In den meisten Fällen soll es der Gärtner gewesen sein, wenn Saatgut nicht keimt, Jungpflanzen verkümmern und die Ernte übers Jahr nicht den gewünschten Erfolg bringt. Bestenfalls ist noch das Wetter schuld …

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Reiche Ernte an samenfesten Gemüsesorten

Dabei beginnt der Erfolg eines Gartenjahres schon bei der Qualität von Anzuchterde und Pflanzsubstrat (dazu hatten wir im Frühling einen Artikel eingestellt und eine ganze Reihe Rückmeldungen mit ähnlichen Erfahrungen erhalten).

Dass jedoch bereits die Auswahl des Saatguts einen Ausschlag für Erfolg oder Misserfolg geben kann, wird meist nicht so recht in Erwägung gezogen. Folgend dazu die Rückmeldung eines Bestellers unseres Samenangebots:

„… hiermit möchte Ich mich bei Ihnen herzlich für Ihre guten Produkte (Saatgut) bedanken!!!!!!!!!!!! Nach einem guten Gartenjahr kam für mich jetzt die Zeit mal zurück zu schauen. Ich habe in diesem Jahr vielerlei probiert, viele Sorten von vielen Herstellern. Rückblickend ist mir nun aufgefallen, das alle meine „Spitzenreiter“ Produkte aus Ihrem Haus waren! Die Pflanzen, die die besten Erträge hatten, und keine Probleme machten stammen ALLLESAMT von Ihnen!

So ein klares Ergebnis hat mich überrascht! Ich hätte eher damit gerechnet, dass Ursachen für Erfolg und Misserfolg bei mir zu suchen wären, und nicht so drastisch vom Saatgut abhängen! Deshalb nochmals VIELEN DANK !!!!!!!!!!!!!!!!!!! …“

Ähnliche Rückmeldungen haben wir bereits anderweitig erhalten und auch unsere Erfahrung spricht dafür, dass bereits die Saatgutauswahl die Weichen für das Gedeihen der Pflanzen und die spätere Ernte stellt.

Dabei spielt vor allem die Anpassung an unsere mitteleuropäischen Klimaverhältnisse und die damit verbundene Robustheit im Freilandanbau der für den Anbau ausgewählten Gemüsesorten eine Rolle, die nicht unterschätzt werden sollte.

Jedoch nur die alten und samenfesten, über viele Jahrzehnte entwickelten Sorten und deren Saatgut können diese Eigenschaften aufweisen. Eine F1-Gemüsesorte aus dem Biotech-Labor – egal was sie ansonsten an Vorzügen mitbringen mag – ist damit nicht ausgestattet.

Unser aktuelles Samenangebot sowie samenfestes Biosaatgut von Sativa ist über unseren Online-Shop erhältlich. Viel Spaß beim Stöbern!

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Wie im Newsletter von Arche Noah für Oktober 2015 nachzulesen gewesen ist, hat die Saatgutinitiative Froesamlerne in Dänemark Verbesserungen der nationalen Saatgutgesetzgebung erwirkt:

„Künftig können wir Seed Savers Saatgut von nicht registrierten Sorten auch verkaufen. Bisher war das in Dänemark illegal”, erzählt Inger Heyerdahl-Jensen von Froesamlerne. Die neue Regelung wird von allen Saatgutakteuren mitgetragen – auch von der dänischen Saatgutwirtschaft.

Dazu Iga Niznik, politische Referentin von Arche Noah: „Wir freuen uns sehr! Das dänische Saatgutverkehrsrecht ist in Sachen Biodiversität nun Vorbild für ganz Europa.”

Es geht also doch – und Nationen wie Dänemark machen es uns vor! Bleibt zu hoffen, dass dieses Vorbild in ganz Europa auch auf politischer Ebene weitere Anhänger findet…

 


Während die wärmeliebenden Gemüsearten mit der kühlfeuchten Witterung im diesjährigen Frühling nicht besonders gut zurecht kamen, sind Salate und Erbsen fröhlich gewachsen.

art_samenernte-erbseBeide Kulturen brauchen ausreichend Wasser, um sich gut zu entwickeln und nicht frühzeitig zu schossen bzw. um einen guten Fruchtansatz zu erzeugen. Etwas kühlere Temperaturen stören Salate wie Erbsen dabei nicht.

