Regelmäßig erreichen uns Anfragen bezüglich der Keimung von Saatgut. Im Folgenden haben wir die aus unserer Erfahrung wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Aussaat und Jungpflanzenanzucht zusammengefasst.

Lichtbedingungen und Feuchtigkeit für die Keimung

Dunkelkeimer
Die meisten Gemüsesorten sind Dunkelkeimer. Dies bedeutet, dass die Samen bei der Aussaat mit Erde bedeckt werden. Als Faustregel gilt eine Saattiefe, die etwa 2- bis 3-mal dem Durchmesser des Samenkorns entspricht. Beispielweise bei Tomaten wäre das eine Saattiefe von 0,5 bis maximal 1 cm. Bei Bohnen (ausgenommen Ackerbohnen) ist die Saattiefe sogar eher noch geringer. Nach einer alten Bauernregel mögen „Bohnen die Glocken läuten hören“. Später können die Pflanzen bei Bedarf für einen festen Stand und ein kräftiges Wachstum angehäufelt werden.

Die Ansaaten werden mit einem Blumensprüher befeuchtet, oder es kann in die Unterschalen der Aussaatgefäße gegossen werden. Die Erde saugt das Wasser auf. Stehendes Wasser sollte jedoch vermieden werden. Bei zu viel Nässe können die Samen faulen oder es können später die Sämlinge absterben.

Lichtkeimer
Bei Lichtkeimern werden Samen nur auf das Aussaatsubstrat gestreut, leicht angedrückt und nur mit wenig oder gar nicht mit Erde bedeckt. Lichtkeimer sind unter anderem Salate, wie Kopf- und Pflücksalat, manche Kräuter wie beispielsweise Basilikum und viele Blumen, vor allem Wildblumen. Die Saaten werden mit einem Blumensprüher großzügig befeuchtet. Um ein Austrocknen der Samen währen der Keimzeit zu vermeiden kann eine Klarsichtfolie / Frischhaltefolie aus dem Haushalt über die Aussaatschalen gespannt werden. Bei Saaten direkt ins Beet muss vor allem in Trockenperioden regelmäßig vorsichtig gegossen werden, damit die Samen für die Keimung genügend Feuchtigkeit erhalten. Die Aussaatschalen werden an ein helles Fenster gestellt.

Temperaturbedingungen für die Keimung

Kaltkeimer / Frostkeimer
Manche Gemüsearten und viele Blumen und Wildpflanzen benötigen einen Kältereiz um zu keimen. Oft sind niedrige Temperaturen ausreichend, manche Pflanzen benötigen jedoch Frost für das Auslösen der Keimung. Typische Kaltkeimer sind beispielsweise die Kerbelrübe, der Gute Heinrich oder die Gartenakelei. Die Samen solcher Pflanzen werden bereits im Spätherbst, im Winter oder sehr früh im Frühjahr gesät. Andere Samen wie beispielsweise Feldsalat und manche Salatsorten gehen bei zu hohen Temperaturen in eine Keimruhe, eine Keimung erfolgt erst bei niedrigeren Temperaturen meist unter 20 Grad. Daher lassen Sommersaaten von Feldsalat sortenabhängig oft lange auf sich warten.

Eng gesäte Sämlinge von Salat, die bald pikiert werden können

Eng gesäte Sämlinge von Salat, die bald pikiert werden können

Hohe Keimtemperaturen für wärmeliebende Gemüsearten
Andere Gemüsearten benötigen dagegen besonders hohe Keimtemperaturen von etwa 22 – 28 Grad. Dies betrifft viele der wärmeliebenden Gemüsearten wie Tomaten und vor allem Paprika, Chili und Auberginen. Die notwendigen Keimtemperaturen werden erreicht, wenn die Aussaatschalen über einer Heizung oder auf einer Wärmematte aus dem Gartenhandel stehen. Auch in diesem Fall empfiehlt es sich die Aussaatschalen mit Klarsichtfolie abzudecken, um ein Austrocknen der Saaten zu vermeiden. Stimmt die Keimtemperatur keimen die Samen dieser wärmeliebenden Pflanzen artabhängig in der Regel zwischen 5 und 10 Tagen.

Lichtangebot und Temperaturen nach der Keimung

Pflanzen, die auf der Fensterbank vorgezogen werden, benötigen nach der Keimung einen sehr hellen, sonnigen und eher kühleren Platz. Dafür werden die Aussaatgefäße von der Wärmequelle genommen und die Folie wird entfernt. Besonders Tomaten müssen eher kühler stehen, da sie ansonsten zu Geilwuchs neigen. Die Pflanzen werden dann auf der Suche nach Licht lang und dünn, und oft auch gelblich. Als Faustregel vor allem für Tomatensämlinge gilt daher: Je geringer das Lichtangebot, desto kühler müssen die Pflanzen stehen. Gemüsearten wie Kohl oder Salat, die ohnehin mit kühleren Temperaturen gut zurechtkommen, müssen nach der Keimung für eine kompakte Entwicklung der Jungpflanzen sehr hell und kühl gestellt werden. Meist ist der Schutz und die Wärmeentwicklung in einem Gewächshaus oder Frühbeet auch in den Frühjahrsmonaten ausreichend. Lediglich bei Minustemperaturen sollten die Pflänzchen vorübergehend ins Haus geholt werden.

