Erfreulicherweise bieten immer mehr Gartencenter torffreie Pflanzsubstrate und Bio-Erden zum Kauf an. Dabei ist der Verzicht auf Torf, besonders für den Bio-Garten, ein wichtiger Fortschritt. Schließlich werden derzeit in Deutschland jährlich ca. zehn Millionen Kubikmeter Torf aus Mooren verbraucht. Davon gehen etwa zweieinhalb Millionen auf das Konto von Freizeitgärtnern. Ein Teil des Torfs kommt noch aus heimischen Hochmooren, der größte Teil jedoch aus Osteuropa und Russland. Mit dem Torfabbau werden unwiederbringlich wichtige Lebensräume vieler bedrohter Pflanzen und Tiere zerstört.
Torffreie Bio-Pflanzerde
Auch wenn wir am liebsten nur selbst gemischte Erde bzw. ausgereiften Kompost verwenden, für unsere Jungpflanzenanzucht reichte die eigene Erde in diesem Jahr nicht. Selbstverständlich haben auch wir uns für den Zukauf einer torffreien Bio-Erde entschieden.
Leider war nach kurzer Zeit die Enttäuschung groß. Die pikierten Tomatenpflanzen sind praktisch kaum gewachsen und haben nur ihre Farbe in Richtung Gelb und Lila gewechselt. Direkt angesäte Kürbisse sind gut gekeimt, doch auch hier war nach 2 – 3 Wochen ein eingestelltes Wachstum und ein Farbumschlag auf Gelb zu beobachten. Parallel dazu konnten wir unter gleichen Bedingungen, nur in einem anderem Anzuchtsubstrat, das Wachstum der gleichen Kulturen im Gewächshaus unseres Gärtnerfreundes beobachten. Er benutzt eine unter Profi-Gärtnern bewährte Bio-Pflanzerde – jedoch leider mit Torf versetzt.
Nachdem wir selbst in vielen Jahren sehr erfolgreich Jungpflanzen angezogen haben, konnte das verminderte Wachstum nur auf die Erde zurückzuführen sein. Kurzerhand haben wir etwas Pflanzsubstrat in Wasser eingeweicht und den PH-Wert getestet, was kein unerwartetes Ergebnis brachte. Die Erde ist so sauer, dass sich vielleicht Heidelbeeren darin wohlfühlen würden. Tomaten jedoch mit Sicherheit nicht. Zurückzuführen ist dies wohl auf einen sehr hohen Anteil von Rindenkompost in der Erde. Einen Teil der Tomaten haben wir sofort umgepflanzt und sie haben sich noch ganz gut erholt.
Enttäuschend ist das Ganze dennoch. Und Berichten zu Folge ist das nicht die einzige Erde, die Freizeitgärtnern angeboten wird, die qualitativ minderwertig ist. Einem Fernsehbericht zu Folge wurden 5 Gartenerden aus Gartencentern (in diesem Fall nicht Bio) in der Praxis getestet und bei fast allen Erden ließ Wachstum und Gedeihen zu wünschen übrig. Noch schlimmer schnitt laut eines Radioberichts ein Test von 20 Bio-Erden ab, die im Labor auf ihre Zusammensetzung untersucht wurden. Lediglich ein einziges Pflanzsubstrat wurde als brauchbar eingestuft.
Heute Vormittag habe ich mit einer Bekannten telefoniert, die noch gerne ein paar Tomatenpflänzchen von uns haben wollte. Auf den Hinweis, dass die Pflanzen noch sehr klein sind, meinte sie: „… die Pflanzen die ich selbst angesät habe, sind heuer auch so klein und wollen nicht wachsen. Ich weiß gar nicht was da los ist.“ Im weiteren Gesprächsverlauf hat sich herausgestellt, dass sie torffreie Bio-Erde aus dem Gartencenter verwendet hat.
Qualitativ hochwertige Erden
Dies bedeutet nun nicht, dass alle Bio-Erden ohne Torf durchwegs minderwertig sind. Es lohnt sich jedoch genau auf die Zusammensetzung zu achten und gegebenenfalls lieber für ein paar Euro mehr bei speziellen Profiherstellern und Erdenwerken zu kaufen.
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