Regionale und saisonale Lebensmittel liegen im Trend, da immer mehr Menschen wissen möchten, wo ihre Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden. Nicht jeder hat einen eigenen Garten aus dem er sich saisonal versorgen kann. Obst und Gemüse das in unseren Lebensmittelmärkten angeboten wird, ein einheitliches Sortiment zu jeder Jahreszeit, stammt oft aus dem Ausland wie Spanien, Holland oder auch aus Südafrika und Südamerika. Der Transport solcher Lebensmittel benötigt viel Energie und Gemüse wie beispielsweise Tomaten, die zwar regional jedoch außerhalb der Saison im beheizten Gewächshaus angebaut werden, sind ebenfalls alles andere als Klimaneutral.

art_wirsingErfreulicherweise gibt es jedoch immer mehr regionale Anbieter mit einem saisonalen Sortiment. Dies sind beispielsweise Gärtnereien mit gut sortierten Bio-Kisten oder Hofläden mit Direktvermarktung von Obst, Gemüse, Kartoffeln, Getreideprodukten, Käse und Fleisch.

Solidarische Landwirtschaft
Eine besondere Form des Lebensmittel-Abos ist dabei die Solidarische Landwirtschaft. Die Idee stammt aus den USA, wo unter der Bezeichnung CSA (Community Supported Agriculture) ein Vermarktungsmodell ins Leben gerufen wurde, das dem Produzenten eine hohes Maß an Planungssicherheit gewährt und faire Preise für alle Beteiligten ermöglicht.

Kunden, die mit Produkten aus einem solidarisch wirtschaftenden Betrieb regelmäßig versorgt werden möchten, schließen ein Jahresabo zu einem vereinbarten Umfang ab. Die Kosten, die wie eine Beteiligung gehandhabt werden, sind in der Regel zu Beginn des Jahresabos fällig. Die Produzenten – ob Landwirte, Gärtner oder auch Zusammenschlüsse von Herstellern und verarbeitenden Betrieben können auf Basis dieser Vereinbarungen planen wieviel angebaut und produziert werden muss. Der Vorteil ist, dass eine Überproduktion vermieden werden kann, der Kunde immer absolut frische Ware erhält und in den Betrieben auch die Möglichkeit besteht das Sortiment mitzubestimmen und man willkommen geheißen wird mitzuarbeiten.

„SoLaWi“ Gärtnerei Hecker
Die Bio-Gärtnerei Hecker in Olching, nahe München, hat bereits 2012 mit der Solidarischen Landwirtschaft begonnen. Mittlerweile ist sie gewachsen und ebenso sind in den letzten Jahren immer mehr Gemüsegärtnereien entstanden bzw. haben umgestellt um solidarisch zu wirtschaften. Der Filmbeitrag über die Gärtnerei Hecker für „‚Unser Land“ zeigt anschaulich wie eine „SoLaWi“ funktioniert.

Anbieter suchen und finden
Für solidarisch wirtschaftende Betriebe gibt es ein Web-Verzeichnis unter www.solidarische-landwirtschaft.org, das zusätzlich viele Informationen zum Thema bietet.

Wer allgemein nach regionalen Anbietern sucht, kann z. B. unter www.genussgemeinschaft.de recherchieren (oder sich auch als Betrieb eintragen lassen).

Nachdem jedoch viele Betriebe noch nicht in einschlägigen Internetportalen eingetragen sind, macht es immer Sinn sich direkt in der Umgebung und über lokale Medien zu informieren.

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Passend zu unseren Grünkohlrezepten und zum Ausklang des Winters ein kurzer Film über einen Menschen, der in Norddeutschland seit vielen Jahren alte Grünkohlsorten sucht, vermehrt und vor dem Aussterben bewahrt:

„Wie ein Schatzsucher durchkreuzt Reinhard Lüring mit dem Motorrad seine ostfriesische Heimat, um Palmen zu suchen. Die ostfriesische Palme, eine Grünkohlsorte, ist zwischen Ems und Weser legendär, aber fast ausgestorben. Selbst die staatlichen Samenbanken verfügen nicht über sortenreine Samen.“

Eine sehr schöne Dokumentation des NDR von 2016 ist leider nicht mehr online abrufbar. Einen kleinen Einblick in die Erhaltungsarbeit von Reinhard Lüring gewährt jedoch auch folgender Kurzfilm von 2019:

Gärtner züchtet alte Grünkohlsorten >

Ein Portrait von Reinhard Lüring und seinem Grünkohl ist auch in dem schönen Buch „Reichtum ernten“ enthalten.

