Radieschen und Rettiche sind ideale Vor-, Zwischen- und Nachkulturen im Gemüsegarten. Schnell wachsende Sorten bereichern den Speiseplan im Frühling bereits etwa 4 Wochen nach der Aussaat und Herbstsorten sind bis in den Winter lagerfähig.

Radieschen und Rettiche sind außerdem ideal für unsere Klimazone, da sie nicht besonders kälteempfindlich sind. Auch ansonsten sind sie eher anspruchslos, lediglich mit zu frischem Mist oder unreifem Kompost gedüngter Boden und Staunässe werden nicht gut vertragen.

Alte Rettichzüchtungen und neue F1-Sorten
Aus alten deutschen Züchterhäusern, wie z. B. Hild, kommen verschiedene samenfeste und äußerst hochwertige Rettich- und Radieschensorten. Dennoch macht die F1-Hybridzüchtung auch vor Rettichen und Radieschen nicht halt. Obwohl die Hybridisierung von Saatgut mit großem Aufwand verbunden ist, wird sie auf immer mehr Pflanzenarten angewendet.

Wie bei Anja Banzhaf in ihrem Buch „Saatgut – wer die Saat hat, hat das Sagen“ nachzulesen ist, versprachen sich die Saatgutproduzenten bereits in der Anfangsphase der Hybridzüchtung ein lukratives Geschäft davon: „Zum ersten Mal wurden Samen aus einer Pflanze (damals Mais) gewonnen, die der Anbauer nicht wieder aussäen und dabei etwas ähnliches wie die Elternpflanze erwarten konnte. … Mit der Hybridzüchtung war ein Verfahren gefunden worden …. für das sich die kommerzielle Saatgutproduktion lohnte.“ Dies schlägt auch bei F1-Saatgut für den Hausgarten zu Buche: Die F1-Sorten sind meist doppelt so teuer wie die alten samenfesten Sorten. Und mögliche Unterschiede im Anbau, wie etwa die Gleichförmigkeit sind für den Hausgarten zu vernachlässigen. Und wie bei vielen alten Gemüsesorten können die älteren Züchtungen mit ihrem Geschmack überzeugen. Im Ertrag sind zwischen samenfesten Sorten und modernen Hybriden bei Radieschen und Rettichen außerdem kaum Unterschiede festzustellen.  .

Samenfeste Sortenauswahl: Radieschen und Rettiche von Frühling bis Herbst
Wesentlich ausschlaggebender für den Ernteerfolg ist die Berücksichtigung der Sorten nach Jahreszeit. So gibt es Frühlings-, Sommer- und Herbstsorten sowie lagerfähige Rettiche für Genuss und Vitamine im Winter.

Frühe Sorten für den ersten Anbau sind
z. B. Radieschen Saxa und Marika für den Anbau unter Glas und Riesenbutter für erste Freilandsaaten. Die meisten Frühlingssorten lassen sich auch für die Herbsternte ab Mitte August nochmal säen. Ebenfalls für Frühlings- und Herbstkultur geeignet, ist der weiße „Minirettich“ Eiszapfen.

Einige wenige Radieschensorten können ganzjährig angebaut werden, ohne früh zu schossen oder pelzig zu werden. Dazu gehören beispielsweise Sora oder French Breakfast, letzteres ist ein hübsches längliches Radis mit weißer Spitze. Im Herbst lassen sich mit dem schnell wachsenden French Breakfast noch späte Kulturen erzielen. Außerdem ist Riesen von Aspern, eine alte Wiener Sorte von beachtlicher Größe, ideal für den ganzjährigen Anbau. Für eine späte Aussaat im geschützten Anbau ist die seltene Sorte Wira geeignet.

Unter den Rettichen ist die frühe und schnell wachsende Sorte Fridolin zu empfehlen, ein weißer Rettich der schon nach 6 bis 8 Wochen erntefertig ist. Ebenso der rosafarbene Ostergruß, der als Bundrettich geerntet wird. Rettichsorten für die Herbsternte mit Anbau etwa Ende Juli sind Blauer Herbst und Winter, ein violettschaliger und lagerfähiger Herbstrettich oder Read Meat ein milder weißer Rettich mit rosafarbenem Herz. Ebenfalls ein Herbstrettich mit ausgeprägter Lagerfähigkeit ist Runder schwarzer Winter, der auch als Siruprettich bei Erkältungen verwendet wird.

