Im Rückblick auf die vergangenen Jahre ist ein stetig steigendes Interesse an alten und samenfesten Gemüsesorten in der Öffentlichkeit zu beobachten. Obwohl diesen März der Vorschlag zur Reform der Saatgutgesetzgebung erst einmal zurückgewiesen wurde, beschäftigten sich auch die Medien weiterhin mit der Thematik von moderner Pflanzenzüchtung und dem Rückgang der Nutzpflanzenvielfalt.

So legte beispielsweise die ARTE Dokumentation „Die Saatgutretter“ eindringlich dar, wie die Saatgutgesetzgebung moderne Hybridzüchtung begünstigt, dabei alte Sorten verdrängt werden und die Neuanmeldung und Registrierung samenfester Sorten aus Bio-Züchtung erheblich erschwert. Gleichzeitig wird jedoch deutlich wie wichtig die alten, samenfesten Sorten nicht nur durch ihre Anpassungsfähigkeit an regionale Gegebenheiten und sich verändernden Klimaverhältnisse sind.
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Film – Die Saatgut Retter

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Auch über Zuschriften an Garten des Lebens konnten wir dieses steigende Interesse direkt beobachten. So bekamen wir nicht nur deutlich mehr Zuschriften und Anfragen zu samenfesten Sorten von Privatpersonen, sondern auch die Medien fragten mehrfach bei uns an.

Münchner Stadtgespräche, Ausgabe April 2014
Agrarindustrie – Welchen Preis zahlt unser Essen?
Seite 10, Annettes bunte Schützlinge
„Im kleinen oberbayerischen Dorf Antholing liegt der „Garten des Lebens“. Annette Holländer und ihr Lebensgefährte Hans Sondermeier bauen hier Obst und Gemüse für den Eigenbedarf an. Ein paar Hühner scharren munter auf der Wiese und im Glashaus strecken die Brokkolipflanzen ihre lilafarbenen Köpfe empor. Moment mal – lila Brokkoli? …“  mehr >

Bayerischer Rundfunk, Radio B2 Notizbuch
Interview von Doris Fenske mit Annette Holländer
Tauschen statt kaufen – Saatgut für den Garten
Die Samen für ihre Bohnen, Zuckerschoten und Tomaten bekommt Annette Holländer nicht im Baumarkt oder Gartencenter. Saatgut ist für die leidenschaftliche Gärtnerin ein Schatz, den es zu erhalten gilt…“

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Foto: © Regina Recht

Stern – Gesund leben
Titelthema „Gesünder essen“
mit einem Artikel zum Thema Essen mit gutem Gefühl
„Aus eigener Ernte in jeder Jahreszeit…“

Bayerischer Rundfunk, B3 Gesundheit!
Rahmenbeitrag zur Sendung, mit mehreren Filmsequenzen zu alten Gemüsesorten und Samengärtnerei „Alten Gemüsesorten auf der Spur…“

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Am letzten Samstag fand wieder ein Modul unseres Saatgutlehrgangs „Samengärtnerei für den Hausgarten“ statt. Behandelt wurden im Seminar die Geschichte unserer Nutzpflanzen von der Entstehung bis zu moderner Hybridzüchtung und Saatgutgesetzgebung, der Samenbau verschiedener samenfester Vermehrungskulturen und die praktische Saatgutreinigung anhand trockener Samenstände von Kohlgewächsen.

Ein Teilnehmerin hat auf ihrer Website einen tollen Blogbeitrag dazu verfasst, für den wir uns sehr bedanken: „Samengärtnerei im Garten des Lebens“. Auch unabhängig vom Beitrag über unser Seminar ist „Traum Selbstversorger“ eine schöne Seite zum Thema Selbstversorgung und wie man damit anfangen kann. Durch den angenehmen und teils humorvollen Schreibstil der Autorin Kirsten Loesch wird das Lesen zum Genuss!

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Unser Saatgutseminar findet einmal jährlich bei uns statt. Weitere Informationen zu Terminen, Inhalten und Anmeldung gibt es auf den Seminarseiten.

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Der blühende Gemüsegarten – das hört sich erst mal wie ein Widerspruch an. Schließlich soll ja Gemüse geerntet werden, und das meist in Form von Blättern, Wurzeln und Knollen.

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Blühender Gemüsegarten

 

 

 

Der Gemüsegarten, in dem das eine oder andere Gemüse auch für die Saatgutgewinnung kultiviert und das Erntegemüse mit essbaren Blüten und Kräutern kombiniert wird, erfreut uns dagegen mit einer herrlicher Blütenpracht.

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Blühender Kohl

Saatgutgewinnung im Gemüsegarten
Im Frühling blühen als erstes zweijährige Vermehrungskulturen wie Kohlgewächse und verschiedene Wurzelgemüse.

Besonders imposant sind dabei die großen gelben Blütenwolken verschiedener Kopf- und Palmkohle, die auch bei Insekten sehr beliebt sind und eine besondere Bienenweide darstellen.