Als Ende Juni dann die große Hitze einsetzte waren Blütenstände und Hülsen bereits gut ausgebildet und in der Trockenheit konnte das Saatgut bei besten Bedingungen ausreifen. 2014 hatten wir genau das Gegenteil: die Erbsen wurden bei der Saatgutreife von Schimmel befallen und die Salatsamenernte fiel buchstäblich ins Wasser, sodass wir kaum Saatgut ernten konnten.

Umso mehr freuen wir uns dieses Jahr über eine makellose Ernte an Salatsamen und Erbsensaatgut. Als erstes konnten wir dabei die Samen des Winterkopfsalats „Zimska Salata Zupanja“ ernten.

art_samenernte-zimska„Zimska Salata Zupanja“ ist eine alte Salatsorte aus Kroatien für den Überwinterungsanbau (Zimska = Winter). Sie wird Anfang bis Mitte September gesät und die kleinen Salatrosetten überwintern im Kaltgewächshaus, Frühbeet oder auch direkt im Freiland. Im Frühling bilden sich dann bald schöne mittelgroße Salatköpfe für die erste Salaternte.

Das Saatgut haben wir ursprünglich von Arche Noah erhalten. Die Sorte wurde neben einer großen Anzahl anderer Überwinterungssalate im Zuge einer Diplomarbeit von Jakob Wenz und Matthias Wenger im Freilandanbau getestet und beschrieben (siehe Seite 228). Die Sortenbeschreibung aus der Literatur scheint jedoch abzuweichen, denn der Salat weist keine Sprenkelung wie Forellensalat auf, sondern höchstens einen leichten rötlichen Einschlag und ist hellsamig. Die weitere Beschreibung und die Abbildungen aus dem Testanbau entsprechen jedoch auch dem Sortenbild das wir bei uns im mehrjährigen Anbau beobachten konnten.

art_samenernte-zimska-samenEine Bestellung von Saatgut von „Zimska Salata Zupanja“ ist neben unseren anderen Salatsorten über den Garten des Lebens Online-Shop möglich.

Für Interessierte an der Samengärtnerei zur Gewinnung von Saatgut für den Eigengebrauch haben wir verschiedene Kurse und Vorträge im Angebot. Weitere Informationen und aktuelle Termine finden Sie in unserem Vortrags- und Seminarprogramm.

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Vor einigen Tagen (24.07.15) wurde bei Heise Online ein Artikel veröffentlicht, der veranschaulicht wie Samen von Millionen von Nutzpflanzen im Eis konserviert werden, für den Fall eines weltweiten Ernte-GAUs oder dass „… die landwirtschaftliche Vielfalt gefährdet sein sollte“.

Dass die landwirtschaftliche Vielfalt bereits gefährdet ist, kann mittlerweile belegt werden. Es wird davon ausgegangen, dass weltweit bereits 75% unserer Kulturpflanzen verloren gegangen sind. Dies wird auch als Generosion bezeichnet, da die genetische Vielfalt der Nutzpflanzen dadurch immer geringer wird. Als Antwort darauf wird weltweit in Genbanken Saatgut konserviert und Duplikate davon werden in Spitzbergen eingefroren.

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Saatgut alter, samenfester Sorten

Es handelt sich dabei um sogenannte „PGR – Pflanzengenetische Ressourcen“. Im Einzelnen sind dies die alten, samenfesten Land- und Regionalsorten, die durch langjährigen Nachbau entstanden sind. Ebenso Zuchtsorten, die nicht mehr registriert sind und seltene Kulturpflanzen, die in den verschiedensten Ländern/Kontinenten genutzt werden und auch in anderen, ähnlichen Klimazonen gedeihen könnten. Die Ergebnisse moderner Hybrid-Züchtung sind in den Genbanken nicht zu finden, ganz im Gegenteil: es wird davon ausgegangen, dass die Saatgutindustrie sich durchaus bewusst ist, dass die moderne Züchtung eine Sackgasse darstellen kann und sie notgedrungen auf die gesammelten PGR zurückgreifen muss.