Vorziehen oder Direktsaat

Vorziehen von frostempfindlichen Kulturen
Viele der frostempfindlichen Gemüsearten müssen auf Grund ihrer Kulturdauer im Haus vorgezogen werden. Eine Aussaat erst in der bei uns warmen Jahreszeit würde kaum mehr eine Ernte bringen. Dafür ist die Sommersaison bei uns zu kurz.

Bewährte Aussaatzeiten sind:

  • Auberginen, Paprika und Chili Ende Januar bis Ende Februar
  • Tomaten Mitte Februar bis Mitte März (bei schlechten Lichtverhältnissen lieber etwas später säen, wenn die Tage wieder länger werden)
  • Kürbisse und Zucchini Mitte April und Gurken Ende April (in der Regel ist dieser Zeitpunkt ausreichend, frühere Saaten werden  leicht überständig. Überalterte Pflanzen benötigen nach dem Pflanzen an den endgültigen Standort oft länger, um einzuwurzeln und zügig weiter zu wachsen.)
  • Stangenbohnen Mitte bis Ende April.
Sämlinge von Paprika

Sämlinge von Paprika

Zu beachten: Auspflanzen erst etwa Mitte Mai nach den letzten Frösten, den Eisheiligen. Dabei die Wetterprognosen im Blick behalten! Außerdem sollten die Pflanzen vorab abgehärtet werden, indem man sie zwischendurch schon nach draußen stellt. So können sich die Jungpflanzen an die Witterung, also an Sonne, Regen, Wind, kühlere Temperaturen, etc. gewöhnen. Ein Kälteschock oder Sonnenbrand nach dem Auspflanzen wird dadurch vermieden.

Vorziehen zum Schutz vor Schädlingen
Ein Vorziehen von Jungpflanzen kann auch bei Gemüsearten, die man direkt säen könnte, von Vorteil sein. Frische Keimlinge sind stärker von Schädlingen gefährdet, daher kann ein Vorziehen beispielsweise von Salat, Kohlrabi, usw. durchaus sinnvoll sein. Zudem lässt sich bei vorgezogenen Jungpflanzen der Pflanzabstand besser einschätzen. Ein Auspflanzen an den endgültigen Standort ist in der Regel im Laufe des April möglich. Bei kalter Witterung können die Jungpflanzen vorübergehend mit Gartenvlies geschützt werden.

Pikieren und Pflanzen

Vorgezogene Sämlinge pikieren
Kulturen wie Tomaten, Paprika und Salate, die vorgezogen werden, können in Aussaatschalen gesät und nach der Bildung des 2. Blattpaars in Töpfchen oder Pflanzpaletten pikiert werden. Das heißt die Sämlinge werden vereinzelt und für eine gute Entwicklung verpflanzt. Vor allem bei Tomaten bietet diese Methode den zusätzlichen Vorteil, dass bereits zu lang geschossene Pflanzen tiefer gesetzt, also zu lange Stiele bis zu den Keimblättern eingetopft werden können. Die Stiele treiben Seitenwurzeln und ein guter Stand und ein kompaktes Wachstum werden unterstützt.

In Aussaattabletts pikierte Kohlpflanzen

In Aussaattabletts pikierte Kohlpflanzen

Jungpflanzenanzucht ohne Pikieren
Auf Grund ihrer empfindlichen Wurzeln sollten Gurken, Melonen, Kürbisse und Zucchini nicht pikiert werden. Wir säen sortenabhängig einen oder mehrere Samen in einen Topf, wo die Pflänzchen bis zum Auspflanzen an den endgültigen Standort verbleiben. Mehrere Sämlinge werden dabei nicht mehr geteilt, sondern gemeinsam gesetzt. Auf diese Weise verfahren wir auch mit vorgezogenen Stangenbohnen. Gesät werden 5 bis 7 Korn in einen Topf und die Jungpflanzen werden Mitte Mai zusammen an jeweils eine Bohnenstange gesetzt.

Gurkenjungpflanzen im Topf

Gurkenjungpflanzen im Topf

Direktsaaten ohne Voranzucht
Nicht alle Gemüsearten sind zum Vorziehen geeignet. Viele Wurzelgemüse (Radieschen, Pastinaken, Karotten, …) und Gemüsekulturen für die eine hohe Anzahl an Sämlingen benötigt wird (Spinat, Gartenmelde, Erbsen, Asia-Salate für Baby-Leaf, …)  sowie viele Blumen und Kräuter sollten direkt ins Gartenbeet gesät werden.

Aussaaterde und Gemüseerde

Für die Aussaat kann nährstoffarme Aussaaterde oder Kokossubstrat und Ähnliches aus dem Gartenhandel verwendet werden. Bei einer Aussaat in solche Erden muss jedoch frühzeitig in eine reichhaltige Gemüseerde pikiert werden, damit die Sämlinge genügend Nährstoffe erhalten und sich gut entwickeln können. Für ein Vorziehen ohne Pikieren ist die nährstoffarme Aussaaterde nicht geeignet. Die Pflanzen blieben dann klein und unterentwickelt. Bei uns säen wir direkt in ausgereifte Komposterde, gewonnen aus unserem Gartenkompost. Die Aussaat gelingt darin prächtig und die Sämlinge entwickeln sich kräftig, auch wenn sie aus Zeitgründen mal länger in den Aussaatschalen verbleiben müssen. Komposterde aus Kompostieranlagen ist dagegen für die Aussaat meist nicht geeignet.


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