden die Gartenrauke und wie auch die wilde Rucola unter anderem für Salate, auf Pizza oder für die Zubereitung als Pesto.

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