Die genannten Sortenempfehlungen sind nur ein Ausschnitt aus der (leider teilweise ehemaligen) Sortenvielfalt an Radieschen und Rettichen. Wer im Lexikon der alten Gemüsesorten schmökert wird noch die eine oder andere interessante Sorte finden, die auch im Handel oder über Saatgutarchive noch erhältlich ist.

Einige der genannten Radieschen- und Rettichsorten bieten wir im Wiederverkauf aus dem Sortiment von Sativa Biosaatgut in Zusammenarbeit mit der Erhalterorganisation ProSpecieRara im Garten des Lebens Online-Shop an. Bei allen angebotenen Sorten handelt es sich um samenfestes Saatgut.

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Senfkohl, Asia-Senf oder auch Asia-Salat genannt, ist eine vielfältige Kulturpflanze die in China, Japan und anderen asiatischen Ländern eine lange Tradition genießt. Bei uns weniger bekannt erobern die Asia-Greens jedoch nach und nach die Hausgärten. Senfkohl liefert eine großartige und farbenfrohe Beigabe zu winterlichen Salaten, eignet sich für Smoothies und Wok-Gerichte oder schmeckt als Rohkost direkt aufs Brot.

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„Tatsoi“ im Dezember im Freiland

Die Kultur von Asia-Senf
Der Anbau im Hausgarten ist recht einfach und die Pflanzen stellen eine gute Nachkultur dar. Aussaaten erfolgen von Mitte August bis Anfang Oktober, entweder in Reihen oder breitwürfig in ein mit Kompost vorbereitetes Beet. Die Kultur im Freiland ist möglich, für eine gute Ernte in Spätherbst und Winter empfiehlt sich jedoch der geschützte Anbau in einem kalten Folientunnel oder Gewächshaus. Im Freiland ist auf einen Schutz vor Kahlfrösten zu achten.

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„Green Boy“ für die Herbst- und Winterernte als Babyleaf

Gegenüber einem Frühjahrsanbau, der zwar möglich ist, bringen die Herbstsaaten einen wesentlich besseren Ertrag. Die sogenannten Langtagpflanzen gehen im Frühling mit den zunehmenden Sonnenstunden recht bald in Blüte und können nur wenig beerntet werden. In der kalten Jahreszeit sind Witterungsabhängig jedoch bis zu vier Schnitte möglich.

Die erste Ernte erfolgt bereits nach 4 bis 6 Wochen. Geerntet wird als Babyleaf. Dabei werden die Blätter bei einer Größe von etwa 6 – 8 cm geschnitten ohne das Herz der Pflanzen, den Vegetationspunkt, zu verletzen.

Testanbau und Sortensichtungen
Den Anbau von kältetoleranten Babyleaf-Salaten und Asia-Senf beschreibt der US-amerikanische Erwerbsgärtner Eliot Coleman anschaulich in seinem Handbuch Wintergärtnerei. Doch auch hierzulande wird man auf die Kultur- und Vermarktungsmöglichkeiten der asiatischen Kohlverwandtschaft aufmerksam. Vor allem der energiesparende Anbau im Kalthaus bei gleichzeitig durchaus nennenswertem Ertrag macht sie interessant. So wurden im deutschen Gartenbau 2014 ausführlich dokumentierte Anbauversuche durchgeführt und in einem mehrjährigen Forschungsprojekt an der Versuchsstation Zinserhof in Österreich wurden Kulturverfahren für eine heizungsfreie Winterernte von Asia-Salaten entwickelt.

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„Grün im Schnee“ bei der Arche Noah Sortensichtung (Bildquelle Arche Noah)

Bei Arche Noah wurden diverse Senfkohl-Sorten aus dem Saatgutarchiv in einem Sichtungsanbau im Herbst 2016 getestet und verkostet. Auch hier haben die Ergebnisse überzeugt. Im Arche Noah Magazin vom November 2016 kann dazu ab Seite 24 (PDF Seite 13) nachgelesen werden.

