Der lange Altweibersommer hat uns dieses Jahr eine kaum endende Ernte an Tomaten und anderen wärmeliebenden Gemüsen beschert. Bis jetzt in den November hinein warten Körbe voller Tomaten, Paprika und Chili auf ihre Zubereitung. Dabei ist die Speisekammer bereits gut gefüllt mit Tomatensoße, Peperonata und Salsa im Glas. Dazu getrocknete Tomaten und Eingelegtes in Essig oder Öl.

Gemüsearomen aus dem Backofen
Bereits über den Sommer haben wir regelmäßig Tomaten, Auberginen, Zucchini und Paprika als Blechgemüse zubereitet. Ein einfaches Gericht, bei dem das Sommergemüse in Scheiben auf einem Backblech ausgebreitet und mit Salz, Kräutern wie Rosmarin oder Thymian und Olivenöl gewürzt wird. Bei ungefähr 180 Grad Umluft wird das Gemüse gegart bis es weich und saftig ist und sich die ersten Röstaromen einstellen. Zusammen mit frischem Weißbrot ein köstliches Sommergericht!

Bunte Blechtomaten

Bunte Tomaten für Tomatensosse aus dem Backofen

Die spät geernteten Tomaten verfügen oft nicht mehr über das Aroma aus den sonnigen Sommermonaten. Durch die Zubereitung im Backofen wird den Tomaten Wasser entzogen und das Aroma und die Restsüße intensivieren sich. Die Tomatensoße aus dem Backofen bereiten wir ähnlich zu wie das Blechgemüse:

  • Ca. 1 kg Tomaten, grob gestückelt auf einem Backblech auslegen
  • Salzen und mit Olivenöl beträufeln
  • Bei 130 Grad im Backofen bei Umluft ungefähr 1,5 Stunden garen. Dabei immer wieder kontrollieren, die Tomaten sollen feucht bleiben und nicht anbrennen. Die tatsächliche Garzeit ist abhängig von der Menge und der Feuchtigkeit der Tomaten..

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Das auf diese Weise entstandene Tomatenmus kann nun beliebig weiter verarbeitet werden für Soßen oder auf Pizza. Ebenso kann es heiß in Gläsern abgefüllt konserviert oder portionsweise eingefroren werden.

Die beste Tomatensoße der Welt
In der Rezeptwelt des Internets lassen sich verschiedene ähnliche Rezepte finden, die darauf basieren die Tomaten im Ofen zu garen. Und nicht nur einmal versprechen diese Rezepte die beste Tomatensoße der Welt.

Einen sehr schönen Beitrag hierzu hat der SWR bereits vor einiger Zeit ausgestrahlt. Die Tomaten aus dem Ofen werden zusammen mit halben Zwiebeln (die später wieder entnommen werden), Butter und Zucker im Topf weiter gegart. Das Buttrige mildert Säure und verfeinert Tomatensoßen und vor allem Tomatensuppe. Zucker habe ich für unsere aromatischen alten Tomatensorten noch nie benötigt, für die letzten Herbsttomaten mag Zucker jedoch noch die benötigte Süße bringen.

Zur besten Tomatensoße der Welt >
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Kleine Buschtomaten für
Balkon und Terrasse

Ampeltomaten sind kleine Buschtomaten mit überhängendem Wuchs, die sich besonders gut für Balkonkästen, Hängeampeln und kleinere Töpfe eignen.

Obwohl die Pflanzen relativ klein bleiben, liefern Ampeltomaten einen hohen Ertrag an Früchten in der Größe von Cocktail-Tomaten.

Anbau:
Wie alle Tomaten sollten auch Ampeltomaten von Ende Februar bis etwa Mitte März im Haus vorgezogen werden. Für die Voranzucht ist zu beachten, dass Tomaten eine Keimtemperatur von idealerweise 22 – 25 Grad benötigen. Daher sollten die Aussaatschalen für die Keimung an eine Heizung oder auf eine Heizmatte aus dem Gartenhandel gestellt werden.

Sobald die Keimlinge erschienen sind, werden die Pflänzchen so hell wie möglich und kühler gestellt. Bei zu wenig Licht in Kombination mit warmen Temperaturen neigen Tomaten zu Geilwuchs. Nach 3 bis 4 Wochen können die Pflanzen pikiert und dabei relativ tief, bis unter die Keimblätter, in Töpfchen gepflanzt werden. Nach den letzten Frösten, etwa Mitte Mai, kann an den endgültigen, nach Möglichkeit regengeschützen Standort gepflanzt werden.