Übrigens, wer Grünkohl vermehren möchte: Immer nur eine Sorte gleichzeitig am selben Standort blühen lassen. Verschiedene Sorten verkreuzen sich untereinander!

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Grünkohl im Schnee

Viele Gemüsesorten sind im Februar im winterlichen Garten nicht mehr zu finden. Grünkohl und Palmkohl stehen jedoch noch frisch und schön im Gartenbeet.

Schnee und Frost vertragen die robusten Gemüsepflanzen ohne Probleme und auch die warmen Perioden, die es in diesem Winter immer wieder gab, haben nicht geschadet. Besonders hübsch ist dabei der sibirische Kohl, der sich durch ein besonders feines Aroma auszeichnet.

Die traditionelle, norddeutsche Zubereitung des Grünkohls mit Fleischbrühe und Wurst ist durchaus ein gutes und deftiges Wintergericht für kalte Tage. Mit den folgenden Rezepten lassen sich Grünkohl und seine Verwandten jedoch auch mal leichter genießen oder zeigen sich von ihrer „scharfen Seite“. (Rezeptangaben für jeweils 2 – 3 Personen).
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Grünkohl mit getrockneten Tomaten

500 g Grünkohlblätter
1 Handvoll getrocknete Tomaten
2 Knoblauchzehen
Olivenöl
Weißwein
Salz und Pfeffer

Grünkohlblätter waschen, von den großen Blättern die Mittelrippe entfernen und den Grünkohl in Mundgerechte Stücke zupfen. Die getrockneten Tomaten in kleine Stücke schneiden und in etwas Wasser einweichen. Knoblauchzehen in dünne Scheiben schneiden und in Olivenöl in einem flachen Topf oder einer Pfanne mit Deckel andünsten. Bevor der Knoblauch braun wird mit einem Schuss Weißwein ablöschen und die getrockneten Tomaten samt Einweichwasser dazu geben. Kurz aufkochen lassen, dann den Grünkohl hinzugeben und kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Alles gut durchmischen und bei geschlossenem Deckel ca. 15 Minuten sanft garen.

Schmeckt mit Salzkartoffeln und geschmolzener Butter oder zu Pasta mit geriebenem Pecorino und Chili-Öl nach Geschmack.
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Sibirischer Kohl mit Pilzen

500 g Sibirischer Kohl (ersatzweise Palmkohl oder Grünkohl)
2 Zehen Knoblauch
1 scharfe Chili-Schote (wer es nicht so scharf mag, entfernt Samen und Mittelwände)
1 Stück Ingwer, etwa Daumennagel groß
Gemüsebrühe
250 Gramm Zuchtpilze (z. B. Shiitake, Austernpilze, Champignons oder Kräuterseitling)
Sonnenblumenöl
1/2 TL Kurkuma
Muskatnuss, Salz und Pfeffer

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Sibirischer Kohl

Kohlblätter waschen, von den großen Blättern ggf. die Mittelrippe entfernen und in etwa 1,5 cm lange Stücke schneiden. Knoblauchzehen, Chili und Ingwer fein hacken und in Öl mit Kurkuma in einem flachen Topf oder einer Pfanne mit Deckel andünsten. Bevor der Knoblauch braun wird, mit etwas Gemüsebrühe ablöschen. Den sibirischen Kohl dazu geben und mit Muskatnuss, Salz und Pfeffer würzen. Bei geschlossenem Deckel ca. 10 Minuten sanft garen.

In der Zwischenzeit die Pilze putzen, in Scheiben schneiden und in einer separaten Pfanne mit etwas Öl und Salz anbraten. Nach der Garzeit die Pilze zum Kohl geben.

Mit Basmatireis servieren und nach Geschmack mit Sojasauce würzen.

