Jetzt ist es endlich soweit: Kälte und Regen haben sich verabschiedet und der Garten zeigt sich von seiner schönsten Seite. Mit einer bunten Mischung aus verschiedensten Gemüsearten, Teeblumen, Bienenweiden und essbaren Blüten wird selbst der Gemüsegarten zum Blütengarten.

Dabei erfüllen viele Blütenpflanzen gleich mehrere Aufgaben. So sind sie nicht nur Nahrung für viele Insekten, Bienen und Vögel sondern gleichzeitig Heil- und Teekräuter für uns Menschen und delikate Schönheiten auf unseren Tellern. Einige dieser Alleskönner, neben der schon erwähnten Ringelblume, möchten wir gerne vorstellen.
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Borretsch

Borretsch
Borretsch oder auch Gurkenkraut ist ein einjähriges Küchenkraut mit wunderschönen blauen Blüten. Anspruchslos sät es sich gerne selbst aus und kann zu ca. 70 cm hohen Büschen heranwachsen. Im Gemüsegarten kann der Borretsch daher durchaus überhandnehmen – jedoch besuchen Bienen und Hummeln in großer Zahl die blaue Blütenweide bis in den Spätsommer, wenn nicht viel anderes für die Bienen mehr blüht. Und spätestens, wenn die Grün- und Distelfinken kommen und zwitschernd und mit größter Akrobatik die reifenden Samen verspeisen will man den Borretsch nicht mehr missen. Darüber hinaus ist er auch noch ein heilendes Kraut, getrocknet beispielsweise bei Bronchitis für den Winter.
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Kapuzinerkresse

Kapuzinerkresse
Die wunderschön bis zum Frost blühende Kapuzinerkresse gibt es in einer rankenden Form und als niedrige Buschform in verschiedenen Farbschattierungen. Gerne wird sie unter Obstbäumen auf Baumscheiben gepflanzt um Schadinsekten vom Obst abzuhalten. So wie sie sich bei Hummeln und vielen Insekten größter Beliebtheit erfreut, finden auch immer wieder schwarze Läuse und die eine oder andere Raupenfamilie an ihr Gefallen. In diesem Sinne kann sie auch als Ablenkungspflanze für Schädlinge genutzt werden. Meist verschwinden die Plagegeister jedoch bald von selbst wieder. Für die Küche sind Blüten und Blätter verwendbar und das süß-pfeffrige Aroma verfeinert Salate, Kräuterbutter und Essige. Wer sie im Garten hat, sollte sie oft genießen, denn die enthaltenen Senföle sollen sogar Bakterien und Pilze abtöten können. Darüber hinaus besitzt die Kapuzinerkresse durchblutungsfördernde Eigenschaften und liefert jede Menge Vitamin C. Daher wurde sie auch zur Arzneipflanze des Jahres 2013 gekürt.
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Königskerze

Königskerze
Nicht allein auf Grund ihrer majestätischen Erscheinung, vor allem der großblütigen Königskerze, durfte die Königskerze in früheren Zeiten in keinem Bauerngarten fehlen. Die Königskerze war eine Heil- Räucher- und Kultpflanze und wurde traditionell in die Mitte der Kräutersträuße zu Maria Himmelfahrt gebunden. Sie sollte Mensch und Vieh gleichermaßen beschützen. Auch heute ist sie noch eine wichtige Heilpflanze und ihre Blüten und Blätter verfügen über eine schleimlösende, reizlindernde Wirkung und sind wohltuend und heilend bei Erkältungskrankheiten. Die zweijährige Schönheit sät sich einfach wieder selbst aus. Sie blüht bis zum Frost und wird den ganzen Sommer über von Bienen, Hummeln und anderen Insekten besucht.
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Mariendistel

Mariendistel
Auch die Mariendistel ist eine äußerst stattliche Erscheinung. Schön ist sie mit dem weiß-grün panaschiertem Laub und den großen violetten Blüten. Allerdings ist sie stachelig, und das so sehr, dass man sie kaum berühren kann. (Die Schnecken scheint dies allerdings nicht so recht zu stören.) Auch andere Tiere lieben sie, vor allem ihre Blüten, und so lockt sie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an und zur Samenernte die Distel- und Grünfinken. Gleichzeitig ist sie eine hochkarätige Heilpflanze. Ihre Samen und Blätter werden erfolgreich bei Leberleiden verwendet. In der Medizin wird ein hochkonzentrierter Extrakt der Samen bei Vergiftungen durch den Knollenblätterpilz eingesetzt. Das Gift des Knollenblätterpilzes greift die Leber an und die Mariendistel ist derzeit das einzig bekannte Gegenmittel.
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Rosenmonarda