Sortenempfehlungen für den Hausgarten
Für die Selbstversorgung mit frischem Grün in der kalten Jahreszeit sind verschiedene sehr kältetolerante Senfkohl-Sorten besonders interessant. Zwar lassen sich Ergebnisse eines Anbaus in einem großen Gärtnergewächshaus nicht unbedingt 1:1 auf die Kultur im Hobbygewächshaus oder Frühbeet übertragen. Richtungsweisend sind sie jedoch allemal.

Sorten mit guter Winterhärte bei gutem Ertrag sind aus eigener Erfahrung z. B. „Green Boy“, die rotblättrige Sorte „Bloody Mary“ bzw. „Red Giant“ oder der Rosetten-Pakchoi „Tatsoi“. Im Versuchsanbau erwies sich „Grün im Schnee“ als besonders ertragreich. Ein weiteres sogenanntes Blattstielgemüse mit viel Blattmasse ist „Namenia“, das traditionell auch bei uns – vor allem in Rheinland – unter der Bezeichnung Rübstiel angebaut wurde. Sehr dekorative Sorten sind außerdem z.B. „Golden Frills“, „Rouge Metis“ oder „Yellow Curled Giant“.

Saatgut von Senfkohl und Vermehrung für den Eigenbedarf
Für die genannten Sorten sowie einige weitere sind Saatgutanbieter einfach online zu recherchieren. Vermehrt tauchen aktuell neue und unbekanntere Sorten von Asia-Salaten im Saatguthandel auf, die zum Experimentieren im eigenen Garten einladen.

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Asia-Senf „Bloody Mary“ kurz vor der Blüte

Leider sind die Saatgutportionen oft sehr knapp bemessen und für den Babyleaf-Anbau nicht immer ausreichend. Dabei lassen sich die verschiedenen Sorten leicht selbst vermehren und liefern einen guten Ertrag an Saatgut.

Alle im Herbst angebauten Asia-Salate gehen im Frühling in Blüte und bilden bis zum Sommer die reifen Samen aus. Wie die gesamte Kohlverwandtschaft ist Asia-Senf fremdbefruchtend und die Frühlingsblüte stellt zugleich eine willkommene Bienen- und Insektenweide dar. Bei einem Bestand von etwa 30 – 50 Pflanzen für die Vermehrung, die man bei Babyleaf-Anbau leicht erreicht, erhält man mehr als genug Samen um die Sorte in den nächsten Jahren wieder anzusäen.

Verkreuzungen vermeiden
Asia-Salate, die botanisch derselben Art zugehörig sind verkreuzen sich untereinander. Dies ist einfach am botanischen Namen zu erkennen, hier die beiden geläufigsten in der Asia-Senf-Familie:

Brassica juncea, dazu gehört z. B. Red Giant
Brassica rapa, dazu gehört z. B. Namenia

Es darf immer nur eine Sorte derselben botanischen Zugehörigkeit, also juncea oder rapa (oder andere) gleichzeitig in die Vermehrung genommen werden, um sortenreines Saatgut zu gewährleisten. Da das Saatgut mindestens 5 Jahre keimfähig ist, steht einem jährlichen Wechsel für die Vermehrung verschiedener Sorten jedoch nichts im Wege.

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Tomaten gehören zu unserem beliebtesten Sommergemüse. Im eigenen Garten angebaut betören sie uns mit Vielfalt und Geschmack. Doch in einem Regenjahr wie diesem (2016) wird die Braun- und Krautfäule schnell zum Spielverderber und die Tomatenliebe wird auf eine harte Probe gestellt.

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Galinas Sibirian Cherry

Vielfalt bedeutet Ertragssicherheit
Wir testen seit Jahren verschiedenste alte und samenfeste Tomatensorten auf ihre Freilandeignung und jedes Jahr bringt neue Erkenntnisse.

Zwar dürfte die Wildtomate Humboldtii weiterhin die größte Widerstandsfähigkeit gegen den Braunfäulepilz aufweisen, doch einige großfrüchtigere Sorten brachten in diesem Jahr erstaunliche Ergebnisse.