Etwas unauffälliger, aber nicht weniger schön, geben sich einige andere Kreuzblütler wie Garten- und Knoblauchrauke oder auch der Feldsalat, der den frühsommerlichen Garten mit einem feinen weißen Blütenflor überzieht. Dazu ein Tipp: Wenn die Samen des Feldsalats auszureifen beginnen, die Pflanzen ausreißen und als Mulch zwischen anderen Kulturen verwenden. Im Herbst keimt dann an diesen Stellen wieder Feldsalat und muss nur noch etwas ausgedünnt werden.

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Blühende Schwarzwurzel

Auch Schwarz- und Haferwurzel geben mit ihren schönen Blüten in gelb und violett kontrastreiche Farbtupfer im Gemüsebeet.

Ebenso wunderschön sind die großen Blütenkugeln vieler Zwiebelgewächse.

Karotten und vor allem Pastinaken wachsen mit ihren Blütenständen zu sehr beeindruckenden Pflanzen heran, wobei hier der Platzbedarf zu berücksichtigen ist und sie daher in Blüte nicht für jeden Garten geeignet sind.

Essbare Blüten
Viele blühende Gemüse können gleichzeitig als essbare Blüten verwendet werden. So bereichern z. B. die Blüten von Rapunzel, Winterportulak und Schnittlauch unseren Salat durch Farbe und Aroma.

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Blühender Feldsalat

Werden zwischen die Gemüsekulturen noch weitere essbare Blüten und blühende Kräuter gepflanzt, verwandelt sich der Gemüsegarten in eine essbare Blühlandschaft.

Besonders geeignet sind Ringelblumen, die auch die Bodengesundheit unterstützen sowie bspw. Borretsch, Goldmelisse, Kapuzinerkresse, Sonnenblume und Königskerze, die auch wichtige Futterpflanzen für Insekten und Vögel darstellen.

Wie ein Besucher unseres Gartens letzten Sommer sagte: „Man denkt, man kommt in einen Blumengarten – doch wenn man genau hin sieht wächst überall Gemüse…“

 


Schon im letzten Jahr haben wir in dem einem oder anderem Beitrag dazu geschrieben, wie wichtig die Erhaltung der Vielfalt auch im Hausgarten ist. Ob für bedrohte Tiere, die sich im Naturgarten ansiedeln können, für gesunde Wildkräuter oder zur Erhaltung unserer alten, samenfesten Nutzpflanzen.

Entwurf der EU-Saatgutreform zurückgewiesen
Gerade hinsichtlich des zuletzt genannten Themas hat sich – vor allem durch großen Druck aus der Öffentlichkeit – eine erfreuliche Wende eingestellt. Das Parlamentsplenum hat in der letzten Woche mit 511 zu 130 Stimmen eine Entschließung mit Gesetzeskraft verabschiedet, die den Vorschlag vom 6. Mai 2013 eindeutig ablehnt und die EU-Kommission auffordert einen neuen Vorschlag vorzulegen.

Wäre der Vorschlag angenommen worden, hätte dies das Aus für viele unserer alten Kulturpflanzen bedeutet, da Sortenzulassungen und Weitergabe von Saatgut – zugunsten homogener F1-Züchtungen – erheblich erschwert worden wären. Die weitere Entwicklung nach den EU-Parlamentswahlen bleibt zu beobachten.

Neue und alte Sorten gehen wieder in die Vermehrung
Wir werden in jedem Fall wieder ausgewählte alte Nutzpflanzen in die Vermehrung nehmen. Dabei sind Sorten, die gerne bei uns angefragt werden und neue Raritäten, auf die wir uns schon besonders freuen.

Gesät ist schon eine ganze Menge: Vor allem einige neue Paprika- und Auberginensorten, die besonders für den Freilandanbau geeignet sind, eine bunte Palette an Tomaten und im Freiland die ersten Zuckererbsensorten.

An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Interessierten, die unser Saatgut alter Gemüsesorten angefragt haben, es nun ansäen und vielleicht auch selbst vermehren und weiter geben werden.

In diesem Sinne allen ein witterungsfreundliches und freudvolles Gartenjahr mit vielfältigem Gemüsegenuss!


2014 veranstalten wir wieder unsere Saatgutkurse „Samengärtnerei im Hausgarten“, diesmal mit einem dritten neuen Modul. Folgend die aktuellen Termine mit Schwerpunktthemen:

Samstag, 24. Mai 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Salat, Gänsefuß- und Zwiebelgewächse, vegetative Vermehrung

Samstag, 12. Juli 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Kohl- und Kürbisgewächse, Erbsen, Saatguternte

Samstag, 6. September 2014, 10:00 – 17:30 Uhr
Tomaten, Paprika und Bohnen, Überwinterungskulturen, Selektion

Programmdetails und Anmeldung >
Weitere Informationen zu Samengärtnerei >

Wer sich zuerst einen Überblick über das Thema Samengärtnerei und alte Gemüsesorten verschaffen willl, ist herzlich zu unserem Vortrag „Samengärtnerei in der Permakultur“ mit anschließendem Saatguttausch eingeladen.

Weitere Informationen und Anmeldung >