Wuchsform:
Ampeltomaten erreichen eine Höhe von etwa 30 cm bei überhängendem Wuchs. Die Seitentriebe dürfen nicht ausgegeizt werden, sodass sich kleine Büsche mit vielen Früchten entwickeln können.

Vermehrung:
Tomaten sind selbst befruchtend, sodass auch bei einem Anbau von mehreren Tomatensorten in der Regel keine Verkreuzungen auftreten. Die Samen werden aus der reifen Frucht genommen und mittels Nassvergärung gereinigt. Einzelne Tomatensamen können auch ohne Nassreinigung z. B. auf ein Stück Küchenrolle gegeben und getrocknet werden. Tomatensamen sind mindestens 5 Jahre keimfähig, wenn sie bei gleichmäßigen Temperaturen, trocken und dunkel aufbewahrt sind.

Ernte und Verwendung:
Ampeltomaten sind frühzeitige Tomatensorten, die oft bereits Mitte bis Ende Juni erntereife Früchte hervorbringen. Sie eignen sich für eine Verwendung wie auch andere kleinere Tomaten.

Sorten:
Im Handel sind nur selten Sorten von Ampeltomaten erhältlich. Meist können Ampeltomaten über Saatgutarchive oder private Vermehrer bezogen werden. Die bekanntesten Sorten sind „Himbeerrose“ (vermutlich identisch mit unserer „Ampeltomate rosa“) und „Pendulina“ mit gelben Früchten. Als besonders frühzeitig hat sich bei uns die Sorte „Sub Arctic Cherry“ erwiesen.

Außerdem können auch Johannisbeertomaten überhängend kultiviert werden. Eine weitere buschig und überhängend wachsende und besonders hübsche Sorte ist „Fuzzy Wuzzy“ mit silbrig behaarten Blättern und fein gestreiften Früchten, die allerdings im Geschmack nicht an das Aroma der anderen Ampeltomatensorten heranreicht.

Es empfiehlt sich übrigens nicht hochwachsende Tomatensorten in Ampelform anzubauen, da dies erfahrungsgemäß zu einem Abbrechen der Triebe führt.



Rekordsommer und Rekordernte
Neben Hitzerekorden hat uns der vergangene Sommer durch das warme Frühjahr und dem mediterran anmutenden Sommer vor allem bei wärmebedürftigen Gemüsen wie Tomaten, Paprika und Auberginen Rekordernten beschert. Sicherlich eine Rolle gespielt hat neben der Witterung auch unser neuer Folientunnel, ausgestattet mit bester Komposterdenmischung nach Hans Spezialrezepturen.

Solch schöne und gesunde Tomaten hatten wir schon seit Jahren nicht mehr ernten können. Allen voran unzählige große Ochsenherztomaten, von denen wir auch jetzt noch essen und verschenken können.

Ochsenherztomaten Sorten

Ochsenherztomaten Landshuter Riese, Olga und Orange Russian

Echte Ochsenherztomaten sind meist alte Sorten
Im Handel sind immer wieder Tomaten erhältlich, die als Ochsenherzen bezeichnet werden. Meist fehlt ihnen jedoch die typische Herzform und in der Regel handelt es sich um neuere Züchtungen von Fleischtomaten.

Betrachtet man unsere alten Ochsenherzsorten ist dies sogar nachvollziehbar. Die dünne Schale unserer Ochsenherztomaten erlaubt keine weiten Transportwege oder längere Lagerung. In kühlen Nächten können sie zudem aufplatzen. Nach der Ernte in voller Reife sollten sie gleich in den Kochtopf oder auf den Teller. Und auch die Größe ist recht uneinheitlich. So können an einer Tomatenpflanze durchaus Exemplare bis fast einem Kilo heranwachsen und andere schaffen es nur bis zu einigen hundert Gramm. Auch aus diesem Grund sind sie meist nur für die Vermarktung ab Hof oder über eine SoLaWi geeignet.

Geschmacksrekorde
Doch wer diese Tomaten einmal gekostet hat, vor allem nach einem solchen Sonnensommer, wird sich für immer an ihren fruchtig-aromatischen und fein schmelzenden Geschmack erinnern. Unsere absolute Favoritin ist dabei Orange Russian, die auch bei Verkostungen über allen Maßen gelobt wurde.