Neben den Wildtomaten, und den Cocktailtomaten Cuban Pink und Galinas Sibirian Cherry, die sich auch dieses Jahr wieder gut bewähren, haben wir ca. 10 weitere Tomatensorten im Freilandanbau. Zugegeben stehen nicht alle ganz freiwillig im Regen – wir haben es durch unseren Umzug einfach nicht geschafft, rechtzeitig eine entsprechende Überdachung zu bauen. Durch den Regensommer wurden diese Tomaten nun zwangsläufig dem „Braunfäuletest“ unterzogen.

Was sich außerdem sehr schön zeigt: durch die Vielfalt im Anbau bleibt – auch wenn es die eine oder andere Sorte nicht geschafft hat – immer noch eine gute Ernte.
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Sieger

Alte Tomatensorten können punkten: Sieger ist Sieger
Durch eine gute Widerstandsfähigkeit bei gleichzeitiger Frühzeitigkeit hat die Tomate Sieger einen hervorragenden Ertrag gebracht und steht noch immer recht gut da. Geschmacklich braucht sie sich dabei nicht zu verstecken.

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Tarasenko

Nicht ganz so früh aber mit ebenfalls einem sehr hohen Ertrag hat sich Tarasenko, eine russische Züchtung gezeigt. Wie bei Sieger sind zwar Blätter und einige wenige Früchte befallen, dennoch hält sich der Schaden in Grenzen. Tarasenko eignet sich vorrangig zum Einkochen.

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Blue Orange Purple Strip

Überraschungssieger ist Blue Orange Purple Strip, zwar keine alte Sorte, jedoch samenfest. Die sehr wohlschmeckende gelb-lila Tomate leidet bislang kaum unter einem Befall der Braunfäule. Mittelspät reifend stellt sich nun ein guter und gesunder Ertrag ein.

Ebenfalls im Mittelfeld mit mäßigem Befall der Braunfäule stehen die Bauerntomate aus Honduras, die sich gut für den Frischverzehr eignet und die Eiertomate De Berao, ebenfalls eine gute Einkochtomate. Bei beiden macht der reiche Behang die teilweise befallenen Früchte wett. Zudem treibt die Bauerntomate aus Honduras, wie wir bereits in früheren Jahren feststellen konnten, im Spätsommer nochmal neu und bringt eine zweite späte Ernte, soweit die Witterung einigermaßen passt.

Das Regenwetter am schlechtesten vertragen hat Musk Zebra, eine grün gestreifte Sorte, die eigentlich gut freilandtauglich sein sollte. Leider konnten wir von ihr so gut wie keine Frucht ernten und die Pflanzen sind bereits komplett abgestorben. Ein erneuter Anbau wird wohl nur noch geschützt erfolgen.

Wer sich mal wieder um den Regentest gedrückt hat, ist die Kartoffelblättrige Tiefgefurchte. Sie soll laut Gerhard Bohl eine der wenigen im Freiland widerstandsfähigen Fleischtomaten sein. In jedem Anbaujahr hatten wir bislang wenig Regen und viel Sonne – und schöne Tomaten im Freiland. Sollten wir sie nächstes Jahr wieder in Anbau nehmen, gibt es bestimmt einen Bombensommer 🙂 !

Saatgut der genannten alten und samenfesten Tomatensorten kann bei uns im Online-Shop bestellt werden. Von allen Tomaten kann Saatgut für den eigenbedarf gewonnen werden.

Tomaten im Online-Shop von Garten des Lebens >
Alte Tomatensorten selbst vermehren >

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Jedes Gartenjahr gibt es die eine oder andere Entdeckung unter den alten Gemüsesorten, die uns besonders begeistert. Dieses Jahr ist es das spitzköpfige Blaukraut (bzw. Rotkraut oder auch Rotkohl) Vysocke. Es stellt nicht nur eine besonders seltene Rarität dar, sondern mit seinem feinen Geschmack auch eine tolle Bereicherung für die Herbst- und Winterküche.

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Blaues Spitzkraut Vysocke

Vysocke ist vermutlich eine alte Lokalsorte aus Tschechien und war lange Zeit der einzige bekannte samenfeste, violette Spitzkohl.

Es handelt sich um ein Spätkraut mit großen, violett-rot und spitz zulaufenden Köpfen mit ausladenden Umblättern. Auffallend ist der hohe und dicke Strunk, der wie Kohlrabi verwendet werden kann.