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Letzten Sommer gab es laut Medienberichten verschiedene Vergiftungsfälle durch Bitterstoffe in Kürbisgewächsen. An einem Zucchino mit hohem Bitterstoffanteil soll sogar ein älterer Mann verstorben sein. Seitdem geht es um, dass man Kürbisgewächse keinesfalls selbst vermehren soll, da sich dadurch Bitterstoffe bilden können. In einem Online-Shop für Sämereien konnte ich neulich genau diesen Hinweis bei jedem Saatguttütchen mit Samen von Kürbissen und Zucchini lesen. Bei Saatgutbestellungen kommen auch zu mir Anfragen zu Bitterstoffen in alten Sorten und in unserem Saatgutangebot.

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Was hat es nun auf sich mit den Bitterstoffen in Kürbisgewächsen?
Grundsätzlich ist es tatsächlich so, dass Kürbisgewächse – dazu gehören alle Arten von Kürbissen, Gurken und Melonen – Bitterstoffe, sogenannte Curcurbitacine enthalten können. Vor allem die ursprünglich wilden Vorfahren unserer heutigen Kultursorten sind oft sehr bitter gewesen. Für den Menschen sind diese Bitterstoffe (anders als z. B. viele Bitterstoffe in Kräutern) unverträglich. Durch Auslese und Kreuzung wurden den Speisekürbissen, Zucchini und Gurken die Bitterstoffe so weit als möglich heraus gezüchtet.

Bitterstoffe in Gurken
Der eine oder andere kennt noch den Hinweis zum Schälen einer Gurke: „… von der Blüte zum Stiel“. So sollten mögliche Bitterstoffe vom Stielansatz nicht auf die restliche und bitterfreie Gurke gebracht werden. Das bittere Ende wurde weggeschnitten und selbstverständlich nicht verzehrt!

Die wenigsten Gurken sind komplett bitterfrei und die Bitterstoffe können – unter bestimmten Bedingungen – vom Stielansatz in die Gurke wandern, sodass auch in „normalerweise“ bitterfreien Gurken Bitterstoffe auftreten können. Zu diesen Bedingungen gehören vor allem große Hitze und Trockenheit (auch in Kombination mit zu kaltem Gießwasser), was wir aus dem letzten Sommer ja bestens kennen.

Die Zucchini und der Zierkürbis
Was nun die Vergiftung mit einem bitteren Zucchino anbetrifft, dürfte die Ursache jedoch anderweitig zu suchen sein. Zucchini wie auch Zierkürbisse gehören zu den Gartenkürbissen (Cucurbita pepo), sind Fremdbefruchter und Insektenbestäuber und können sich somit untereinander verkreuzen. Blühen beide zusammen oder auch die Zucchini im eigenen Garten und beim Nachbarn der Zierkürbis, ist meist kein sortenreines Saatgut mehr zu ernten. Zu erkennen ist die Verkreuzung schon an einer veränderten Fruchtform und Farbe und ggf. auch am bitteren Geschmack. Zierkürbisse enthalten oft Bitterstoffe und bei einer Verkreuzung werden diese vererbt.

Eine versehentliche Kreuzung von Zucchini mit einem Zierkürbis scheint daher in diesem Fall, nämlich der aus eigenem Saatgut gezogenen und dann bitteren Zucchini, am nächsten liegend. Verschiedene Erhalter-Organisationen haben dazu bereits entsprechende Stellungsnahmen abgegeben.

Mutationen in der Natur
Die Natur ist variabel und aus jedem Samenkorn entsteht ein Individuum. So sind auch Mutationen nicht auszuschließen – schließlich sind durch Mutationen immer wieder neue Gemüsesorten entstanden. Dies kommt allerdings sehr selten vor, kann jedoch bei gekauftem Saatgut ebenso auftreten wie bei selbst Gezogenem.

In jedem Fall gilt: Bittere Früchte von Kürbisgewächsen sind nicht für den Verzehr geeignet! Und wer selbst vermehrt, sollte sich über Befruchtungsbiologie und Verkreuzungsmöglichkeiten informieren, ggf. nur eine Sorte anbauen und/oder die richtigen Isolationsabstände einhalten, um nicht von bitteren Früchten enttäuscht zu werden. Weitere Informationen hierzu sind in folgenden Artikeln zu finden:

Mehr zu Kürbis- und Zucchiniarten, Sortenempfehlungen und ihre Vermehrung >

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Jedes Gartenjahr gibt es die eine oder andere Entdeckung unter den alten Gemüsesorten, die uns besonders begeistert. Dieses Jahr ist es das spitzköpfige Blaukraut (bzw. Rotkraut oder auch Rotkohl) Vysocke. Es stellt nicht nur eine besonders seltene Rarität dar, sondern mit seinem feinen Geschmack auch eine tolle Bereicherung für die Herbst- und Winterküche.