Da stellt sich natürlich die Frage, warum diese alten, samenfesten Arten und Sorten nicht einfach angebaut, gegessen, vermehrt und somit vor dem Aussterben gerettet werden. Denn sogar über die UN-Dekade der Biodiversität und in den damit verbundenen nationalen Strategien ist die Sicherung der alten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen festgeschrieben. Dennoch werden derzeit allein von der deutschen Bundesregierung 12 Millionen Euro für die Weizen-Hybridzüchtung zur Verfügung gestellt, während die Bio-Züchtung, die die alten und samenfesten Ressourcen weiter entwickeln will, leer ausgeht. (Quelle: Arche Noah Magazin, Juli 2015, Seite 10).

So dient das eingelagerte Saatgut lediglich „… als … Zugang zu so viel genetischer Vielfalt wie möglich … so dass Wissenschaftler, sofort, wenn etwas passiert ist, mit der Züchtung neuer Pflanzen beginnen können“. Und hier kommt natürlich die nächste Frage auf: Warum anfangen zu züchten, wenn die Katastrophe schon da ist? Unsere alten Nutzpflanzen sind anpassbar an Klima, Boden und andere Umweltbedingungen und genau aus diesem Grund sind die unzähligen regionalen Sorten entstanden. So sollte die beste Vorkehrung für eine mögliche Klimaveränderung der Anbau und die Weiterentwicklung dieser anpassbaren Pflanzenressourcen sein – und zwar jetzt, bevor ein landwirtschaftlicher Klima-GAU einsetzt.

Ob ein Genbank-Projekt wie in Spitzbergen tatsächlich seinen Sinn erfüllt, bleibt außerdem abzuwarten. Zum einen weiß niemand wirklich wie lange Saatgut verschiedener Pflanzenarten im Eis haltbar sind und „… Fachleute sehen durch die Erderwärmung auch Risiken für das Gebäude, das diese Gefahren eigentlich abwenden soll. Schon im Sommer 2008 taute der Permafrostboden am Eingang des Global Seed Vault auf und brachte die Statik ins
Wanken …“
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Hier gehts zum gesamten Artikel bei Heise Online „Der Reis ist kalt“ >

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Saatguternte Schwarzes Winterrübchen

Was bleibt als Alternative? Wer die Möglichkeit hat, kann auf seinem Stück Land die eine oder andere Sorte erhalten. Wenn viele dies tun, bleiben viele alte Sorten erhalten und in lebendiger Weiterentwicklung.

Bei uns beginnt jedenfalls bereits die diesjährige Saatguternte von 2-jährigen Kulturen wie dem Schwarzen Winterrübchen, von Überwinterungssalat und frühen Zuckerschoten.

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Bunte Gemüsesorten sind im Trend. Angefangen bei Tomaten in (fast) allen Farben über lila und rosa Kartoffeln bis hin zu bunten Bohnen. Und ganz besonders beliebt: Die violette Möhre. Seit einigen Jahren geistert ihr Saatgut als Urmöhre durch Gartencenter und Internet und ihre Wurzeln sind in immer mehr Bio-Läden erhältlich.

Die Urmöhre als moderne F1-Hybride
Doch die sogenannte Urmöhre mit Namen „Purple Haze“ ist keine Urmöhre, sondern eine Kreation der Saatgutindustrie. Wenn man genau liest (teilweise nur im Kleingedruckten ersichtlich), steht auf dem Samenpäckchen ganz eindeutig „F1-Hybride„.

Sie ist hübsch mit ihrer violetten Farbe und dem orangenen Herz, sie schmeckt gut und angeblich ist sie auch noch besonders gesund – eine Urmöhre ist „Purple Haze“ jedoch trotzdem nicht. Da fragt sich der/die Liebhaber/in alter Sorten, wo denn nun die echte Urmöhre eigentlich abgeblieben ist…

Gelbe Pfälzer, violette Zanahoria Morada, orange Nantasie-Karotte

Gelbe Pfälzer, violette Zanahoria Morada, oranger Nantaise-Typ

Die Kulturgeschichte der Möhre
In ihrer unkultivierten Form gab es Möhren in verschiedenen Farben und sie stammen wohl aus unterschiedlichen Ursprungsgebieten.