Im Anbau braucht das Kraut nicht nur ausreichend Platz und Nährstoffe, sondern auch die nötige Zeit, um seine Größe zu erreichen. Eine Aussaat bis Ende April ist empfehlenswert. Geerntet wird im Oktober, bevor es stärkere Fröste gibt. Einzelne Köpfe können ein Gewicht von 5 kg und mehr erreichen. Leider sind die eher locker aufgebauten Köpfe nur bedingt lagerfähig.

Traditionell wurde das Kraut daher milchsauer vergoren, was ein sehr gutes, pinkfarbenes Sauerkraut ergeben soll. In der Winterküche zeichnet es sich als feine und gut bekömmliche Winterrohkost aus. Zusammen mit anderen Wintergemüsen wie Chinakohl und Feldsalat oder auch in Kombination mit Speck und Nüssen oder Mandeln lassen sich hervorragende Wintersalate zubereiten. Blanchiert für Krautröllchen oder gedünstet als Gemüse sind die zarten Blätter schnell gar und sollten nicht zu lange gekocht werden, damit sie Farbe und Aroma behalten.
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Blauer Spitzkrautsalat mit Speck und Mandeln

1/2 bis 1 Kopf blaues Spitzkraut, je nach Größe
80 Gramm durchwachsenen, geräucherten Speck
2 EL Mandelstifte
Salz und Pfeffer
Olivenöl und milder Essig
1 Spritzer Zitronensaft
1 EL Zwiebelgrün, z. B. Winterheckenzwiebel in Ringe geschnitten

Vom Kraut die Umblätter entfernen, den Kopf vierteln und den Strunk herausschneiden. Die Viertel quer in feine Streifen schneiden. Mit etwas Salz vermischen und mit der Hand vorsichtig durchkneten. Danach ca. 15 Min. stehen lassen. In der Zwischenzeit den Speck in kleine Streifen schneiden und ohne Fett in einer Pfanne kross anrösten. Überschüssiges Fett mit einem Küchentuch entfernen. Kurz abkühlen lassen und dann zu den Krautstreifen geben. In derselben Pfanne die Mandeln anrösten, ohne sie dunkel werden zu lassen und dann ebenfalls zum Kraut geben. Salat mit Essig, Öl und Zitronensaft anmachen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Servieren etwa 10 Min. ziehen lassen, mehrmals mischen und gegebenen falls nochmal nachwürzen. Mit Zwiebelgrün bestreuen.

Saatgut und Sortenbeschreibung
Wir hatten die Spitzkrautsorte Vysocke dieses Jahr zum ersten Mal im Anbau und sie wird sicherlich einen festen Platz in unserem Gemüsegartensortiment bekommen. Saatgut ist erhältlich über mehrere Anbieter aus dem Arche Noah Erhalternetzwerk. Dabei können wir aus eigenen Erfahrungen Roman Huber mit seiner Partnerin Anna-Maria Frey empfehlen, die auf züchterischem Niveau auf ihrem Hof in Niederbayern vermehren. Eine Sortenbeschreibung ist außerdem im „Lexikon der alten Gemüsesorten“ enthalten.

Unter dem Sortennamen Kalibos ist im Handel seit noch nicht allzu langer Zeit ein weiterer violetter Spitzkohl zu finden, der jedoch nicht die Größe von Vysocke erreicht und wie viele neuere Züchtungen wenig Strunk bildet. Auch Kalibos soll auf Grund des milden und süßlich schmeckenden Blattes gut für Rohkost und Krautsalate geeignet sein.

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Feuerbohne „Painted Lady“ mit zweifarbiger Blüte

Die Feuer- bzw. Prunkbohne (Phaseolus coccineus), in Österreich auch Käferbohne genannt, stammt wie die Gartenbohne aus der neuen Welt und kam im 17. Jahrhundert nach Europa. In ihrer Heimat, den kühlfeuchten und frostfreien Gebirgen von Costa Rica, Guatemala und Mexiko ist die Feuerbohne mehrjährig. Bei uns friert sie im Herbst jedoch ab und kann nur einjährig kultiviert werden.