Landshuter Riese, Olga und Orange Russian nehmen wir sicherlich langfristig in unser Saatgutsortiment auf.

Für einen erfolgreichen Anbau ist jedoch zu beachten, dass sie im Gewächshaus oder Folientunnel am besten aufgehoben sind und sie für die Entwicklung der großen Herztomaten entsprechend Nährstoffe benötigen.

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Chili unter einem Insektenschutznetz, um Verkreuzungen mit einer anderen frei abblühenden Sorte zu vermeiden.

Selbstbefruchtende Gemüse benötigen weder Insekten noch Wind für eine Bestäubung. Dennoch finden manche Insekten, allen voran Hummeln, verschiedene Selbstbefruchter durchaus attraktiv.

Strenge und potentielle Selbstbefruchter
So kommt es beispielsweise bei Paprika und Chili, die grundsätzlich selbst- befruchtend sind, immer wieder durch Nektarsaugende und Pollensammelnde Insekten zu ungewollten Einkreuzungen.

Daher werden Selbstbefruchter in „strenge Selbstbefruchter“ und „potentielle Selbstbefruchter“ unterschieden. Zu letzteren gehören eben Paprika und Chili oder auch Auberginen.

Neben Gartenbohne und Salat zählten Tomaten lange Zeit zu den strengen Selbst- befruchtern und ein Anbau von verschiedenen Tomatensorten nebeneinander für die Saatgutgewinnung stellte in der Regel kein Problem dar. Auch schien das Interesse der Insekten an Tomatenblüten äußerst gering. In den letzten Jahren waren jedoch aus verschiedenen Regionen immer wieder Erfahrungsberichte von Verkreuzungen bei Tomaten zu lesen, die wohl vorrangig auf Hummeln zurückzuführen sind.

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Tomate Black Cherry

Wir vermehren seit vielen Jahren Tomaten und hatten bislang keinerlei Probleme mit Einkreuzungen. Doch dieses Jahr ist erstmals bei einigen wenigen Sorten eine Verkreuzung die einzige Erklärung für das veränderte Sortenbild. Es scheint als hätten Bestäuberinsekten die Tomate nach und nach für sich entdeckt. In der Geschichte des Paprikaanbaus war es ebenso: zu Anfang der Kultivierung von Paprika in Mitteleuropa kamen Verkreuzungen nicht vor, bis Insekten die zuvor fremde Paprika für sich als Nahrungsquelle entdeckten. Die geschlossene Blüte der Tomate hat sie wohl länger vor dem Einfluss der Insekten – vornehmlich der Hummel – geschützt. So ist nun anzunehmen, dass auch die Tomate von den „strengen Selbstbefruchtern“ näher an die „potentiellen Selbstbefruchter“ heranrückt.

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Sollte eigentlich eine Black Cherry sein: Eine Verkreuzung mit einer Blauschaligen Tomate ist anzunehmen.

Oft sind bei Verkreuzungen die Kreuzungspartner gut zu erkennen bzw. sind sie auf Grund der räumlichen Nähe möglicherweise zu identifizieren.

Allerdings sind solche Kreuzungen nicht samenfest. Schließlich handelt es sich um die erste Vermehrungsgeneration, die F1. Werden Samen solcher Pflanzen wieder angebaut, kommt es in der nächsten Generation, der F2, zu einer Aufspaltung. Pflanzen aus dieser zweiten Generation können für die Züchtung neuer Sorten ausgewählt werden und über mehrere Generationen auf ihre Sorteneigen- schaften selektiert werden.

Verkreuzungen bei Tomaten vermeiden
Um es den Hummeln – andere Insekten konnten wir an den Tomatenblüten nicht wahrnehmen – etwas schwerer zu machen, können verschiedene Vorkehrungen getroffen werden:

  • Tomaten in Gruppen anbauen, also beispielsweise eine Sorte auf der Terrasse in Töpfen, eine Sorte im Gartenbeet, eine Sorte im Folienhaus, usw.
  • Regelmäßiges Bewegen bzw. Schütteln der Blütentriebe, da Tomaten Vibrationsbestäuber sind und durch die Bewegung eine Befruchtung ausgelöst wird.
  • Besonders wichtig ist es ein vielseitiges anderweitiges Blühangebot zu schaffen. Tomatenblüten sind nicht unbedingt erste Wahl und viele Garten- und Wildblumen werden von Insekten als Nahrungspflanzen bevorzugt.