Monarda / Indianernessel
Die Monarda oder Indianernessel gibt es in verschiedenen Farben und Duftrichtungen. Die Duftintensivste dürfte die Rosenmonarda sein, die auch getrocknet ein hervorragendes Rosenaroma für Tee und Potpourri behält. Die bekanntere rote Monarda, war bei den Indianern Nordamerikas als Teepflanze bekannt. Darüber hinaus lässt sich ein besonders wohlschmeckender Sirup aus den Blüten der Goldmelisse, wie sie vor allem in Österreich genannt wird, zubereiten. Außerdem können ihre Blüten in Salaten und Süßspeisen Verwendung finden. Jedoch nicht nur die Menschen haben die Monarda für sich entdeckt. Und so zählt sie zu den schönsten Bienen- und Hummelpflanzen.
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Nachtkerze

Nachtkerze
Die Nachtkerze betört alleine schon durch das Öffnen ihrer großen gelben Blüten in der Abenddämmerung. Wer geduldig ist, kann der Nachtkerze zusehen, wie sich die Hüllblätter der Knospen langsam öffnen und sich dann die gesamte Blüte unversehens entfaltet. Sie blüht die ganze Nacht und lockt dabei viele nachtaktive Insekten an, die wiederum Futterinsekten für Fledermäuse sind. Mit der stärker werdenden Sonneneinstrahlung am nächsten Vormittag bis Mittag verblüht die Blüte der Nachtkerze. Die gesamte Blütezeit erstreckt sich jedoch von Juni bis Oktober. Die ursprüngliche Wildpflanze (es gibt mittlerweile auch eine Reihe Zuchtformen) wurde von unseren Vorfahren auch als Nahrungspflanze gesammelt. So wurden die Wurzeln der zweijährigen Pflanze im ersten Jahr, also vor der Blütenbildung, ausgestochen und gekocht verzehrt. Aus dieser Zeit stammt auch ihre Bezeichnung Schinkenwurzel. Heute wird außerdem das hochwertige Öl der Samen für verschiedene Heilanwendungen und für Kosmetikprodukte eingesetzt. Beliebt sind die Samen jedoch ganz besonders bei den Blaumeisen, die im Herbst und Winter die klitzekleinen, ölhaltigen Früchte aus den Samenständen picken.
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Wildrose

Rose / Wildrose
Die Rose ist schon lange ein Symbol für Schönheit ebenso wie für die Liebe. Ihre Schönheit und ihr Duft verzaubert uns in unterschiedlichsten Formen – von der einfachen Heckenrose bis zur Edelrose. Die wilden und ungefüllten Formen werden fleißig von Bienen besucht und der große grün-metallisch glänzende Rosenkäfer verliert sich schier im Nektartaumel in gefüllten Rosenblüten. Die Blütenblätter der Duftrosen eignen sich hervorragend für Tees, Duftöle, Rosenwasser und Potpourris und werden bei Hautproblemen verwendet. Ätherisches Rosenöl ist eines der kostbarsten Öle. Für die Herstellung von einem Milliliter ätherischem Öl werden fünf Kilogramm Blüten benötigt. Zu all der Schönheit und dem Duft liefern uns verschiedene Rosenarten auch noch überaus gesunde Früchte, die Hagebutten. Werden sie nicht von uns geerntet sind sie ein willkommenes Winterbuffet für viele Früchte fressende Vögel.
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Wilde Malve

Wilde Malve
Die Malve gehört zu den ältesten Nutzpflanzen und wurde schon sehr früh als Gemüse- und Heilpflanze angebaut. Ein spanisches Sprichwort besagt: „Die Malve im Gemüsegarten lässt den Doktor draußen warten“. Und auch die alten Chinesen schätzten die Malve als Heilmittel gegen Husten und andere Beschwerden der Atemwege. Bei uns ist sie mit ihren dekorativen rosa bis violetten Blüten oft in Teemischungen zu finden. Gleichzeitig ist sie mit ihren vielen Blüten an oft ausladenden Zweigen und der langen Blütezeit eine wichtige Bienen- und Insektenweide. So werden Malven zusammen mit anderen Bienenweiden als Blühstreifen am Rande von landwirtschaftlichen Monokulturen angebaut. Außerdem ist die Pflanze im Test als alternative Energiepflanze und hat zusammen mit Beifuß und Rainfarn bereits gute Erfolge gezeigt, die sich zusätzlich positiv auf Landschaftsbild und Boden auswirken.

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Besonders in Bauern- und Klostergärten hat die Ringelblume seit langem ihren festen Platz und ziert ab Mitte Juni mit ihren intensiv orangenen (Calenduala officinalis) und gelben Blüten die Beete. Dabei ist sie weit mehr als eine Zierpflanze.

ringelblume

Ringelblume

Sie ist ein traditionelles Heilmittel zur äußerlichen und innerlichen Anwendung, das bereits Hildegard von Bingen zu schätzen wußte.