Von der Wildpflanze zur Kulturpflanze
Während heutzutage in Europa der Anbau in den Gärten vorrangig auf Grund der grünen Hülsen erfolgt, nutzten die einheimischen Indios die reifen Samen und die Knollen der Pflanze. Damals wurde sie als Wildpflanze gesammelt. Ab etwa 900 v. Chr. wurden Feuerbohnen gezielt in Mischkultur mit Mais und Kürbis angebaut.

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Alte Illustration einer Feuerbohne*

Nach ihrer Ankunft in Europa begeisterten die wunderschönen Blüten der Feuerbohnen schnell die Damenwelt von Paris, die daraus Blumenschmuck herstellte. Auf Grund ihrer Robustheit und ihrer schmackhaften Kerne und Hülsen hat sie sich in der Folge in den Bauerngärten in ganz Mittel- und Nordeuropa einen festen Platz erobert.

Da sie Kälte- und Nässeverträglicher ist, als die Gartenbohne, kann sie auch in höheren Lagen erfolgreich angebaut werden. In heißen Sommern kann es dagegen passieren, dass die Feuerbohne auf Grund der hohen Temperaturen kaum Hülsen ansetzt und erst im Spätsommer, wenn es wieder kühler wird, eine gute Ernte bringt. Ein Ausreifen der Körner ist dann leider meist nicht mehr möglich.

Auch wenn die Feuerbohne mit der Sortenvielfalt der Gartenbohne nicht mithalten kann, gibt es doch eine bunte Farbpalette bei den großen und glänzenden Bohnenkernen, die von reinweiß über violett und braun mit unterschiedlichen Einsprenkeln bis tiefschwarz reicht. Die Blüten mit ihrem hohem Zierwert erscheinen von weiß über lachsfarben bis rot. Eine Besonderheit ist dabei „Painted Lady“ mit ihren zweifarbig rot-weißen Blüten. Benannt ist sie angeblich nach Queen Elisabeth der Ersten, die sich gerne üppig schminkte.

Käferbohnen in der Steiermark
Traditionell wird in der Steiermark die Käferbohne immer noch in großen Mengen angebaut und für lokale Spezialitäten, wie den Steirischen Käferbohnensalat, verwendet. Entsprechend sind in der Steiermark noch viele der alten Sorten, auch in bunten Mischungen, im Umlauf. Im Handel werden bei uns nur noch einige wenige Sorten der Feuerbohne angeboten. Dazu gehören „Preisgewinner“, eine rotblühende Sorte mit violett-schwarz gesprenkeltem Korn und „Weiße Riesen“ mit weißen Blüten und Körnern. Wer sich für die alten Sorten interessiert, sollte sich daher am besten in Österreichs Saatgutarchiven, wie dem von Arche Noah und dem angeschlossenen Erhalternetzwerk umsehen.

Einfache Kultur der Feuerbohne
In der Kultur sind Feuerbohnen relativ anspruchslos. Sie werden nach den letzten Frösten im Mai direkt gesät oder bereits vorgezogen ausgepflanzt. Wichtig sind hohe und stabile Bohnenstangen oder Gerüste. Manche Sorten können bis zu 7 Meter hochranken. Je Stange werden 5 bis 7 Körner gesetzt. Bei Hitze und Trockenheit muss die Feuerbohne gut gegossen werden, da sonst die Blüten abfallen können. Geerntet werden die jungen Fisolen, ältere Hülsen sind zäh und fädig. Feuerbohnen werden durch Insekten befruchtet und verkreuzen sich leicht. Für die Erhaltung / Vermehrung daher immer nur eine Sorte im Garten anbauen.

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Feuerbohne „Frau Zengerle“

Eine alte Sorte
In diesem Frühling haben wir eine alte weißblühende und weißkernige Sorte erhalten, die wohl über Generationen in einer Familie erhalten wurde. Da kein Name der Bohne bekannt ist, benennen wir sie nun nach der Dame – Frau Zengerle – die die Samen an unseren „Spender“ schon vor vielen Jahren weitergegeben hat. Momentan blüht Frau Zengerle wunderschön, Hülsen hat sie jedoch durch die anhaltende Hitze noch kaum angesetzt. Aber das wird hoffentlich noch kommen …

Schließlich möchte ich diese alte Sorte langfristig erhalten und vermehren und auch anderen Erhaltern zur Verfügung stellen.

*„Illustration Phaseolus Coccineus“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

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