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Soll eine alte Tomatensorte dauerhaft erhalten werden, macht es Sinn Samen des Ursprungssaatguts zurückzuhalten, um für den Notfall die Sorte wieder neu anbauen zu können. Dabei können die zurück gelegten Samen alle paar Jahre erneuert werden, wenn bei neu geernteten Samen durch einen Anbau über zwei Jahre eine Verkreuzung auszuschließen ist. Samen von Tomaten sind mindestens fünf Jahre keimfähig.

Verkreuztes Saatgut und neue Sorten
Wir geben unser Saatgut ja auch weiter und falls Sie Tomaten aus unseren Samen gezogen haben, die nicht dem angegebenen Sortenbild entsprechen, freuen wir uns über eine Mitteilung an saatgut@garten-des-lebens.de. Dies hilft uns verkreuzte Sorten zu identifizieren, da es sich oft ja nur um eine einzelne Frucht handelt die fremd befruchtet wurde und nicht um den gesamten Samenbestand. Nach Möglichkeit versuchen wir Ersatz zu bieten.

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Im Septemberteil unseres Saatgutseminars sind unter anderem Tomaten ein Schwerpunkt. Saatguternte und Reinigung werden besprochen und viele alte Tomatensorten für Freiland oder geschützten Anbau vorgestellt. Die Teilnehmer erwartet dabei eine Verkostung unserer bunten Tomatensorten und selbstverständlich dürfen Samen genommen werden!

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Nassreinigung bei Tomaten und Gurken

Nassreinigung von Tomatensaatgut
Tomatensamen sind von einer keimhemmenden Schicht umgeben die verhindert, dass die Samen bereits in der Frucht keimen. Dieser „Glibber“ kann mittels Nassvergärung abgebaut werden, um streufähiges und portionierbares Saatgut zu erhalten.

Die Samen werden hierfür mit möglichst wenig Fruchtfleisch aus den reifen Früchten genommen, zusammen mit etwas Wasser in ein offenes Glas oder Schälchen gegeben und 2 bis 3 Tage bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Es entsteht ein Gärungsprozess, der die keimhemmende Schicht um die Samen abbaut. Die Samen fühlen sich dann rau an. Hohe Temperaturen beschleunigen den Gärungsprozess, daher vor allem im Hochsommer gut kontrollieren, damit die Samen nicht ankeimen. Zur Reinigung werden die Samen in ein Teesieb gegeben und unter fließend Wasser abgewaschen. Danach sofort auf Papier ausbreiten (Backpapier ist bestens geeignet) und gut trocknen lassen.

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Samenernte „Reisevariante“

Samenernte – die „Reisevariante“
Einzelne Tomatensamen können auch ohne Nassreinigung z. B. auf eine Küchenrolle gegeben und getrocknet werden. Zur Aussaat werden die einzelnen Samen mit der Küchenrolle abgetrennt und gesät. In den Seminaren ist dies die „Reisevariante“ für Tomatensamen aus der Verkostung.

Selbstverständlich sind nur samenfeste Tomatensorten für die Vermehrung über eigene Samen geeignet.

Welche alten Tomatensorten sind geschmacklich die besten?
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und bei Tomaten gehen die Geschmäcker tatsächlich oft weit auseinander. Manch einer mag es mild, andere bevorzugen säurehaltige Sorten.

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Aunt Ruby’s German Green

Die geschmackliche Überraschung gab es in diesem Jahr in Form einer grünen Fleischtomate, die wir zum ersten Mal im Testanbau hatten. „Aunt Ruby’s German Green“ überzeugte bereits uns mit ihrem feinen Geschmack und auch die Seminarteilnehmer waren einheitlich begeistert.

Die grüne, plattrunde Tomate mit bei Reife gelb- bis lachsfarbenem Einschlag vereint das mild schmelzende Aroma vieler Fleischtomaten mit einer leichten fruchtigen Säure.

„Aunt Ruby’s German Green“ wird in den kommenden Jahren sicherlich regelmäßig Ihren Platz bei uns im Tomatenbeet bekommen.

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