Ihre Blüten sind außerdem eine wunderbare Ergänzung in Salaten und Kräuterbutter und sie unterstützt die Bodengesundheit da sie hilfreich bei schädlichen Wurzelnematoden (Fadenwürmer) wirkt.

Die Ringelblume passt in jeden Garten und ist dabei leicht zu kultivieren – auch Schnecken mögen sie nicht besonders – und hat sie sich im Garten erst einmal ethabliert, sät sie sich von Jahr zu Jahr selbst aus.

Ringelblumenbutter
Ein einfaches Rezept für eine Kräuterbutter mit Ringelblumen kombiniert mit Basilikum:

250 g weiche Butter
Blütenblätter von 5-6 Ringelblumen
1 Sträußchen Basilikum
Salz und Curcuma (färbt schön gelb und ist gut für die Verdauung)

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Ringelblumenbutter

Ringelblumen und Basilikum klein schneiden und zusammen mit den anderen Zutaten mit der Gabel zerdrücken und gut vermischen. Kalt stellen und wenn die Butter wieder fest geworden ist zu Fisch, hellem Fleisch und aufs Brot reichen.

Natürlich können die Ringelblumenblüten auch mit anderen Kräutern kombiniert werden. Die Butter lässt sich portionsweise gut für den Wintervorrat einfrieren.

Ringelblumensalbe
Traditionell wird Ringelblumensalbe mit Schweineschmalz hergestellt und bei Verbrennungen, Wunden, Geschwüren, Quetschungen und Ekzemen eingesetzt. Dabei grundsätzlich nur Schweinzeschmalz aus biologischer Produktion verwenden und um den intensiven Geruch zu mindern, etwas duftendes und gut hautverträgliches ätherisches Öl hinzufügen. Es lässt sich außerdem auch eine vegetarische Variante aus Ölauszug und Bienenwachs herstellen, die sich besonders gut als Lippenbalsam eignet.

Salbe mit Schweineschmalz:
100 g Schweineschmalz
1 Handvoll Ringelblumenblüten
5 Tropfen ätherisches ÖL, z. B. Lavendel

Das Schweineschmalz in einem kleinen Topf bei niedriger Temperatur schmelzen und dann die Ringelblumenblüten einrühren. Das Fett sollte gut mir Blüten gesättigt sein, jedoch die Blüten bedecken. Eine halbe Stunde auf dem warmen Ofen lassen, ohne dass das Fett zu Kochen beginnt. Anschließend vom Herd nehmen und über Nacht ziehen lassen. Dann wieder erwärmen, durch ein Teefilter in ein Salbentöpfchen abseihen, das ätherische Öl einrühren und bei geöffnetem Deckel abkühlen lassen. Gekühlt aufbewahren.

Salbe aus Ölauszug und Bienenwachs:
90 ml Ringelblumenölauszug
7 g Bienewachs

Den Ölauszug kann man wie folgt selbst herstellen: Ringelblumen in einer kleinen Flasche in Pflanzenöl (Olivenöl ist gut geeignet) einlegen, sodass die Blüten komplett bedeckt sind und keine Luftbläschen im Öl sind. Für 6 – 8 Wochen an einem sonnigen Platz ziehen lassen. Für einen schnellen Ölauszug das Pflanzenöl sanft erwärmen und die Ringelblumenblüten ca. 30 Minuten im warmen, aber nicht kochendem Öl ziehen lassen. Den Ringelblumenauszug durch ein Teefilter abseihen und mit dem Bienenwachs erwärmen bis dieses geschmolzen ist. In ein Salbentöpfchen füllen und bei offenem Deckel abkühlen lassen.

Sollte eine festere oder weichere Konsistenz gewünscht sein, kann dies durch die Zugabe von mehr Öl bzw. Bienenwachs erreicht werden. Eine Probe der Festigkeit kann man wie bei einer Gelierprobe für Marmelade vornehmen.

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Getrocknete Ringelblumenblüten

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Für die innere Anwendung lässt sich aus Ringelblumen ein Tee zubereiten der positiv auf die Verdauung, das Nervensystem und bei Frauenbeschwerden wirkt. Hierfür die Blüten mit heißem Wassser überbrühen und ca. 5 Minuten ziehen lassen. Ringelblumenblüten eignen sind auch sehr gut zusammen mit anderen Kräutern für die verschiedensten Teemischungen.

Zur Aufbewahrung lassen sich Ringelblumenblüten trocknen. Entweder in einer Solartrocknungsanlage bei Temperaturen von max. 40 Grad oder an warmen Tagen auf Papier ohne direkte Sonneneinstrahlung. Gut verschlossen und dunkel aufbewahren.