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Blaues Spitzkraut Vysocke

Vysocke ist vermutlich eine alte Lokalsorte aus Tschechien und war lange Zeit der einzige bekannte samenfeste, violette Spitzkohl.

Es handelt sich um ein Spätkraut mit großen, violett-rot und spitz zulaufenden Köpfen mit ausladenden Umblättern. Auffallend ist der hohe und dicke Strunk, der wie Kohlrabi verwendet werden kann.

Im Anbau braucht das Kraut nicht nur ausreichend Platz und Nährstoffe, sondern auch die nötige Zeit, um seine Größe zu erreichen. Eine Aussaat bis Ende April ist empfehlenswert. Geerntet wird im Oktober, bevor es stärkere Fröste gibt. Einzelne Köpfe können ein Gewicht von 5 kg und mehr erreichen. Leider sind die eher locker aufgebauten Köpfe nur bedingt lagerfähig.

Traditionell wurde das Kraut daher milchsauer vergoren, was ein sehr gutes, pinkfarbenes Sauerkraut ergeben soll. In der Winterküche zeichnet es sich als feine und gut bekömmliche Winterrohkost aus. Zusammen mit anderen Wintergemüsen wie Chinakohl und Feldsalat oder auch in Kombination mit Speck und Nüssen oder Mandeln lassen sich hervorragende Wintersalate zubereiten. Blanchiert für Krautröllchen oder gedünstet als Gemüse sind die zarten Blätter schnell gar und sollten nicht zu lange gekocht werden, damit sie Farbe und Aroma behalten.
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Blauer Spitzkrautsalat mit Speck und Mandeln

1/2 bis 1 Kopf blaues Spitzkraut, je nach Größe
80 Gramm durchwachsenen, geräucherten Speck
2 EL Mandelstifte
Salz und Pfeffer
Olivenöl und milder Essig
1 Spritzer Zitronensaft
1 EL Zwiebelgrün, z. B. Winterheckenzwiebel in Ringe geschnitten

Vom Kraut die Umblätter entfernen, den Kopf vierteln und den Strunk herausschneiden. Die Viertel quer in feine Streifen schneiden. Mit etwas Salz vermischen und mit der Hand vorsichtig durchkneten. Danach ca. 15 Min. stehen lassen. In der Zwischenzeit den Speck in kleine Streifen schneiden und ohne Fett in einer Pfanne kross anrösten. Überschüssiges Fett mit einem Küchentuch entfernen. Kurz abkühlen lassen und dann zu den Krautstreifen geben. In derselben Pfanne die Mandeln anrösten, ohne sie dunkel werden zu lassen und dann ebenfalls zum Kraut geben. Salat mit Essig, Öl und Zitronensaft anmachen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Vor dem Servieren etwa 10 Min. ziehen lassen, mehrmals mischen und gegebenen falls nochmal nachwürzen. Mit Zwiebelgrün bestreuen.

Saatgut und Sortenbeschreibung
Wir hatten die Spitzkrautsorte Vysocke dieses Jahr zum ersten Mal im Anbau und sie wird sicherlich einen festen Platz in unserem Gemüsegartensortiment bekommen. Saatgut ist erhältlich über mehrere Anbieter aus dem Arche Noah Erhalternetzwerk. Dabei können wir aus eigenen Erfahrungen Roman Huber mit seiner Partnerin Anna-Maria Frey empfehlen, die auf züchterischem Niveau auf ihrem Hof in Niederbayern vermehren. Eine Sortenbeschreibung ist außerdem im „Lexikon der alten Gemüsesorten“ enthalten.

Unter dem Sortennamen Kalibos ist im Handel seit noch nicht allzu langer Zeit ein weiterer violetter Spitzkohl zu finden, der jedoch nicht die Größe von Vysocke erreicht und wie viele neuere Züchtungen wenig Strunk bildet. Auch Kalibos soll auf Grund des milden und süßlich schmeckenden Blattes gut für Rohkost und Krautsalate geeignet sein.

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