So wird angenommen, dass die weiße Möhre aus dem Mittelmeergebiet und die gelben und violetten Typen aus dem Vorderen Orient kommen.

Die ältesten Belege über eine Nutzung von wilden und kultivierten Möhren sind aus der Antike Griechenlands und Roms überliefert.

Heute ist die Möhre orange
Viele Kulturformen und auch die heute bei uns verbreitete und beliebte orange Möhre sind aus Kreuzungen entstanden. Letztere geht auf die „Lange Orange Holländer Karotte“ zurück, die im 17. Jahrhundert gezüchtet und Wilhelm von Oranien gewidmet wurde – in der Farbe des späteren niederländischen Königshauses.

Küttiger Rübli

Küttiger Rüebli

Ältere farbige Kulturformen sind meist nur noch in Saatgutarchiven zu finden und vereinzelt in kleinbäuerlichen Betrieben.

Während es die bayerische „Gelbe Ruam (Rübe)“ so nicht mehr gibt – zumindest ist mir keine gelbe bayerische Kultursorte bekannt – sind z. B. in Spanien einige wenige violette Sorten noch im Anbau geblieben. Ebenso wie das weiße „Küttiger Rübli“, einem kulinarischen Erbe der Schweiz.

Bunte Möhrensorten
Will besagte/r Liebhaber/in alter Sorten nun verschiedenfarbige samenfeste Möhren, die nicht orange sind kultivieren, sind im Handel, in Saatgutarchiven und über private Erhalter u. a. folgende Sorten zu finden:

Jaune de Doubs – Historische französische Möhre in gelb, hoher Ertrag, aromatischer Geschmack und gut lagerfähig, auch im Saatguthandel erhältlich
Gelbe Pfälzer – Alte Sorte von gelber bis blass oranger Farbe, große wohlschmeckende Wurzeln, lagerfähig, Erhaltersorte
Küttiger Rüebli – Alte und robuste weiße Schweizer Sorte, aus dem Aargauer Dorf Küttigen, kegelförmiger Wuchs, über Saatgutarchive und verschiedene Anbieter im Internet erhältlich
Gniff – Ebenfalls eine alte Schweizer Sorte aus dem Tessin, außen violett und innen hell, guter Geschmack und lagerfähig, auch im Saatguthandel erhältlich
Purple Dragon – Optisch ansprechende rot-violette Möhre mit orangenem Herz, guter und süßer Geschmack, erhältlich über viele Anbieter im Internet
Cosmic Purple – Neuere violett-rote Züchtung, die wohl aus den USA kommt und ähnlich Purple Dragon ist, ebenfalls erhältlich über Online-Shops
Syrische Violette – Violette Möhre mit hellgelbem Herzen, aromatisch und nicht besonders süß, Erhaltersorte
Zanahoria Morada – Dunkelviolette Möhre mit gelblich-weißem Herz, aromatisch, wenig Süße, Erhaltersorte

Eine Auswahl der genannten farbigen Möhren ist im Garten des Lebens Online-Shop erhältlich.

Einige weitere farbige Sorten sind über das Arche-Noah Erhalternetzwerk zu finden. Zum Teil handelt es sich dabei um Lokalsorten, die einzelne Erhalter ausfindig gemacht und in die Vermehrung genommen haben. Eine Internet-Recherche für das Aufspüren alter und seltener Möhrensorten ist durchaus lohnenswert.

Neben „Purple Haze“ sind in den letzten Jahren verschiedene Sorten weißer und gelber bzw. bunter Möhrenmischungen auf den Markt gekommen. Doch auch sie sind in der Regel F1-Hybride, also mit ihren Eigenschaften nicht vermehrbar. Wie schon Pflanzengenetiker Bob Brac de la Perrière im Film die Saatgutretter anmerkt: „… Die Saatgutindustrie hat begriffen, dass sich die Verbraucher wieder für alte Sorten begeistern und züchten nun unechte alte Sorten. Es sind Hybride und sie benennen sie mit Namen von alten Sorten. Aber die echten alten Sorten gibt es kaum mehr …

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